Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
Vom Netzwerk:
völlige Vernichtung der Erde ist unabwendbar?
0,01
0,01
100,00
100,00
100,00
100,00%

    Die Statistiker fanden heraus, daß nicht ein einziger der aufgrund des Populationsmusters A ausgewählten Delphine an die unabwendbare Vernichtung glaubte. Eine so optimistische Ansicht hatte niemand erwartet. Die Delphine hatten ihre Erfahrungen mit den Menschen, abgesehen davon, daß sie selbst nur fern vom Festland in den weiten Flächen der Weltmeere und Ozeane leben konnten. Noch rührender war der Glauben der Kinder an ihre eigene Zukunft. Das Wort »Hoffnung«, mit dem der Akademiker Philipp die geplante Expedition in die Vergangenheit der Menschheit benannt hatte, wurde zum Thema des Tages. Unter dem Motto Hoffnung meldeten sich Frauen zur freiwilligen Hilfsarbeit in Archipenkos Evakuierungs-Teams. Die Zentralkartei des Zentraldenkers hatte vom frühen Morgen an einen Ansturm von Teenagern zu verzeichnen, die sich danach sehnten, an der Expedition Adam 84 teilzunehmen. Die Arbeitsschichten im ZD kehrten überhaupt nicht mehr nach Hause zurück, sondern wechselten sich alle zwei Stunden im Bereitschaftsdienst ab. Wer nicht gerade Dienst hatte, schlief am Fuße der Geräte, die dauernd im Betrieb waren, um eine optimale Variante der Umsiedlung zu errechnen. Auch Thomas und Lia waren mit dabei. Wer seit der schicksalshaften Tagung des Weltsrats überhaupt nicht mehr schlief, das war der Verwaltungsrat Land, dessen Mitglieder durch die Ernennung Philipps an die Spitze der Rettungsaktion beunruhigt waren:

    »Er ist ein Theoretiker! Als Mitglied der Akademie können wir uns ihn vorstellen, aber als Chef einer Expedition in das Zeitalter der Waffen und Kriege...?«

    »Er will doch die Verfassung ändern!! Nach Absatz 3 hat niemand das Recht, Eingriffe in die Vergangenheit vorzunehmen. Auch er nicht! Nehmen wir einmal an, daß die drei Hefte Adam Bernaus tatsächlich historisch existiert hätten. Sie sind aber verbrannt. Wurden also vernichtet. Ob es gelingen wird, ihrer habhaft zu werden, das wissen wir nicht, auch kennen wir ihren Inhalt nicht. Aber eines wissen wir ganz sicher, nämlich daß der geringste unvorsichtige Eingriff in die Vergangenheit schrecklichere Folgen für die Zukunft zeitigen kann als der Zusammenstoß mit einem Kometen. Erinnern Sie sich doch mal daran, warum die Bienen ausgestorben sind und warum man dieses künstliche Bestäubungsgerät erfinden mußte, dem die unerwünscht reiche Zitropom-Ernte zuzuschreiben ist. Noch dazu knarrt das Gerät und es stinkt!«

    »Das in Zusammenarbeit des ZD mit dem Agrozentrum entwickelte Gerät nicht mehr.«

    »Wollen Sie vielleicht sagen, daß dieses Gerät nicht mehr stinkt?«

    »Wir wollen damit nur sagen, daß es nicht mehr knarrt.«

    »Das ist nicht das gleiche!«

    In einer stürmischen Debatte wurden die ersten mißglückten Expeditionen in die Vergangenheit erwähnt, die auf dem Bernauschen Prinzip des Zeit- und Raumsprungs beruhten und es um ein Haar verschuldet hätten, daß der Planet Erde zu einem Stern der Termiten und Riesenfalter geworden wäre. Jemand erinnerte auch an die Science-Fiction-Werke der Autoren Ray Bradbury, Stanislaw Lern, Kurt Vonnegut und Josef Nesvadba. Um 14.20 Uhr glätteten sich die Wogen der Erregung. ZD, der Zentraldenker der Menschheit, lehnte den alternativen Invasionsplan des Verwaltungsrats Land, das sich aus dem Weltall der Erde nähernde Objekt mit Vernichtungswaffen der Vergangenheit anzugreifen, als illegal und riskant ab. Es empfahl dagegen, das Programm »G« des Akademikers Philipp anzunehmen. Die Aktion »Heft 1« wurde sogar mit 88 von 90 möglichen Pluspunkten gewertet.

    »Programm G?« fragte der Vorsitzende des Weltrats den über das ganze Gesicht strahlenden Akademiker Philipp: »G für...?«

    »G für Geometer, Landvermesser. Siehe Adam Bernaus >Erinnerungen<, erster Band, Seite 38. Genial wie jede einfache Sache. Er schreibt: >Eine Woche nach dem Brand unseres Hauses erregte die Ankunft der Geometer das Städtchen. Drei Männer und eine Frau. Sie bezogen im Hotel >Zum Löwen< Quartier. Der Bau der Autobahn näherte sich der Stadt. Wir Knaben bewunderten damals den Geländewagen mit Allradantrieb und die Theodoliten und Trassierstäbe auf seinem Dach. Viel später erschienen dann auch noch schwere Straßenbaumaschinen, Scraper, Bulldozer...<«

    »Wollen Sie damit sagen, daß...?«

    »Daß noch vor jenen Scrapern und Bulldozern, aber auch vor den echten Geometern, wir, die Besucher aus der Zukunft, in

Weitere Kostenlose Bücher