Die Bestien - Thriller (German Edition)

gesellte sich zu ihm.
    »Alles okay? Ich dachte, du wolltest nach Hause gehen und dich ein bisschen ausruhen. Ich hab dich erst in ein paar Stunden zurückerwartet.«
    »Planänderung«, erwiderte Stan und nahm eine Flasche Wild Turkey und zwei Gläser aus dem Regal. »Du kannst gehen, wenn du willst. Ich bin jetzt hier.«
    »Gehen?« Walt wirkte verletzt, so als habe man ihn gebeten, eine Geburtstagsparty zu verlassen, bevor der Kuchen serviert wurde.
    »Ich bleibe hier und schließe ab, wenn der Chief sein Okay gibt. Du musst wirklich nicht bleiben.«
    Stan hatte vor, abzuschließen, sobald Walt gegangen war. Er musste darüber nachdenken, was er nun tun sollte. Zur Hölle mit Hal.
    Walt ließ seinen Blick zu Amy schweifen, die an einem der Tische saß. »Und sie? Was macht sie hier?«
    »Sie leistet mir Gesellschaft.«
    Walt grinste und zwinkerte Stan zu. »Ach ja?«
    »Es ist nicht, wie du denkst, Walt.«
    Ein Stirnrunzeln legte sich über Walts faltiges Gesicht. »Was ist los? Du siehst total fertig aus. Und Amy wirkt auch nicht gerade besonders frisch.«
    Stan seufzte, während er Bourbon in die beiden Gläser einschenkte und sie dann mit Eiswürfeln auffüllte. Sie knisterten, als sie in den Whiskey plumpsten. »Es ist nichts, Walt. Ehrlich. Danke für all deine Hilfe, aber du kannst jetzt nach Hause gehen.«
    Stan ging zu Amy hinüber. Er stellte ihr Glas ab und nahm dann einen Schluck von seinem eigenen Whiskey.
    Walt blieb hinter der Bar stehen.
    »Weißt du, ich bin echt überrascht, dass nicht mehr Leute hier gewesen sind, vor allem Jäger. Ich hatte erwartet, dass sie einer nach dem anderen hier auflaufen würden. Abgesehen von Luke Ryder war nur Adam hier.«
    Gott, versteht der den Wink denn wirklich nicht?
    »Jäger«, schnaubte Amy und trank einen kräftigen Schluck Whiskey. »Du warst doch auch mal Jäger, richtig, Walt?«
    Stan verkrampfte sich. »Amy«, flüsterte er.
    »Ja. Und ein verdammt guter obendrein.«
    »Darauf wette ich.«
    »Was sagst du?«, fragte Walt.
    »Nichts«, antwortete Stan.
    »Was?« Amy sah zu Stan hinauf. »Er weiß doch selbst, was er war – ein kaltblütiger …«
    Die Kneipentür schwang auf und knallte gegen die Wand.
    Alle drei zuckten zusammen, schauten zur Tür und sahen Sam Perkins hereinstolpern.
    »Oh mein Gott«, keuchte Amy und sprang auf.
    »Verflucht«, stieß Walt aus.
    Der alte Sam stand zitternd in der Tür. Dann fiel er zu Boden. Sein Kopf schlug lautstark auf dem harten Holzboden auf.
    Stan und Amy eilten zu ihm hinüber. Walt kam etwas langsamer in die Gänge.
    »Was ist denn mit ihm passiert?«, wollte Amy wissen, als sie sich neben den zu Boden gestürzten Mann kniete.
    Stan kniete sich neben sie. Walt blieb hinter ihnen stehen und schaute ihnen über die Schulter.
    Sams Kleider waren zerrissen und mit Blut und Dreck überzogen. Sein Gesicht war am übelsten zugerichtet: Die Augen waren völlig verquollen und das Fleisch drum herum mit tiefblauen und violetten Flecken übersät, an der geschwollenen Nase hing getrocknetes, verschmiertes Blut, und die Wangen und das Kinn waren so tief aufgerissen, dass das blutige Gewebe darunter zu erkennen war. Er sah aus, als habe er Mike Tyson ein Weichei genannt und dann nicht schnell genug wegrennen können.
    Sam war bei Bewusstsein – wenn auch nur gerade so. Er atmete schnell und versuchte, seine Augen zu öffnen, aber entweder war er zu schwach oder es war ihm aufgrund der vielen blauen Flecken nicht möglich. Seine Augenlider flatterten nur.
    »Lieber Himmel, an dem hat sich aber jemand ordentlich ausgetobt«, sagte Walt. »Sam, kannst du mich hören?«
    Sam öffnete den Mund, wie ein Fisch, der nach Luft schnappt. Er gurgelte irgendwelchen Unsinn.
    »Was ist passiert?«, fragte Amy und blickte zu Stan. »Weißt du irgendwas?«
    Stan zögerte.
    »Du weißt doch was. Gott, jetzt sag‘s mir einfach.«
    »Ich weiß nichts Genaues. Nur … na ja, Dale hat ihn letzte Nacht weggebracht, das ist alles, was ich weiß.«
    »Warum?«
    »Er hat Jim von der Hütte erzählt. Sie hatten Angst, dass er mit seinem losen Mundwerk noch mehr ausplaudert, deshalb nehme ich an, dass sie dachten, sie müssten ihm eine Lektion erteilen.«
    Was zur Hölle hat Dale nur mit ihm gemacht?
    »Das ist doch Wahnsinn«, sagte Amy. »Einen Mann zu verprügeln, nur, weil er einem Fremden von der Hütte erzählt hat. Gott, was kommt als Nächstes?«
    »Stan?«, sagte Walt.
    Stan sah zu Walt hinauf und bemerkte sofort den veränderten Ausdruck