Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
Vom Netzwerk:
Saal gerufen, um eine Zeugenaussage zu machen, und dabei kam es zu einer seltsamen Szene. Während er sprach, gestikulierte er, und der Blick des Richters fiel auf seine Hand. An einem Finger steckte der Verlobungsring einer Frau.
    »Was ist das für ein Ring?«, fragte der Richter.
    »Das ist Barbaras Verlobungsring«, antwortete Salvatore, sah aber den Richter dabei nicht an, sondern fixierte Mele erneut mit einem durchdringenden Blick. »Sie hat ihn mir geschenkt.«
    Mele wurde für schuldig befunden, den Doppelmord allein begangen zu haben, und zu vierzehn Jahren Haft verurteilt.

    1982 begannen die Ermittler nun, eine Liste möglicher Komplizen bei dem Mord von 1968 aufzustellen. Darauf standen die beiden Vinci-Brüder Salvatore und Francesco, des Weiteren Piero Mucciarini und der »Schatten«, den Natalino erwähnt hatte.
    Die Ermittler waren sich sicher, dass die Waffe nicht in den Wassergraben geworfen worden war, wie Stefano behauptet hatte. Eine Waffe, die bei einem Mord benutzt worden war, wurde niemals unvorsichtig verkauft, verschenkt oder weggeworfen. Einer von Meles Komplizen musste sie mit nach Hause genommen und sorgfältig versteckt haben, vermuteten sie. Sechs Jahre später war die Pistole wieder aus ihrem Versteck hervorgekommen, gemeinsam mit derselben Schachtel Munition, um zur Waffe der Bestie von Florenz zu werden.
    Die Waffe aufzuspüren, das war der Schlüssel zur Lösung des Falls.

    Die Ermittlung der Sardinien-Spur konzentrierte sich zuerst auf Francesco Vinci, weil er der balente war, der Dreiste, der Kerl mit dem Vorstrafenregister. Er war gewalttätig, er hatte bereits mehrere seiner Freundinnen verprügelt, und er trieb sich mit Verbrechern herum. Salvatore hingegen schien ein ruhiger Typ zu sein, ein Mann, der immer hart gearbeitet und noch nie Ärger mit dem Gesetz gehabt hatte. Seine Weste war blitzsauber. Der toskanischen Polizei, die keinerlei Erfahrung mit Serienmördern hatte, erschien Francesco Vinci wesentlich verdächtiger.
    Die Ermittler gruben mühselig Stückchen von Indizienbeweisen gegen Francesco aus. Sie konnten ihm nachweisen, dass er zum jeweiligen Tatzeitpunkt nicht weit von den beiden Tatorten entfernt gewesen war. Bei seinen zahlreichen Raubüberfällen, Viehdiebstählen und Eskapaden mit allen möglichen Frauen kam er sehr viel herum. Zum Zeitpunkt des Doppelmords in Borgo San Lorenzo 1974 beispielsweise war er in der Nähe des Schauplatzes gewesen – das konnten sie ihm dank eines Streits mit einem eifersüchtigen Ehemann nachweisen, an dem auch sein Lieblingsneffe Antonio, der Sohn von Salvatore Vinci, beteiligt war. Zum Zeitpunkt des Doppelmords in Montespertoli hatte Francesco sich ebenfalls in der Nähe aufgehalten, wiederum zu Besuch bei Antonio, der damals zufällig in einem Dorf nur sechs Kilometer vom Tatort entfernt wohnte.
    Einer der bedeutendsten Beweise gegen Francesco brauchte jedoch eine Weile, bis er zutage kam. Mitte Juli berichteten die Carabinieri aus einem Ort an der südlichen Küste der Toskana den Ermittlern in Florenz, dass sie am 21. Juni ein Auto gefunden hatten, das im Wald unter Ästen und Zweigen versteckt gewesen war. Als sie endlich dazu gekommen waren, das Nummernschild zu überprüfen, hatten sie festgestellt, dass es Francesco Vinci gehörte.
    Das erschien sehr bedeutsam für den Fall: Der 21. Juni war nämlich der Tag, an dem Spezi und die anderen Journalisten (fälschlicherweise) öffentlich machten, eines der Opfer von Montespertoli habe lange genug überlebt, um auszusagen. Vielleicht hatte diese Nachricht den Mörder doch erschreckt und dazu bewegt, sein Auto zu verstecken.
    Die Carabinieri holten Vinci erneut zur Befragung ab. Er begann mit einer Geschichte über eine Frau und einen eifersüchtigen Ehemann, doch die war nicht sonderlich glaubhaft und erklärte auch nicht so recht, warum er sein Auto hatte loswerden wollen.
    Francesco Vinci wurde im August 1982 festgenommen, zwei Monate nach den Montespertoli-Morden. Damals sagte der zuständige Untersuchungsrichter der Presse: »Nun besteht die Gefahr, dass ein weiterer Mord geschehen könnte, womöglich noch spektakulärer als zuvor. Die Bestie könnte versucht sein, wieder in Aktion zu treten, um sich als Urheber dieser Morde auszuweisen.« Das waren seltsame Worte aus dem Mund eines Richters, der gerade die Festnahme eines Verdächtigen verkündet hatte, doch sie zeigten die gewaltige Unsicherheit der Ermittler, ob sie auch den richtigen Mann hatten.
    Herbst und Winter

Weitere Kostenlose Bücher