Die Bestien - Thriller (German Edition)
auf Suzie. Nur noch fünf Minuten entfernt.
Ich komme, Kleine. Halt nur noch ein bisschen durch …
Er tut Suzie weh, Jim, er … er macht Sachen mit ihr …
Jim fährt weiter über den Highway, der sich von vier Spuren auf zwei verengt hat. Er ist jetzt von Wäldern umgeben.
Helen und Suzie wohnen in einem winzigen Häuschen in einer Gegend mit vielen Geringverdienern und Drogenabhängigen. Nicht, dass diese beiden Dinge notwendigerweise Hand in Hand gingen – Jim kennt eine Menge reicher Leute, die schlimmere Junkies sind als die meisten Menschen hier, und er kennt arme Familien, die absolut clean sind und hart arbeiten –, aber in diesem Teil der Stadt scheinen sie sich irgendwie zusammenzurotten.
Jim wird langsamer und biegt auf die erste von drei Straßen ab, die zu Helens Haus führen, und es gelingt ihm erneut, einigen Abstand zwischen sich und die Bullen zu bringen. Er ist hier schon so oft abgebogen – und sehr oft zu schnell –, dass er genau weiß, wie er die Kurve nehmen muss. Die Bullen, die wahrscheinlich nicht erwartet haben, dass er bei dem Tempo abbiegen würde, scheinen davon überrascht worden zu sein und sind entweder übers Ziel hinausgeschossen oder versuchen gerade, mit ihrem ins Schleudern geratenen Wagen fertig zu werden. Was auch immer der Grund dafür ist, Jim kann weder ihre Lichter sehen noch ihre Sirene hören, als er die Parry Street hinunterrast.
Wenn er es nur bis zur nächsten Abzweigung schafft, bevor sie ihn wieder einholen, gewinnt er etwas Zeit, während sie durch die Gegend fahren und versuchen, ihn zu finden. Vielleicht kann er sie ja sogar ganz abschütteln. Leider ist die nächste Straße – Fairfax – fast am anderen Ende der Parry, deshalb stehen die Chancen, dass er sie erreicht, bevor die Bullen wieder alles unter Kontrolle haben, eher gering.
Die Nachbarschaft ist recht ruhig für einen Samstagabend. Doch als Jim sich der Fairfax nähert, wird die Stille durch das Dröhnen von Polizeisirenen durchbrochen.
Als er auf die dunkle, verlassene Straße einbiegt, ist er zuversichtlich, dass die Cops ihn nicht gesehen haben.
Die Fairfax ist von weniger Häusern gesäumt, dafür von mehr Ackerland. Jim erinnert sich daran, dass Suzie ihm einmal erzählt hat, wie gruselig es nachts hier draußen ist. Sie hat ihm von den Vogelscheuchen der Farmen in der Nachbarschaft erzählt. Sie hatte Angst, dass sie kommen und sie holen. Suzie hat ihm auch erzählt, dass sie manchmal, wenn die Streitereien zwischen Helen und Ryan zu schlimm werden, nach draußen geht und durch die Straßen spaziert – nicht gerade die beste Gegend für so was. Es war ihr ein wenig peinlich, als sie mit Jim darüber gesprochen hat. Sie meinte, Zwölfjährige sollten eigentlich keine Angst mehr vor der Dunkelheit oder so albernen Dingen wie Vogelscheuchen haben, schließlich sei sie ja schon fast erwachsen und sollte sich allmählich auch so benehmen, und nicht mehr wie ein dummes kleines Kind. Jim hat ihr versichert, dass es überhaupt nicht dumm ist, sich vor der Dunkelheit zu fürchten oder vor Vogelscheuchen, und dass er diese Dinge auch unheimlich findet, obwohl er ein 20-jähriger Mann ist. Darüber musste sie lachen. Es hat sie ein wenig beruhigt, und das letzte Mal, als er mit ihr gesprochen hat, neulich Abend, vor zwei Tagen, hat sie ihm zugeflüstert, dass sie keine Angst mehr vor den Vogelscheuchen hat.
Ist auch verdammt noch mal kein Wunder, denkt Jim, als er auf die Clark Street abbiegt. Es gibt jetzt ein anderes, sehr reales Ungeheuer, vor dem sie sich fürchten muss.
Als er vor Helens Haus vorfährt, kann er in der Ferne das Heulen der Polizeisirenen hören.
Jim hält sich nicht damit auf, den Motor abzustellen – sobald der Wagen steht, springt er hinaus und rennt über den Rasen. Als er sich der Haustür nähert, zieht er seine Pistole.
Die Tür ist nicht verschlossen, und Jim stürzt ins Haus. »Suzie!«, brüllt er und lässt seinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Der Fernseher läuft, und auf dem Teppich sind Blutflecken und ein Haufen Bierdosen, aber keine Spur von Suzie oder den anderen.
Die Waffe bereit, rennt Jim den Flur runter zur ersten Tür – Helens Schlafzimmer – und stürmt hinein. Das Licht brennt, und Helen sitzt zusammengekauert in der hinteren Ecke des Zimmers, zitternd, das Gesicht blau und geschwollen, Arme, Gesicht und Bademantel blutverschmiert. Sie sieht zu ihm auf und – und das verstört ihn wirklich – lächelt ihn an, ihre Zähne strahlend
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