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Die Bestimmung

Die Bestimmung

Titel: Die Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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wurde er starr.
    Schwankend stand der Krieger auf. Er fühlte, dass noch etwas anderes aus der Nacht heraus auf ihn zulief, langsam und schwerfällig. Etwas, dass er nur zu gut kannte. Selbst in der Dunkelheit hob sich diese grausige, nach verbranntem Holz stinkende, Schwärze ab. Und sie machte ihm Angst.
    Liran rannte fort so schnell er nur konnte. Hinter sich hörte er ein tiefes Grunzen, das immer näher kam. Das Schwert in seiner Hand wurde schwerer. Die Angst, hier und jetzt zu sterben und damit alles zu verlieren, zerriss ihn fast.
     
    Er sah den schmalen Strich, der Himmel und Land zu einer Grenze machte. Die südliche Küstenlinie! Tausend Schritte. Eigentlich nicht weit, aber für jemanden am Ende seiner Kräfte waren es tausend sehr lange Schritte. Plötzlich tauchte Ihad aus dem Nichts auf und rannte hechelnd mit weit ausschlagenden Beinen neben ihm. Tiefe Freude durchströmte Liran, denn er glaubte ihn schon verloren. Ihad nun zu sehen und ihn so nah zu fühlen, gab ihm neue Kraft. Er musste eine Entscheidung treffen. Mit einem Ruck blieb er stehen, drehte sich dabei seitwärts, rammte den rechten Fuß in den Boden und strauchelte beinah. Ihad wirbelte im selben Moment herum und knurrte mit aufgestellten Nackenhaaren in die Nacht, wobei die hochgezogenen Lefzen seine Reißzähne entblößten.
    Nein, er würde nicht die letzten Meter mit diesem dunklen Mistvieh im Rücken weiterlaufen und darauf warten, dass ihn irgendetwas Tödliches von hinten erschlug.
    Als aber diese wütende schwarze Wand auf ihn zuraste, blieb nur noch Zeit zu reagieren. Noch zwanzig Meter. Mit einer leichten Drehung verlagerte Liran das Schwert in seiner Hand, wartete noch einen Atemzug, dann nahm er Anlauf. Noch zehn Meter. Das linke Bein ging in die Knie, das rechte machte den Ausfallschritt. Er zog den Arm weit nach hinten. Noch fünf Meter. Sein Arm schnellte nach vorn. Wie eine Sense wirbelte das Schwert auf der Seite liegend durch die Luft, und man hörte, wie es fauchend die Luft durchschnitt ... Noch drei Meter. Dann prallten die Geschwindigkeit der Kreatur und die der Klinge aufeinander. Mit einem fürchterlichen Ton schlug das Schwert oberhalb des Rumpfes ein und riss es in Stücke. Das Wesen gab einen ohrenbetäubenden Ton von sich, als sein linkes Bein nach unten sackte und den ganzen dunklen Körper mit sich zog. Krachend schlug es auf, schleuderte Erde und Gras empor und blieb stöhnend liegen.
    Liran stand wie angewurzelt da. Der Anblick hielt seine Bewegung gefangen. Sein Schwert war durch dieses Biest gesaust, wie durch ... sein Schwert! Es musste irgendwo dort hinten liegen. Er löste sich aus der Starre, machte einen Schritt in die Dunkelheit und blieb stecken. Er sah nach unten. Die Faust der Kreatur klammerte sich um seinen Knöchel. Es grunzte, wälzte sich, versuchte, ihn zu sich zu ziehen. Wie ein Blitz schlug Ihads Kiefer in dessen Unterarm und zerrte mit wildem Knurren daran. Liran war abgestoßen und fasziniert zugleich von diesem widerstandsfähigen Wesen. Doch dann versammelte er seine Magie in seinem rechten Bein, hob es damit an und stieß den Fuß mit wütender Wucht in die hässliche Fratze. Ein Riss durchlief knirschend den schwarzen Kopf. Der Schädel sprang rauchend auseinander wie zerbrochener Ton. Der eiserne Griff um den Knöchel erschlaffte.
    Klackernde Töne erklangen nun wieder. Bleiche, gewundene Arme zogen den Körper des toten Pferdes wie eine Beute zwischen die Felsen und, so schien es, kicherten dabei. Dann zogen sie sich zurück, denn Liran hatte eben einen der Mächtigsten von ihnen getötet. Es dauerte nur Sekunden, bis der Krieger entschied, dass sein Schwert verloren war. Er schnürte seine Stiefel auf. Die Zeit war knapp. Der Dolch, der Tomahawk und nun das Schwert. Ab jetzt würde er mit Händen, Füßen und Zähnen kämpfen müssen. Als er fertig war, drehte er sich um, machte ein paar Schritte, dann kniete er sich zu Ihad hinunter, der sich an ihn drückte.
    «Treuer, tapferer Freund», flüsterte er und nahm den Kopf des Wolfes in beide Hände. «Wir haben keine Zeit und Kraft mehr, den Zauber umzukehren. Du musst hier bleiben und nun für Dich selbst sorgen.» Die Worte stachen Liran ins Herz. Die Antwort aus seinem Inneren war ein einziger bitterer Klagelaut. Doch es ging nicht anders.
    Der Wolf schmiegte sich an ihn, senkte den Kopf und presste die Stirn gegen die seine. Beschütze Nilah , flüsterte es in seinem Kopf. Wenn die Sterne es wollen, komme ich zu Dir zurück,

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