Die Besucher
Kamenice erscheinen werden. Drei Männer und eine Frau. Völlig unauffällig. Nach der Mode jener Zeit gekleidet. Ausrüstung: ein Geländewagen mit Allradantrieb, mit Theodoliten und Trassierstäben auf dem Dach.«
5. Besatzung: Drei Männer, eine Frau
»Das nennt sich Expedition Adam 84 und macht mir ein Ausstellungsstück kaputt!« stöhnte Leo Kane, der Leiter des Technischen Museums der Vergangenheit, als sechs Mann vom Forschungsinstitut für Zeit- und Raumsprünge sich anschickten, einen Geländewagen der Marke Niva aus der Abteilung »Fahrzeuge des 20. Jahrhunderts« zum Flugplatz in der Korellenbucht zu befördern, und dabei auf etwas unsanfte Weise mit dem Automobil umgingen. Über dem Kopf des Leiters hing von der Hallendecke ein aus der gleichen Zeit stammender gelber Eindecker, wie man ihn einst zum Streuen von Insektenvernichtungsmittel in der Land- und Forstwirtschaft verwendet hatte. »Vorsicht! Nicht beschädigen! Keine Kratzer! Das alles flog und fuhr einmal! Mit Benzinantrieb! Ohne diese heutigen Krafttabletten!« Bei diesen Worten schob er schnell einen McLaren-Formel-1-Rennwagen aus dem Weg, der wie durch ein Wunder erhalten geblieben war. An dem McLaren- und Niva-Wagen kannte Kane jedes Schräubchen. Seine Kopierwerkstätten hatten unter seiner Aufsicht genaue Abgüsse der Radfelgen und Reifen, die mit der Zeit spröde geworden waren, angefertigt. Auch Spoiler und Polsterung waren neu. Kane konnte es sich nicht versagen, noch zum letzten Mal den mit einem himmelblauen Streifen versehenen weißen Lack der Karosserie liebkosend mit der Hand zu berühren, als nehme er von dem Auto für ewig Abschied. »Ein absolutes Unikat! Alle vier Räder mit Reduktionsantrieb.«
»Genau, was wir brauchen.« Die Männer vom Forschungsinstitut blieben dem Niva-Wagen gegenüber völlig gefühllos. Sie verstauten das blauweiße Auto aus der Urzeit der Menschheit einfach im Frachtraum ihres Raketenflugzeugs. »Diesen alten Karren werden wir ein wenig zurechtmachen. Für den Zeitsprung werden wir ihn leichter machen müssen. Panzerplatten an die Karosserie. Fluchtgeschwindigkeit dreihundert Stundenkilometer. Automatik.«
»Karren?« In diesem Augenblick konnte der Leiter des Technischen Museums der Vergangenheit noch nicht ahnen, daß er eine so verächtliche Bezeichnung für seinen Niva-Wagen, die er als persönliche Kränkung empfunden hatte, in einigen Wochen mehr als einmal selbst aussprechen würde. Er konnte ja auch noch nicht ahnen, daß man ihn später zum technischen Leiter der Expedition Hoffnung ernennen würde. Als er von dieser unerwarteten Wahl eine Stunde später erfuhr, war er zuerst so erfreut, daß er diese Funktion unverzüglich annahm. Im 20. Jahrhundert war er übrigens in seinen Träumen schon oft gewesen, immer am Steuer seines legendären McLaren-Rennwagens, die Kurven von Monza schneidend und durch die Haarnadelkurven in den engen Gäßchen von Monte Carlo talwärts rasend. Erst nachträglich fiel ihm ein, daß er neben seiner Liebe zur Technik auch noch ein Weib und drei Kinder zu Hause hatte. Aber für Einwände war es nun schon zu spät. Wer jedoch sogleich gegen eine Teilnahme an der Expedition protestierte, das war Jacques Michell (28), Facharzt, Epidemologe, Spezialist für Krankheiten der Vergangenheit; für die Aktivierung und Reaktivierung der Diphterie und des Kindbettfiebers mit dem Louis-Pasteur-Preis ausgezeichnet. Nach Ansicht des ZD der ideale Mann für diese Aufgabe. Gewissenhaft, aufopfernd, widerstandsfähig.
»Aber ich hab’ doch keine Zeit, die Menschheit zu retten«, sagte er mit heiserer Stimme, überrascht, als ihn die Bildschirme ins Videozentrum des Zentraldenkers durchschalteten, um ihm ein Gespräch mit dem Akademiker Philipp und dem Vorsitzenden des Weltrats zur ermöglichen. Von dem drohenden Kometen wußte er nicht, und wie ein Held sah er auch nicht aus. Gemeinsam mit seinen fünf anziehenden Assistentinnen baumelte er in einer Art von Netz, durch Glaswände vom Labor isoliert, um den Hals eine Kompresse, an den Schläfen und Pulsen rätselhafte Instrumente: »Zwei Jahre Experimente! Endlich hab’ ich die Grippe! Alle Angaben stimmen! Es ist einfach herrlich!!! Halskratzen, verschleimte Luftwege, Schweißausbrüche, Temperatur über 39 Grad. Natürlich teste ich die Krankheit an mir selbst und an Freiwilligen. Ich werde doch mit einer solchen Schweinerei nicht meine Meerschweinchen infizieren! Das war einst die meistverbreitete Seuche der Menschheit,
Weitere Kostenlose Bücher