Die Bestien - Thriller (German Edition)
hinüber. Sie setzte sich auf seinen Schoß, neigte ihren Kopf nach vorne und küsste ihn.
Stan öffnete seinen Mund und ließ sie ein. Es war kein langer Kuss, aber er jagte trotzdem ein elektrisches Feuerwerk durch seinen Körper. Als Amy sich wieder von ihm zurückzog, sah sie ihm in die Augen und sagte: »Also, was machen wir jetzt?«
»Ich brauch erst mal einen kräftigen Drink.«
»Da sind wir schon zwei. Was willst du?«
»Ich dachte, ich geh zurück ins Davey‘s. Ich wollte sowieso mal nach Walt sehen, und die Alkoholauswahl ist da am größten. Kommst du mit?«
Amy nickte.
Sie sprang auf, und Stan erhob sich.
»Warte kurz hier, bis ich mich frisch gemacht hab, ja?«
Stan sah Amy nach, als sie das Wohnzimmer verließ.
Ich hoffe, ich tue das Richtige, wenn ich Amy da mit reinziehe. Ich will nicht, dass ihr irgendwas passiert.
Er dachte daran, was sie einander gerade gestanden hatten, und ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht.
Ich liebe dich auch. Bist du jetzt glücklich?
Trotz allem, was geschehen war, und trotz all der Dinge, die in den nächsten Stunden vielleicht passieren würden, war er in diesem Moment sehr glücklich.
Er betete nur, dass dieses Gefühl auch anhielt.
ZEHN
Luke Ryder trottete den Hang hinauf, der zur Hütte führte.
Er hatte die vergangene Stunde im Davey‘s verbracht und ein Bier nach dem anderen geleert – das Jagen machte einen ganz schön durstig.
Es war ein langer Weg vom Davey‘s zurück auf den Berg, und weil er am Morgen mit Dale und Hal hinaufgefahren war, hatte Luke keinen Wagen. Als er die Hütte erreichte, drängte das ganze Bier, das er in der Kneipe getrunken hatte, nach draußen. Luke sah, dass der Maschendrahtzaun verschlossen und die Fenster der Hütte dunkel waren. Die Toilette in der Hütte konnte er also nicht benutzen – nur Hal und seine Männer hatten einen Schlüssel zur Hütte.
Mit einer vollen Blase, die allmählich wehtat, ging er daher seitlich an der Hütte vorbei. In der Dunkelheit verlor er ein wenig die Orientierung, doch als er sich dem Rand der Klippe näherte, fand ihn schon bald das Mondlicht wieder.
Luke trat an den Abgrund, legte sein Gewehr zur Seite, öffnete den Reißverschluss und holte seinen winzigen Schwanz heraus. Er leerte seine Blase, und sein beißender Urin spritzte in einem heftigen Strahl über die Klippe. Er seufzte vor Erleichterung, als seine Pisse die Felsen und struppigen Büsche unter ihm goss.
Er war beinahe fertig, als er die Leiche entdeckte.
»Mein Gott«, stieß er aus und wich einen Schritt zurück. Der Urin tröpfelte auf seine Schuhe. »Verdammt«, murmelte er.
Als er endlich leer war, schloss er den Reißverschluss wieder, schnappte sich sein Gewehr und kletterte die Leiter hinunter.
Der Anblick des Toten hatte ihn beinahe umgehend wieder nüchtern werden lassen, aber als er sich dem Klippenboden näherte und die Kleidung sah, die die Leiche trug, krampfte sich sein Magen erneut zusammen.
Luke sprang von der Leiter und ging zu der Stelle hinüber, an der der Körper über die Felsen gespritzt war. Auch wenn sich am Gesicht nur schwer erkennen ließ, um wen es sich handelte – der Kopf war wie eine Kokosnuss gespalten, die Hirnmasse über die Felsen verteilt –, wusste Luke aufgrund der Größe der Leiche ganz genau, wer dort lag: Es war Dale.
»Kacke. Kacke, gottverflucht. Zur Hölle noch mal«, fluchte Luke.
Er konnte nicht sagen, ob Dale erschossen worden oder ob er einfach ausgerutscht und gefallen war.
Oder vielleicht hat ihn einer der Fremden gestoßen.
Ich muss den Chief holen. Auch wenn er krank ist, verdammt, das hier wird er todsicher wissen wollen.
Luke wandte sich von der Leiche ab, eilte wieder zur Leiter zurück und kletterte hinauf, so schnell er konnte.
Das Davey‘s war leer.
Nur Walt war noch da. Er saß an einem der Tische, schaute zum Fernseher hinauf und hielt sich an einer halb leeren Flasche Diät-Malzbier fest.
»Hi, Boss«, sagte Walt, als Stan und Amy das Davey‘s betraten. Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton des Fernsehers leiser. Dann stand er auf. »So sieht‘s hier schon fast die ganze Nacht aus«, berichtete er. »Nur gelegentlich mal ein einsamer Gast. Außer Luke – er war ’ne ganze Weile hier, hat fast den ganzen Laden leer getrunken.« Walt schnaubte. »Der Junge steht definitiv auf Bier.«
»Setz dich doch«, sagte Stan zu Amy. »Was nimmst du?«
»Bourbon, on the rocks.«
Stan nickte und trat hinter die Bar.
Walt
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