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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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mit diesem tollen Typen zusammen zu trainieren, der nur vier Ängste hat?« Er zieht seine Waffe und zielt auf Tobias’ rechte Schläfe. Mein Herz klopft so wild, dass sogar mein Schädel vibriert. Er darf nicht abdrücken. Er wird nicht abdrücken.
    Eric legt den Kopf schräg. » Glaubst du, es fällt jemandem auf, wenn er zufällig erschossen wird?«
    » Mach schon«, sagt die Frau gelangweilt. Sie gehört bestimmt auch zu den Anführern der Ferox, wenn sie Eric so etwas erlauben kann. » Jetzt ist er völlig unbedeutend.«
    » Zu dumm, dass du das Angebot von Max nicht angenommen hast, Four. Zu dumm für dich«, sagt Eric leise, als er die Pistole lädt.
    Meine Lungen sind am Bersten. Ich habe seit fast einer Minute die Luft angehalten. Aus dem Augenwinkel sehe ich Tobias’ Hand zucken, aber da habe ich die Hand schon an meiner Waffe und halte den Lauf an Erics Stirn. Mit großen Augen glotzt er mich an, und einen Moment lang sieht er aus wie einer der schlafwandelnden Soldaten.
    Mein Zeigefinger liegt am Abzug.
    » Waffe weg«, befehle ich ihm.
    » Du erschießt mich nicht«, sagt Eric.
    » Ach nein? Wie kommst du darauf?« Aber es stimmt, ich kann ihn nicht umbringen, ich kann es einfach nicht. Ich beiße die Zähne aufeinander und lasse den Arm sinken. Und dann schieße ich in Erics Fuß.
    Er schreit auf und fasst sich mit der Hand an den Fuß. Jetzt kann er nicht mehr länger auf Tobias zielen. Der zieht blitzschnell seine Waffe und schießt Erics Begleiterin ins Bein. Ich warte nicht ab, ob er getroffen hat, sondern packe ihn am Arm und wir rennen los.
    Wenn wir es bis zur Straße schaffen, können wir in einem der Häuser untertauchen, wo sie uns garantiert nicht finden. Bis dorthin ist es nicht allzu weit. Hinter uns höre ich Schritte, aber ich drehe mich nicht um. Tobias nimmt meine Hand und hält sie fest. Er zieht mich mit sich, ich renne schneller, als ich jemals gerannt bin, schneller, als ich überhaupt rennen kann. Ich stolpere. Dann höre ich einen Schuss.
    Der Schmerz trifft mich heftig und unerwartet, er rast von der Schulter durch mich hindurch wie ein Stromschlag. Ich falle, ich schaffe es nicht einmal mehr zu schreien. Mein Gesicht schrammt über den Gehweg und ich scheure mir die Wangen auf. Als ich den Kopf hebe, sehe ich Tobias neben mir knien. » Lauf!«, schreie ich ihn an.
    Seine Stimme ist leise, als er ganz ruhig sagt: » Nein.«
    Sekunden später sind wir von Ferox umringt. Tobias hilft mir auf, stützt mich. Vor meinen Augen verschwimmt alles, es tut so verdammt weh. Die Soldaten umstellen uns mit gezogenen Waffen.
    » Unbestimmte Abtrünnige«, sagt Eric, der nur auf einem Fuß steht und eine ziemlich ungesunde Gesichtsfarbe hat. » Legt eure Waffen nieder.«

34 . Kapitel
    Beim Gehen stütze ich mich auf Tobias. Ich setze überhaupt nur einen Fuß vor den anderen, weil ich einen Gewehrlauf in meinem Rücken spüre. Wir betreten das Hauptquartier der Altruan, ein schmuckloses, graues, zweistöckiges Gebäude. Blut rinnt an mir hinunter. Ich habe keine Angst davor, was jetzt kommt, ich habe viel zu viele Schmerzen, um überhaupt darüber nachzudenken.
    Der Gewehrlauf stößt mich auf die Tür zu, die von zwei Soldaten der Ferox bewacht wird. Tobias und ich gehen hindurch und stehen in einem einfachen Büro, in dem sich ein Schreibtisch, ein Computer und Stühle befinden. Hinter dem Schreibtisch sitzt Jeanine, sie hält ein Telefon ans Ohr.
    » Tja, dann schicke eben ein paar mit dem Zug zurück«, sagt sie. » Sie müssen rund um die Uhr bewacht werden, das ist wichtiger als alles andere– ich kann jetzt nicht sprechen, ich muss auflegen.« Sie klappt das Telefon zu und blickt mich aus ihren grauen Augen an. Sie erinnern mich an geschmolzenen Stahl.
    » Unbestimmte Abtrünnige«, sagt einer der beiden Ferox. Er muss einer der Anführer sein– oder zumindest einer von denen, die keine Spritze verpasst bekommen haben.
    » Ja, das sehe ich auch.« Sie setzt ihre Brille ab, klappt sie zusammen und legt sie auf den Tisch. Sie trägt die Brille aus Eitelkeit und nicht, weil sie sie unbedingt braucht. Sie will damit besonders klug wirken– behauptet jedenfalls mein Vater.
    » Von dir«, sagt sie und zeigt auf mich, » habe ich nichts anderes erwartet. Der ganze Wirbel um deinen Eignungstest war mir von allem Anfang an verdächtig. Aber du…«
    Sie schüttelt den Kopf und blickt Tobias an.
    » Du, Tobias– oder soll ich Four zu dir sagen?–, du hast es geschafft, mich zu täuschen«,

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