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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Locken schüttelte sie den Kopf, als wollte sie eine Fliege oder einen Gedanken verscheuchen. Schließlich ging sie durch den Garten auf Niccis Schuppen zu, den Körper im Takt zu einer imaginären Musik wiegend.
    »Lust auf ein Tässchen Tee?«
    Mit einem Aufschrei fuhr Lizzie zusammen und ließ die Gartenschere fallen, die auf ihren Zehen landete.
    »Tut mir leid.« David hob die Schere auf. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Puh, nein. Meine Schuld. Ich war total abwesend. Seit wann bist du hier? Oh, entschuldige, das war jetzt total unhöflich. Schließlich ist es dein Haus. Ich habe gar nicht gehört, dass du zurückgekommen bist.«
    David grinste etwas einfältig. »Oh, ich bin erst seit Kurzem zurück.«
    Lizzie wischte sich die Hände an den Jeans ab. Ihre Handflächen waren verschwitzt von der Arbeit, der Hitze und etwas anderem. Sie nahm David die Gartenschere ab und klickte den Sicherheitsbügel zu. »Ich werde jetzt besser verschwinden«, sagte sie. »Lass mich nur schnell meine«, sie hielt inne, »ähm, Niccis Sachen zusammenräumen.«
    »Bleib ruhig hier«, sagte David. »Du störst wirklich nicht. Die Mädchen sind bei meinen Eltern. Und ich, na ja, ich hänge so herum.« Er warf einen Blick über die Schul ter. »Und drücke mich davor, diesen dämlichen Rasen zu mähen.«
    Sie grinsten sich zu.
    »Bist du sicher?«, fragte Lizzie. »Ich meine, vielleicht willst du deine Ruhe haben. Schließlich ist es dein Zuhause.«
    David schüttelte den Kopf. »Ist okay. Wie gesagt, ich habe nichts Besonderes vor.«
    »Ich bin gerade dabei, dieses Monster zu stutzen«, Lizzie deutete auf den riesigen Strauch vor ihr, »bevor es den Weg völlig blockiert.«
    »Undankbare Aufgabe«, bemerkte David. »Das Ding wächst wie irre. Und je mehr man es beschneidet, desto schneller wächst es. Hässliches Teil.«
    Lizzie lächelte. »Früher sah der Strauch nicht so hässlich aus. Vielleicht habe ich den Dreh noch nicht raus.«
    »Oder vielleicht bist du noch nie so nah davor gestanden. Ich wollte gerade Wasser aufsetzen. Earl Grey? Oder etwas Stärkeres?«
    »Verlockend, aber lieber nicht, ich bin mit dem Auto da. Earl Grey, bitte. Wenn du wirklich gerade dabei bist.«
    »Schon so gut wie gemacht.«
    Sie sah ihm nach, wie er zum Haus ging.
    Je weiter David sich entfernte, desto mehr sackten seine Schultern nach unten. Wie die Entwicklung des aufrechten Ganges im Rückwärtslauf. Wie viel Anstrengung mochte es ihn kosten, sich gut gelaunt und fröhlich zu geben? Es erin nerte sie an Niccis Leichenschmaus, den Abend, als sie beob achtet hatten, wie er aus dem Schuppen ging, in der Dun kel heit verschwand und im Lichtschein der offenen Küchentür wieder auftauchte. Sein Schuppen gehörte ihm nicht mehr, war von den Freundinnen seiner Frau in Beschlag genommen worden. Seine Küche gehörte ihm nicht mehr, war voller Trauergäste. Seine Frau … für immer gegangen. Seine Schritte klatschten im Matsch, seine Schultern waren von Verantwortung, Kummer und Schmerz gebeugt.
    »Danke.« Lizzie nahm die Tasse entgegen und nippte vorsichtig an dem heißen Tee. »Keine Ahnung, warum ich mir nicht selbst einen gemacht habe.« Sie nickte in Richtung des Schuppens, in dem sich, wie sie beide wussten, Niccis Teekessel befand. »Aber ich war nur von dem Wunsch beseelt, dieses Monster von Strauch zu bezwingen.«
    »Wie gesagt«, erwiderte er grinsend, »gegen das Ding hast du keine Chance. Nicci ist jahrelang mit dem verfluchten Strauch im Kampf gelegen. Und hat ihn nie besiegt. Sie war kurz davor, sich geschlagen zu geben und ihn mit Stumpf und Stiel auszureißen …«
    Sein Lächeln verrutschte. Schweigend saß er da, umfasste mit beiden Händen seine Tasse und versuchte, nicht an den anderen Kampf zu denken, den Nicci verloren hatte. Überrascht stellte er fest, dass das Schweigen keineswegs unangenehm war.
    »Ich hoffe, du nimmst mir mein Eindringen nicht übel«, sagte Lizzie schließlich. »Ich weiß, ich hätte vorher anrufen sollen. Tut mir leid. Ich habe einfach auf dem Rück weg vorbeigeschaut. Auf gut Glück sozusagen. Und als du nicht zu Hause warst, nun ja«, entschuldigend zuckte sie die Achseln, »da bin ich eben reingegangen.«
    »Auf dem Rückweg von wo?«
    »Vom Pflegeheim meiner Mutter. Du weißt schon …« Ihre Stimme verlor sich.
    »Wie geht es ihr?« Die arme Lizzie, er hatte ganz vergessen, dass ihre Mum Alzheimer hatte. Allerdings hatte er mit ihr noch nie darüber gesprochen. Er wusste es nur aus

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