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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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gewidmet habe. Immer häufiger traf ich damals mit meinem großen Lehrmeister Alois Drichlik zusammen.«

    »Das gehört wohl nicht hierher! Wir haben das Problem der bedrohten Zukunft, nicht das der Vergangenheit zu lösen!«

    Doch den Akademiker Philipp ließ dieser Protest kalt. Er beherrschte das Werk des Genies Wort für Wort: >Erinnerungen<, Seite 36 : Leider sind auch jene beiden weiteren Hefte, ein blaues und ein gelbes, in die ich nach dem Feuer die Ergebnisse unserer gemeinsamen Forschungen und Versuche aus dem Gebiet der Physik und Naturwissenschaften schrieb, nicht erhalten geblieben. Ich bedauere diesen Verlust grenzenlos, die kindliche Phantasie kennt keine Grenzen. Ich bin fest davon überzeugt, daß ich durch eine gewisse naive, durch keine Regeln gehemmte Eingebung damals...« Hier stutzte der Akademiker. Er warf einen schnellen Blick in die »Erinnerungen« und korrigierte: »...bereits damals breitere Möglichkeiten zur Überwindung von Zeit und Raum angedeutet hatte, als ich diese später in der Praxis bewiesen habe. Ein einfaches Prinzip, das es ermöglicht, ganze Kontinente, ja sogar Welten, mit Leichtigkeit im Raum zu verschieben...«

    Das war Philipps Triumph. Er hatte es vorausgeahnt. Siegesbewußt blickte er sich im Auditorium um und war erfreut, daß als erster der Vorsitzende des Rats die Hand erhob. »Bitte diesen letzten Satz des Zitats noch einmal zu wiederholen: Ein einfaches Prinzip...«

    »...das es ermöglicht, ganze Kontinente, ja sogar Welten, mit Leichtigkeit im Raum zu verschieben.« Philipp schob den ersten Band der »Erinnerungen« seinen Nachbarn zu. »Hier. Auf Seite 36...« »Und weiter?«

    »Weiter nichts mehr. Hier endet dieses Kapitel. Dann folgt die etwas rührselige Schilderung der Liebe dieses Genies zu einem Mädchen namens Ali. Ihr Zuname ist in den Erinnerungen nicht angeführt. Diese Stelle lassen wir im Unterricht meist aus, da sie sich nicht unmittelbar auf sein Werk selbst bezieht. Im Gegenteil, sie lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler in eine unerwünschte Richtung. In meinen Notizen zu den Erinnerungen, in meinem Werk >Adam Bernau, wie ich ihn sehe<...«

    »Jenes einfache Prinzip, das es ermöglicht, ganze Kontinente, ja sogar Welten im Raum zu verschieben, könnte uns erretten...« Diesmal ergriff der Ratsvorsitzende selbst das Wort zur außerordentlichen Tagesordnung. »Ich meine, es steht uns nicht das Recht zu, etwas, was immer es auch sei, zu vernachlässigen, was diese Katastrophe abwenden, beziehungsweise mäßigen könnte. Mein Vorschlag lautet daher: Die Evakuierungsvorbereitungen nach dem Vorschlag des Akademikers Archipenko sofort in Angriff zu nehmen, zugleich jedoch eine Expedition in die ferne Vergangenheit zu entsenden. Sie sollte versuchen, jenes blaue Heft, das bei dem Feuer vernichtet wurde, so daß es historisch genommen gar nicht existiert, an sich zu nehmen. Für die Leitung der Expedition schlage ich selbstverständlich den Akademiker...« Der Vorsitzende warf bei diesen Worten einen fragenden Blick zu Johansson, aber Philipp kam ihm zuvor. Schließlich war es ja sein Projekt:

    »Ich habe auch bereits einen Namen: Expedition Adam 1984. Expedition Hoffnung...«

4. Das Programm »G«

    Im Verlauf einer einzigen Nacht hatte sich das von der Begegnung mit einem Kometen bedrohte Leben auf dem Planeten Erde grundlegend geändert. Alte Werte hatten ihre Gültigkeit verloren. Das Kosmozentrum mußte seinen Werbefeldzug »Neue Welten, die gerade auf Sie warten« sofort abblasen, denn in wenigen Stunden waren alle Plätze auf Satelliten und Weltraumschiffen bis zum letzten Hocker an Bord besetzt. Es war, als wäre die Vergangenheit zurückgekehrt, mit ihrer Angst ums Überleben, um die Erhaltung der nackten Existenz, die Urzeit, die Steinzeit, die Angst vor dem Feuer und dem Donner, vor Sternschnuppen, dem Neumond, vor den nächtlichen Schatten, den Tierzähnen und dem Dunkel der Nacht. Zum Glück betrug die Anzahl derer, die der Feigheit unterlegen waren, nur zwei Hundertstel Prozent. Die erste Meinungsumfrage nach der Veröffentlichung der Nachricht über die drohende Gefahr ergab (aufgrund des gewählten Populationsmusters A) das folgende Ergebnis:

Meinen Sie:
Männer
Frauen
Delphine
Kinder
Es wird der Menschheit gelingen, die Katastrophe zu verhindern?
73,6
64,2
11,0
100%
Die Menschheit wird die Katastrophe überleben (Archipenkos Evakuierungsvorschlag). Voraussetzung: Überleben der Delphine? Ja — nein?
26,39
35,79
89,0
Die

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