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Die Bestien von Belfast

Die Bestien von Belfast

Titel: Die Bestien von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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drangen. Das reichte aus, ihn wahnsinnig zu machen. Er war sicher, hundertprozentig sicher, dass er ganz schwach das Rasierwasser eines Mannes in der Mischung unterschiedlicher Düfte wahrnehmen konnte, unter denen der schale Geruch von vergangenem Sex vorherrschend blieb.
    Hat sie gefickt, kurz bevor ich hier eingestiegen bin?
Der Gedanken befeuerte Andys Erektion.
    Er wich hastig zurück, rügte sich für derart unprofessionelles Verhalten, machte sich schnell wieder an die Arbeit und durchsuchte die Unterwäscheschublade der Frau. Gerüche schlugen ihm regelrecht entgegen: alte Chemikalien, Mottenkugeln und das schwere Parfüm, das ältere Frauen benutzen, um sich daran zu erinnern, dass sie einmal sehr jung gewesen sind.
    Eine Männerarmbanduhr, eine goldene Rolex unter einem Paar Socken, war Andys Belohnung.
Ehemann?
War das die Person, die er tagsüber das Haus verlassen und mit einem schicken Auto wegfahren gesehen hatte?
    Sonst gaben die Schubladen wenig her.
Wo hat sie ihre Ringe, Armreife, den Frauenkram?
An den zierlichen Handgelenken und Fingern trug sie nichts.
Ihre Schätze müssen hier irgendwo sein. Frauen mögen es nicht, wenn ihr Geschmeide zu weit vom Busen entfernt ist.
    Er sondierte hastig den Raum, und sein Blick verweilte auf einigen gerahmten Fotografien, überwiegend Familienporträts, dazwischen Szenen mit Bergen und Wäldern. Andy lächelte den lächelnden Gesichtern zu und sah sein Spiegelbild in dem Glas. Als er das Foto einer Frau entdeckte, die Hunde tätschelte, gefror ihm das Lächeln.
    Er kannte die Rasse nicht.
Hässliche, riesige Mistviecher.
Diese sabbernden Scheißtölen dürfen mich nicht in die Fänge bekommen.
Ein Schauer lief Andy über den Rücken, wendete um hundertachtzig Grad und strömte direkt in seinen Schwanz ein, sodass die schöne Erektion im Handumdrehen in sich zusammenfiel. Andy hatte Hunde nie ausstehen können. Hunde hatten Andy nie ausstehen können.
Wo zum Henker sind die Hunde jetzt?
    Der Gedanke, dass ein großes Mistvieh ihn an den Eiern packte und sie zerbiss, brachte Andy so in Wallung, dass er seine Suche mit neu erwachtem Eifer, aber fahrig fortsetzte und beinahe ein Musikschränkchen umgestoßen hätte. Er verfluchte das Schränkchen, bis er in einer offenen Schublade verschiedene Ringe sah, sechs an der Zahl und mit Diamanten besetzt. Daneben lag eine edelsteingesäumte Halskette.
    Schön, schön, schön. Diamonds are a man’s best friend – und keine Scheißhunde.
    Andy, der kein habgieriger Mann war und nie das eigene Nest beschmutzte, war mehr als zufrieden mit der Ausbeute dieser Nacht. Er schlich eilig aus dem Zimmer und zwang sich, nicht mehr zu der Frau auf dem Bett zu schauen, damit er nicht abermals in Versuchung geführt würde.
    Die teppichbelegte Treppe trug sein Gewicht ohne das leiseste Quietschen und führte ihn abwärts, der Freiheit entgegen.
    Ein Winseln.
    Schlagartig erstarrte Andy zur Salzsäule und ließ die nackte Stille in den offenen Mund einströmen.
    Was war das? Ein Hund?
Er tastete sich weiter und streckte die Hand nach der Klinke der Küchentür aus. Er öffnete sie. Trat ein. Selbst im trüben Licht sah er den Umriss der Hintertür am Ende der Küche. Noch ein paar Sekunden, und die kühle Nachtluft würde ihm umarmen.
    Wieder das Winseln.
    Das Geräusch kam aus dem Keller. Ein Kratzen, gefolgt von einem leisen Kläffen.
    Andy hielt den Atem an, hörte aber nur das Pochen von Puls und Herzschlag in seinem Schädel widerhallen. In seiner Fantasie lauerte das hässliche Mistvieh direkt dort und kratzte an der Tür, damit es heraus und ihm, Andy, Eier und Schwanz abbeißen und verschlingen konnte.
    Aber warum bellte der Hund nicht, sondern winselte nur? Weil das arglistige Monster bestens abgerichtet ist, darum. Es versucht, seine Besitzerin zu warnen, ohne Eindringlinge auf sich aufmerksam zu machen. Hinterlistiger Wichser.
    Das Winseln.
    Als Andy gerade die Hintertür und damit den Weg in die Freiheit erreichte, registrierte er fast widerwillig, dass das Geräusch ein menschlicher Laut war, und entschlüsselte ihn. Plötzlich spielten eiskalte Finger auf der Klaviatur von Andys Rückgrat. Auf unheimliche Weise wurde das vermeintliche Hundegewinsel zu einem Wort …
    »Hilf …«
    Hilfe? Was sollte das jetzt? Raus hier. Das ist ein Trick. Das hässliche Mistvieh lauert hinter dieser Tür und wartet nur darauf, dass es dich anfallen kann.
    »Bitte … bitte hilf … mir …«, ertönte eine kaum verständliche,

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