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Die Bettelprophetin

Die Bettelprophetin

Titel: Die Bettelprophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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beiden Galanen. Zum Glück gehören die net zu der Sorte von Rammböcken, die so lange saufen, bis sie auch auf Weiber steigen, die ihre monatliche Reinigung haben. Denen kannst als Frau noch so oft erklären, dass das unreine Blut giftig ist und Pocken, Pest und andre tödliche Krankheiten verursachen kann. Dass die Haut vom Schniedel abfällt und Monsterwesen gezeugt werden können.»
    Theres sah sie erschrocken an. «Das alles hab ich gar nicht gewusst. Ich kenn nur, dass Spiegel blind werden und Messer stumpf.»
    Unwillkürlich blickte sie in Richtung Waschtisch, doch der kleine Spiegel darüber blitzte und glänzte nach wie vor. Auch wenn das Monatliche für jede Frau eine mehr oder weniger große Last war, hätte sie sich im Moment nichts sehnlicher gewünscht als gerade das.
    Ansonsten gab sich Sophie alle Mühe, sie von ihren quälenden Gedanken abzulenken. Sie schlenderten durch die Stadt, wo Theres anfangs beim Anblick jedes blauen Soldatenrocks unwillkürlich zusammenzuckte, oder sie setzten sich in den heißen Mittagsstunden an einen der Donaustrände, um zubaden und in alten Zeiten zu schwelgen. «Weißt du noch   …», begann die eine oder die andere, und dann tauschten sie ihre Erinnerungen an den Marder, an Rosina oder an Jodok aus, bedachten gemeinsam ihre schönen wie hässlichen Erlebnisse aus Kindertagen.
    In der zweiten Woche, als Sophie wieder arbeiten ging, machte sich Theres ihrerseits auf die Suche nach einem Broterwerb. Sie durchforschte die Anzeigenblätter und klapperte sämtliche Webereien und Spinnereien ab, auch die neue Zementfabrik und die zahlreichen Baustellen rund um die Stadt – doch die meisten suchten männliche Taglöhner, und ohnehin war die Konkurrenz groß. Aus dem ganzen Umland nämlich, ja sogar aus der Schweiz und der Donaumonarchie strömten Arbeitssuchende in die Stadt und schnappten sich gegenseitig die besten Plätze weg.
    Irgendwann schlug Sophie ihr vor, doch mal bei Karl Bentele vorstellig zu werden.
    «Du brauchst wirklich nur bedienen und ein bissel nett sein. Zu was anderem zwingt dich keiner.»
    «Nein!»
    Sophie zuckte die Schultern. «Kannst es dir ja noch überlegen. Jetzt an den Sommerabenden sind wir drei Frauen eh ausreichend, weil’s die meisten in die Freiluftschenken zieht, drüben im Bairischen. Aber wenn’s dann wieder kühler und dunkler wird, bleibt kaum noch ein Platz frei in unserem Caféhaus. Da braucht der Bentele sicher noch eine nette Jungfer.»
    «Lass gut sein, Sophie. Ich bin für so was nicht geschaffen.»
    Als in dieser Nacht ihr Schlaf immer unruhiger wurde, erwachte sie irgendwann: Sophie kniete im Kerzenschein vor der Kommode, obendrauf hatte sie ein Heiligenbildnis gestellt. Theres hörte sie das Ave-Maria murmeln, danach verrichtete sie mit gesenktem Kopf ein stilles Gebet.
    Leise, um Sophie nicht zu stören, richtete sie sich im Bett auf. Sie legte die Hände gegeneinander und bat den Herrgott im Himmel, sie für ihren Leichtsinn, für ihr sündiges Tun mit Kasimir nicht zu betrafen. So lange Zeit schon hatte sie nicht mehr mit dem Herzen gebetet, mit einer solchen Inbrunst. Tatsächlich schlief sie hernach getröstet ein, schlief tief und fest, bis Sophie sie am Morgen bei den Schultern rüttelte.
    «Herrjemine, Theres! Jetzt hab ich fast gedacht, du wärst tot. Denn sonst bist doch immer viel eher wach als ich.»
    Theres rieb sich die Augen. «Ich hab dich heut Nacht beten gesehen.»
    Ein Schatten breitete sich über Sophies sonst so fröhliches Gesicht.
    «Das mach ich immer, wenn ich spätabends heimkomm. Weil   …» Sie wurde verlegen.
    «Weil du ein schlechtes Gewissen hast?», fragte Theres leise.
    Sophie nickte. «Es ist nicht recht, was ich mach. Aber irgendwie komm ich da nicht mehr raus, verstehst?»
    Als Theres schwieg, stand sie vom Bettrand auf und ging zur Kommode, wo sie die unterste Schublade aufzog.
    «Hier liegen immer eine Kerze und ein Marienbild. Du darfst es herausnehmen, wann du willst. Weißt du, in der Kirche kann ich nicht beten. Da ist immer alles ganz leer in mir.»
    Sie hielt ihrer Freundin das hölzerne Bildnis hin. In verblassten, abgeblätterten Farben blickte die Muttergottes mit dem nackten Jesuskind im Arm Theres entgegen, traurig und vorwurfsvoll, das Gesicht bleich wie der Mond. In Theres’ Magen krampfte sich etwas schmerzhaft zusammen, und sie musste den Blick abwenden.
    «Das ist gutgemeint von dir», sagte sie lahm. «Aber ich bete lieber in der Kirche.»
    Nie wieder wollte sie

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