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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Francesco gewesen, um dann wiederum zuzugeben, dass sein Vater ihm gesagt habe, er solle Francesco nennen. Er beschrieb den »Schatten« eines weiteren Mannes am Tatort und sprach vage von einem »Onkel Piero«, der ebenfalls dort gewesen sei, ein Mann, der »den Scheitel rechts trägt und nachts arbeitet« – das musste sein Onkel Piero Mucciarini gewesen sein, der als Bäcker arbeitete. Dann behauptete der Junge, er könne sich an gar nichts erinnern.
    Einer der Carabinieri-Offiziere, frustriert von den sich ständig widersprechenden Aussagen des Kindes, drohte Natalino: »Wenn du uns nicht die Wahrheit sagst, bringe ich dich zurück zu deiner toten Mutter.«
    Die einzige Information des Jungen, die die Ermittler für verlässlich und nützlich hielten, war die, dass er seinen Vater am Tatort gesehen hatte, mit einer Waffe in der Hand. Als betrogener Ehemann gab er den perfekten Verdächtigen ab. Sie nahmen Stefano Mele noch in derselben Nacht fest und widerlegten rasch sein erbärmliches Alibi, er sei krank und zu Hause gewesen. Der Paraffintest enthüllte Nitratspuren zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand, das klassische Muster bei jemandem, der kürzlich einen Schuss aus einer Handfeuerwaffe abgegeben hatte. Selbst einem Dummkopf wie Mele war klar, dass es nach diesem Test keinen Zweck mehr hatte, zu leugnen, und er gestand, dass er am Tatort anwesend war. Vielleicht dämmerte ihm sogar, dass man ihm alle Schuld in die Schuhe schieben wollte.
    Vorsichtig und angstvoll erzählte Mele den Carabinieri, die ihn vernahmen, dass Salvatore Vinci der wahre Mörder sei. »Eines Tages«, erklärte er, »hat er mir gesagt, dass er eine Pistole hat … Er war es, er war der eifersüchtige Liebhaber meiner Frau. Er hat gedroht, sie umzubringen, nachdem sie ihn verlassen hatte, mehr als einmal hat er das gesagt. Als ich ihn einmal gebeten habe, mir geliehenes Geld zurückzugeben, wissen Sie, was er da gesagt hat? ›Ich bringe deine Frau für dich um‹, das hat er gesagt, ›und dann ist meine Schuld beglichen.‹ Wirklich, das hat er gesagt!«
    Doch dann ließ Mele urplötzlich seine Anschuldigungen gegen Salvatore Vinci fallen und nahm die volle Verantwortung für den Doppelmord auf sich. Auf die Frage, was mit der Tatwaffe geschehen sei, gab er nie eine befriedigende Antwort. »Ich habe sie in den Wassergraben geworfen«, behauptete er – doch noch in derselben Nacht wurden der Graben und die nähere Umgebung abgesucht, ohne Erfolg.
    Den Carabinieri gefiel seine Geschichte nicht. Es erschien ihnen unglaubhaft, dass dieser Mann, der offenbar Schwierigkeiten hatte, sich in einem Raum zurechtzufinden, in der Lage gewesen sein sollte, ganz allein zum Tatort zu finden, ohne Auto, viele Kilometer entfernt von seinem Haus, um dort den Liebenden aufzulauern und sieben Schüsse auf sie abzugeben. Als sie ihn unter Druck setzten, beschuldigte Stefano wieder Salvatore. »Er ist der Einzige, der ein Auto hatte«, sagte er aus.
    Die Carabinieri beschlossen, die beiden zusammenzubringen und zu beobachten, was dann geschah. Sie holten Salvatore ab und brachten ihn auf die Station. Die Offiziere, die dabei waren, haben später alle erklärt, dass sie diese Begegnung niemals vergessen würden.
    Salvatore betrat den Raum, plötzlich der balente persönlich, voll machohafter Selbstsicherheit. Er blieb stehen und starrte Mele durchdringend und wortlos an. Mele brach in Tränen aus, warf sich Salvatore zu Füßen, kroch vor ihm auf dem Boden herum und schluchzte. »Verzeih mir! Bitte verzeih mir!«, rief er aus. Vinci wandte sich ab und ging, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Er besaß eine unerklärliche Macht über Stefano Mele, die Fähigkeit, diesem eine so starke omertà abzufordern, dass Mele lieber eine lebenslange Gefängnisstrafe riskierte, als sich gegen Vinci aufzulehnen. Mele widerrief seine Behauptung, Salvatore habe geschossen, sofort und beschuldigte nun wieder Salvatores Bruder Francesco. Unter Druck gesetzt, kehrte Mele jedoch schließlich zu der Aussage zurück, er habe den Doppelmord ganz allein begangen.
    Damit waren die Polizei und der zuständige Ermittlungsrichter zufrieden. Abgesehen von einigen Details, war das Verbrechen doch im Wesentlichen aufgeklärt: Sie hatten das Geständnis des betrogenen Ehemanns, gestützt von forensischen Indizien und der Aussage seines Sohnes. Mele wurde also als Einziger wegen Mordes angeklagt.
    Während des Prozesses vor dem Schwurgericht wurde Salvatore Vinci in den

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