Die Bestien - Thriller (German Edition)

der Suche nach Ärger – in ihre Stadt gerollt war.
    Auf Stan hatte der Mann, Jim, allerdings einen recht anständigen Eindruck gemacht. Er war ihm eigentlich nicht wie ein Rowdy vorgekommen ... Himmel, der Typ hatte sich ja noch nicht mal einen Drink bestellt, sondern nur ein paar Gläser Limonade – auch wenn Chief Bailey seinen Gästen etwas ganz anderes erzählt hatte.
    Ein echter Unruhestifter, der nur den ganz harten Stoff trinkt – keinen läppischen Whiskey oder Rum, oh nein, der Kerl trinkt Cola!
    Stan schüttelte den Kopf.
    Er wusste nicht, was draußen vorgefallen war. Er hatte angenommen, der große Typ gehe nur mal auf die Toilette, aber im nächsten Moment war ein Schuss gefallen und Dale hatte alle ermahnt, Ruhe zu bewahren und einfach zu bleiben, wo sie waren.
    Stan konnte sich zwar nicht sicher sein, aber er vermutete, dass der Schuss etwas mit Hal und Darlene zu tun gehabt hatte. Er hatte zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass heute Abend irgendetwas Seltsames in der Luft lag, als Officer Buck in die Kneipe gestolpert war, den Raum nervös gescannt und, nachdem er ihn entdeckt hatte, sofort zu dem Tisch geeilt war, an dem der Chief mit Dale und Luke Ryder saß. Randall hatte Hal kurz etwas ins Ohr geflüstert und war dann wieder verschwunden, nur um ein paar Minuten später mit Darlene an seiner Seite wieder aufzutauchen. Das arme Mädchen hatte nervös gewirkt, und das hatte sich auch nicht geändert, als Hal sich erhoben und sie mit in den hinteren Bereich der Kneipe genommen hatte.
    Als Stan bemerkt hatte, wie ängstlich Darlene aussah, hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihnen zu folgen und nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Aber wie üblich war er zu dem Schluss gekommen, dass es ihn nichts anging, und hinter seiner Bar geblieben.
    Nur wenig später, als er Sam gerade seine fünfte Flasche Coors an diesem Abend reichte, hatte Jim die Kneipe betreten.
    Das war der Moment gewesen, in dem Stans ohnehin schon nervöser Magen angefangen hatte, Purzelbäume zu schlagen. Auch wenn er nicht unbedingt der Ansicht gewesen war, dass der Fremde nach Ärger suchte, hatte er gespürt, dass der Ärger trotzdem nicht lange auf sich warten lassen würde. Es war, als habe Jim irgendetwas mit nach Billings gebracht, das Stan besonders nervös machte.
    Stan wandte sich Sam zu, der nach seiner Begegnung mit Dale immer noch vollkommen durcheinander wirkte. »Wie sieht‘s mit Bier aus? Brauchst du noch eins?«
    »Nee. Ich bin noch mit dem hier beschäftigt.«
    Die Kneipentür öffnete sich, Dale und Luke kamen herein. Der große Sergeant sagte irgendetwas zu Luke, Luke nickte und trottete zu einem freien Tisch hinüber. Dale blieb an der Tür stehen. Als sein Blick Sam traf, steuerte er auf ihn zu.
    Oh Scheiße.
    Stan hatte befürchtet, dass so etwas passieren würde. Von dem Moment an, als Sam den Mund aufgemacht und dem Fremden gegenüber die Hütte erwähnt hatte, fürchtete Stan, dass sie Sam dafür zurechtweisen würden. Der alte Sam wusste es eigentlich besser, als mit irgendjemandem, der nicht eingeweiht war – was die meisten Einwohner der Stadt einschloss, da sie nichts von den schmutzigen Dingen ahnten, die sich da oben abspielten – über irgendetwas zu sprechen, das mit der Hütte zu tun hatte.
    Stan wusste von diesen Dingen.
    Auch wenn er noch nie bei einem dieser »Poker«-Abende dabei gewesen war, hatte er einmal, vor achtzehn Jahren, an einer Jagd teilgenommen. Die Erfahrung bescherte ihm heute noch gelegentlich Albträume, die ihn, von kaltem Schweiß überströmt, aus dem Schlaf rissen.
    Das Ganze hatte sich zugetragen, als Hal und er noch gute Freunde gewesen waren, bevor sie sich zerstritten hatten. Ein alter Landstreicher war eines Tages im Frühling in die Stadt gekommen und beschuldigt worden, die sechzehnjährige Mary Lewis vergewaltigt zu haben. Angeblich war der Fremde, nachdem er die Tat begangen hatte, hinauf in die Berge geflohen, und Hal – gerade erst zum Chief ernannt – hatte einen Suchtrupp aufgestellt, um den Mann zu jagen. Als sie ihn gefragt hatten, ob er helfen wolle, hatte Stan zunächst gezögert. Er war kein Jäger, jagte nur gelegentlich Wild. Aber angesichts der Schwere des Verbrechens hatte er zugestimmt und war, gemeinsam mit etwa einem Dutzend weiterer Männer, in die Berge gezogen, um nach dem Landstreicher zu suchen.
    Da sie zu jener Zeit so eng befreundet gewesen waren, hatten Hal und Stan bei der Suche ein Team gebildet, und sie waren auch diejenigen