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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Annette wurde nachdenklich. ‹Arme Mama. Man muß gesund und stark bleiben. Das ist das Wichtigste: Man muß gesund und stark bleiben.›
    ‹Ich bin stark wie ein Pferd›, prahlte Felicie.
    Das war sie wirklich. Sie hatte doppelt soviel Kraft wie jedes andere Mädchen im Heim. Und sie war niemals krank.
    Aber sie war dumm, verstehen Sie, dumm wie ein blödes Tier. Ich wunderte mich oft, warum sie immer Annette nachlief, überallhin. Aber es ging von ihr eine Art Faszination aus.
    Manchmal haßte sie Annette, glaube ich, denn Annette war wirklich nicht nett zu ihr. Sie verhöhnte Felicies Langsamkeit und Dummheit und quälte sie in Gegenwart der anderen. Ich habe gesehen, wie Felicie ganz weiß vor Wut wurde. Manchmal habe ich gedacht, daß sie die Finger um Annettes Hals legen und ihr das Leben nehmen würde. Sie war nicht klug und nicht schnell genug, auf Annettes Beleidigungen die richtigen Antworten zu finden, aber sie erfaßte mit der Zeit, daß sie ihr nur ganz Bestimmtes zu erwidern brauchte, das nie seine Wirkung verfehlte. Das war der Hinweis auf ihre Gesundheit und Stärke. Sie erfaßte das, was ich schon wußte: Annette beneidete sie um ihre körperliche Stärke, und instinktiv traf Felicie damit die schwache Stelle ihrer Feindin.
    Eines Tages kam Annette besonders fröhlich zu mir.
    ‹Raoul›, sagte sie, ‹wir werden mit der dummen Felicie einen Scherz machen. Wir werden sterben vor lachen.›
    ‹Was hast du vor?›
    ‹Komm hinter den Vorhang, dann erzähle ich es dir.› Wie es schien, hatte Annette irgendwo ein Buch aufgetrieben. Den größten Teil hatte sie nicht verstanden. Wahrscheinlich war alles ein bißchen zu hoch für sie. Es war ein frühes Werk über Hypnose.
    ‹Es muß etwas Glänzendes sein, steht darin. Ich habe dazu die Messingkugel an meinem Bettgestell ausgesucht. Man kann sie drehen. Vergangene Nacht ließ ich Felicie sie ansehen. Sieh immer nur den Knopf an! habe ich gesagt. Du darfst deinen Blick nicht wegnehmen!
    Dann drehte ich die Kugel. Raoul, ich habe richtig Angst bekommen. Ihre Augen sahen so komisch aus – wie wahnsinnig, schrecklich. Felicie, habe ich sie gefragt, wirst du alles tun, was ich sage? Ich werde alles tun, was du sagst, Annette, hat sie geantwortet. Und dann sagte ich: Morgen um zwölf Uhr wirst du eine weiße Wachskerze auf den Spielplatz mitbringen und sie dort aufessen. Wenn dich jemand fragt, sagst du, es sei die beste Zuckerstange, die du je gegessen hättest. Oh, Raoul, denk dir das bloß aus!›
    ‹So etwas wird sie nie wirklich tun›, warf ich ein.
    ‹In dem Buch steht aber, daß sie es doch tut. Ich kann es auch nicht glauben – aber, oh, Raoul, wenn das alles stimmt, was in dem Buch steht, was gäbe das für einen Spaß!› Ich selbst fand die Idee auch lustig. Wir erzählten es unseren Kameraden, und um zwölf waren wir alle auf dem Spielplatz. Pünktlich auf die Minute kam Felicie mit einer Kerze und begann feierlich, daran herumzuknabbern. Ja, meine Herren, wir waren alle ganz aus dem Häuschen! Jeden Augenblick ging ein anderes Kind zu Felicie und fragte sie, ob das gut schmecke, was sie da äße. Und Felicie antwortete jedes mal, daß es die beste Zuckerstange sei, die sie je gegessen habe.. . Wir bogen uns vor lachen. Wir lachten so laut, daß der Lärm Felicie aufzuwecken und in die Wirklichkeit zurückzurufen schien. Sie blinzelte erstaunt mit den Augen, starrte auf die Kerze, dann auf uns. Schließlich fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn. ‹Ja, was tue ich denn da?› murmelte sie.
    ‹Du ißt eine Kerze!› brüllten wir.
    ‹Ich befahl dir das. Ich befahl dir das!› schrie Annette vor Freude und tanzte herum.
    Felicie starrte sie einen Moment lang an. Dann ging sie langsam auf Annette zu.
    ‹Dann bist du es, die mich lächerlich gemacht hat. Ich glaube, ich erinnere mich. Oh, ich werde dich dafür töten.›
    Sie hatte das sehr ruhig gesagt, so daß Annette plötzlich wegrannte und sich hinter mir versteckte.
    ‹Rette mich, Raoul! Ich habe Angst vor Felicie. Es war doch nur ein Scherz, Felicie. Nur ein Scherz.›
    ‹Ich mag solche Scherze nicht›, sagte Felicie. ‹Versteht ihr? Ich hasse dich. Ich hasse euch alle!›
    Dann brach sie plötzlich in Tränen aus und rannte fort.
    Annette war, glaube ich, über das Ergebnis ihres Experiments erschrocken und versuchte nicht, es zu wiederholen. Doch von diesem Tage an schien ihre Herrschaft über Felicie noch stärker geworden zu sein.
    Ich glaube heute, Felicie haßte

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