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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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sagt sie leise. » Alles habe ich überprüft: deine Testergebnisse, deine Simulationen während der Initiation, einfach alles. Trotzdem bist du hier.« Sie legt die Hände zusammen und stützt ihr Kinn darauf. » Könntest du mir vielleicht erklären, wie das kommt?«
    » Du bist doch das Genie«, antwortet er kühl. » Warum sagst du es mir nicht?«
    Ihr Mund verzieht sich zu einem Lächeln. » Ich vermute, dass du in Wahrheit zu den Altruan gehörst. Du bist weniger unbestimmt als andere.«
    Sie lächelt, als würde ihr das Ganze Spaß machen. Ich beiße die Zähne zusammen und überlege, ob ich über den Tisch springen und sie erwürgen soll. Wenn ich keine Kugel in der Schulter hätte, würde ich es tun.
    » Deine Kombinationsgabe ist verblüffend«, ätzt Tobias. » Du siehst mich sprachlos.«
    Ich blicke ihn von der Seite an. Diese Eigenschaft von ihm hatte ich fast vergessen– dass er lieber um sich schlägt, als aufzugeben und zu sterben.
    » Nun, da du allen klargemacht hast, wie intelligent du bist, kannst du endlich zur Sache kommen und uns töten.« Tobias schließt die Augen. » Immerhin gibt es noch einige Anführer der Altruan, die du aus dem Weg schaffen musst.«
    Falls Tobias’ Bemerkung Jeanine verärgert hat, lässt sie es sich nicht anmerken. Sie lächelt weiter und bleibt ganz ruhig. Sie trägt ein enges, blaues, knielanges Kleid, das einen kleinen Fettansatz am Bauch nicht gut genug kaschiert. Der Raum beginnt sich um mich zu drehen, als ich den Blick auf ihr Gesicht richte, und ich muss mich an Tobias festhalten. Er legt den Arm um mich und stützt mich.
    » Sei nicht albern. Wir haben keine Eile«, sagt sie lässig. » Ihr beide seid aus einem ganz wichtigen Grund hier. Seht ihr, es hat mich verblüfft, dass die Unbestimmten gegen das von mir entwickelte Serum immun waren, also habe ich mich darangemacht, es zu verbessern. Ich dachte, mit der letzten Testserie wäre mir dies gelungen, aber das war ein Irrtum, wie ihr nur allzu gut wisst. Zum Glück steht mir noch eine weitere Serie zur Verfügung.«
    » Wozu der Aufwand?« Sie und die Ferox-Anführer haben ja auch schon in der Vergangenheit keine Skrupel gehabt, die Altruan zu töten. Warum sollte es jetzt anders sein?
    Jeanine grinst überlegen.
    » Seit ich mit den Ferox zusammenarbeite, geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf.« Sie kommt hinter ihrem Schreibtisch hervor und lässt die Finger flüchtig über die Platte gleiten. » Warum sind die meisten Unbestimmten willensschwache und gottesfürchtige Nobodys von den Altruan? Warum ausgerechnet von dieser Fraktion?«
    Ich wusste nicht, dass die meisten Unbestimmten ehemalige Altruan sind, und kann mir auch keinen Grund dafür denken. Und wahrscheinlich werde ich auch nicht mehr lange genug leben, um das Rätsel zu lösen.
    » Willensschwach?«, schnaubt Tobias. » Man braucht einen starken Willen, um eine Simulation zu lenken, das kann ich dir versichern. Willensschwach ist es, den Verstand einer ganzen Armee zu manipulieren, weil es zu schwer ist, selbst eine aufzustellen.«
    » Ich bin doch nicht blöd«, sagt Jeanine. » Eine Fraktion, die nur aus Intellektuellen besteht, ist keine Armee. Aber wir haben es satt, von einer Bande selbstgefälliger Schwachköpfe regiert zu werden, die Wohlstand und Fortschritt ablehnen. Leider sind wir allein nicht dazu imstande, dem ein Ende zu setzen. Eure Ferox-Anführer kamen nur allzu bereitwillig meinem Wunsch nach, uns zu unterstützen, als ich ihnen einen Platz in unserer neuen, besseren Regierung zusicherte.«
    » Besser«, schnaubt Tobias.
    » Ja, besser«, wiederholt Jeanine. » Besser, weil sie eine Welt anstrebt, in der die Menschen in Wohlstand, Überfluss und Annehmlichkeit leben werden.«
    » Und auf wessen Kosten?« Meine Stimme ist schwerfällig und belegt. » All dieser Wohlstand… er kommt doch nicht von ungefähr.«
    » Momentan liegen uns die Fraktionslosen auf der Tasche«, erwidert Jeanine. » Ebenso wie die Altruan. Ich bin sicher, wenn erst die Überbleibsel eurer früheren Fraktion in die Armee der Ferox eingegliedert sind, werden auch die Candor mit uns kooperieren. Und dann werden wir in dieser Sache endlich vorwärtskommen.«
    In die Armee der Ferox eingegliedert. Ich weiß, was das heißt– Jeanine will auch sie kontrollieren. Sie möchte, dass alle gefügig und leicht zu steuern sind.
    » In dieser Sache vorwärtskommen«, wiederholt Tobias bitter. » Täusch dich nicht. Ehe der Tag zu Ende geht, bist du tot, du…«
    »

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