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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Einkaufstaschen und wurde von ihrer Welle zu einem Fenster getragen, wo man leere Flaschen gegen klirrende, bunte Scheibchen eintauschte. »Alles verkehrt! Sofort den Akademiker rufen! Hier wird mit Flaschen gezahlt! Seht doch selbst! Für fünf Flaschen erhält man ein silbernes Scheibchen mit der Zahl 5, und für sieben Flaschen ein silbernes und zwei goldene...«

    Damit hatten sie nicht gerechnet. Auch der Doktor in der Schlange hinter Karas erblaßte. Frauen standen bereits hinter ihm.

    »Das heißt also...für diese Scheibchen? Nicht für Geld?«

    »Für Flaschen...aber die haben wir nicht.«

    »Nur die Ruhe! Es geht auch ohne Flaschen!« zischte Katja, die soeben sah, wie eine Mutter mit ihrem Kind den Laden betrat, ohne daß sie Flaschen eingetauscht hätte. Sie folgte ihr durch das glänzende Drehkreuz am Eingang, und ergriff, wie die Frau vor ihr, auch so ein seltsames Wägelchen, das einem Drahtkorb auf vier Rädern glich.

    Der Doktor fand das merkwürdig:

    »Das ist...was?«

    »Etwas...Keine Ahnung...Vor allem kein Aufsehen erregen! Alle schauen uns an...!«

    »Aber...«

    »Was heißt hier >aber
    »Es hieß doch: Nichts nehmen, was wir nicht brauchen!«

    »Dieses Wägelchen brauchen wir aber. Das nehmen alle, um ihre Einkäufe hineinzutun. An der Kasse wechseln sie die Einkäufe für Geld ein und geben das Wägelchen wieder zurück«, flüsterte Katja. Klopfenden Herzens, gefolgt von Karas und Doktor Noll, ging sie in die Abteilung Back- und Teigwaren. Noch unsicher, legte sie eine bunte Packung mit gelben Stäbchen und der Bezeichnung »Makkaroni« in den Drahtkorb...und atmete auf. Nichts war geschehen. Kein Mensch beachtete sie. »Wie ihr seht, ist alles ganz einfach...«

    Bereits bedeutend ruhiger, schob sie ihr Wägelchen weiter. Wie im Traum schritt sie durch ein Labyrinth unbekannter Düfte, lockender bunter Werbepackungen von Flaschen, Fläschchen, Schächtelchen und Schachteln. Was ihr gefiel, warf sie einfach zu den Makkaroni in den Drahtkorb auf Rädern.

    Der Doktor kaufte zweckmäßiger ein. Planmässig füllte er seinen Karren mit Apfelsinen, Pampelmusen, Zitronen und Bananen. Bei den Eiern zögerte er. Sie schienen ihm zu klein. Dann nahm er eine Kartonpackung von sechs Stück; vorläufig nur für Labortests.

    Karas erschien erst jetzt an der Kasse. Ein kleines, in ein fettiges Papier eingeschlagenes Päckchen, für das er an der Kasse sechs Kronen sechzig Heller bezahlt hatte, ließ er in der Tasche verschwinden.

    »Und jetzt?«

    Das Kaufhaus Prior hatte drei Stockwerke, eines verlockender als das andere.

    Am Vormittag dort einzukaufen, war das reinste Vergnügen. Man mußte nur zwischen den ausgestellten Waren hindurchschreiten und zum Beispiel auf einen ausgestellten buntgewürfelten Wollsweater zeigen (Karas); andernorts wiederum auf ein zartes Seidenblüschen mit einem feinen Stickmuster (Katja); oder auf ein Dutzend Hemden (Doktor Noll, der als einziger auch an den Akademiker dachte). Die in hellgelbe Kittel gekleideten Verkaufsdamen schlugen die gewählten Dinge sofort in farbiges Papier ein und fragten:

    »Wünschen Sie sonst noch etwas?«

    So kam es, daß Doktor Noll im Einkaufsfieber, das sich aller bemächtigt hatte, einer reizenden Blondine in der Sportabteilung ein Fahrrad mit drei Gängen abkaufte, obwohl er nicht radfahren konnte. Karas hingegen erstand einen Toast-Röster mit automatischer Wendevorrichtung, und Katja kaufte vier Pelzmäntel, da man ihr versicherte, sie stünden ihr zu Gesicht, abgesehen davon, daß es vorteilhafter sei, Pelzwerk im Sommer als im Winter zu kaufen.

    »Aber jetzt ist Frühling!« wendete Karas ein, als sie das Kaufhaus Prior — »Einkäufe unter einem Dach« — mit Paketen beladen, die zum Großteil Katja gehörten, verließen. »Diese Tiere standen aber nicht im Verzeichnis!«

    »Das Fahrrad auch nicht!«

    »Nicht streiten!« bat der Doktor, der sich bereits nach den ersten Schritten danach sehnte, das Metallungeheuer mit den Drahtzugbremsen und der Getriebeschaltung, das ihm immer wieder vor die Beine geriet, loszuwerden. »Geld ist noch übriggeblieben. Was wir nicht brauchen können, das werfen wir einfach in den Vernichter. Allem voran diesen Toast-Röster!«

    »Kommt nicht in Frage!« widersprach Karas, der bereits bedauerte, daß er nicht auch einen elektrischen Eisenbahnzug mit Schienenanlage gekauft hatte. »Das ist ein Ausstellungsstück fürs Museum...«

    Der Rest blieb ungesagt. Bebend, als könnte er

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