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Die Bestien - Thriller (German Edition)

Die Bestien - Thriller (German Edition)

Titel: Die Bestien - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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gewesen, die den Landstreicher gefasst hatten, und das bereits eine Stunde nach Beginn der Jagd. Es war Stan gewesen, der dem Mann eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
    Erst später, als er neben Hal über die Leiche gebeugt stand, den säuerlichen Geschmack von Erbrochenem im Mund, hatte Stan die Wahrheit erfahren. Dieser Landstreicher mit den zerfetzten Klamotten und dem zerfurchten Gesicht, das er hinter einer dichten Mähne und einem Bart versteckte, hatte Mary entgegen aller Gerüchte gar nicht vergewaltigt. Diese Geschichte hatten Hal und seine Männer in Umlauf gebracht. Nein, in Wahrheit hatte der Mann der jungen Mary auf ihrem Nachhauseweg von der Schule nur Angst verursacht – offensichtlich war sie über seinen Anblick so erschrocken, dass sie sich eingebildet hatte, er wolle ihr etwas antun, und war weinend nach Hause gerannt.
    Dann waren die Dinge außer Kontrolle geraten, und schon bald hatte sich ein nichtiger Vorfall – entfacht von Hal und von Mary und ihrer Familie weiter geschürt – in eine Vergewaltigung verwandelt.
    Als Stan Hal zur Rede gestellt hatte, weil er ihn und den Rest der Stadt belogen hatte, hatte Hal nur gelacht und gesagt, es spiele doch keine Rolle – dieser Typ sei ja nur ein Landstreicher und irgendwo und irgendwann hätte er sicher einem Mädchen etwas angetan. So sei es doch besser, dass sie ihn geschnappt hatten, bevor er die Möglichkeit dazu bekam. Stan habe der Stadt also genau genommen einen Gefallen getan.
    Das war das letzte Mal gewesen, dass Stan auf die Jagd gegangen war.
    Er konnte Hal danach nicht mehr vertrauen. Es war der Anfang vom Ende ihrer Freundschaft gewesen. Außerdem hatte er damals zum ersten Mal den wahren Charakter von Hal erlebt, denn Hal hatte ihm anschließend befohlen, niemandem von der Lüge zu erzählen. Die Art, wie er vor Stan gestanden hatte, dieser finstere Ausdruck in seinen Augen … Das war eine Seite von Hal, die Stan nie zuvor gesehen hatte, und er wünschte sich, sie auch nie wieder sehen zu müssen.
    Auch wenn Stan also an keiner ihrer schändlichen Aktivitäten teilnahm, kannte er dennoch die Regeln. Der alte Sam kannte sie ebenfalls, doch wenn er dem Alkohol zu sehr zusprach, glich sein Mundwerk einer billigen Hure in einer Samstagnacht: durchgehend geöffnet.
    Stan schnappte sich ein sauberes Glas aus dem Regal, griff nach einem Geschirrtuch und begann, das Glas zu polieren und so zu tun, als sei er beschäftigt, aber er beobachtete nach wie vor alles wachsam aus dem Augenwinkel.
    Als Dale Sam erreichte, schlug der Sergeant dem alten Mann kräftig mit der Hand auf die Schulter.
    Sam fuhr hoch.
    »Hallo Sam.«
    Sam zitterte sichtlich und sagte: »Oh, äh, hey, Dale. Was gibt‘s?«
    »Würde es dir was ausmachen, mich zu begleiten? Ich möchte mich gern mal mit dir unterhalten.«
    Sam schluckte, dann erwiderte er: »Kann ich erst noch mein Bier austrinken? Ich bin noch nicht fertig.«
    »Das kannst du mitnehmen.«
    Obwohl Stan Sams Blick auf sich spürte, der ihn um Hilfe anflehte, konnte er nicht das Geringste tun. Der alte Trunkenbold hatte Mist gebaut, und nun musste er die Folgen tragen.
    Sam umklammerte die Flasche Coors und erhob sich. Er schwankte, aber Stan war sich nicht sicher, ob das am Alkohol oder an seiner Angst lag.
    »Hey, Stan«, sagte Dale.
    Stan hörte auf, das Glas zu polieren, und wandte sich dem Sergeant zu. »Ja, Dale?«
    Dale hob seinen anderen Arm. Er hielt ein Taschenbuch in seiner großen Hand, das er auf den Tresen knallte. »Das wurde, äh, von einem Typen von auswärts gespendet. Ich weiß doch, dass du gerne liest – willst du es?«
    Stan schaute nach unten. Das Taschenbuch sah alt und ziemlich ramponiert aus, die Seiten zerknittert und vergilbt. Es war irgendein Horror-Schundroman von einem Autor, von dem er noch nie etwas gehört hatte. »Danke, Dale, aber das ist nicht wirklich mein …«
    »Komm schon, nimm es«, forderte Dale ihn mit einem Lächeln auf, aber unter der Oberfläche dieses Grinsens lag etwas Düsteres. Stan wusste, dass dies kein Angebot, sondern ein Befehl war.
    »Klar, danke«, erwiderte Stan, nahm das Buch und legte es zur Seite. Er würde es bei der nächsten Gelegenheit loswerden, vielleicht im Hinterhof in die große Mülltonne werfen.
    Dale zwinkerte ihm zu und sagte dann: »Komm, Sam, lass uns gehen.«
    Als die beiden die Kneipe verließen, sah Sam neben Sergeant White wie ein Zwerg aus. Unzählige Augen folgten dem Paar, aber die meisten Gäste wirkten eher neugierig oder

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