Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

lächerlich! Ich habe sie nicht geliebt.«
    »Worum ging es dir dann überhaupt?«
    »Sie hat mir gehört. Darum ging es.« Lurch kam auf ihn zu.
    »Du hast sie einfach geopfert.«
    »Sie hatte anscheinend vergessen, zu wem sie gehörte. Sie hat ihren Job nicht zu Ende gebracht.«
    »Mich umzubringen.« Die Narbe an seinem Hals fing zu jucken an.
    Als der Mond hinter den Wolken verschwand, lag hinter der Lichtung und dem Schein der verschmorenden Hütte eine undurchdringliche, tintenschwarze Nacht. Die Wipfel der mächtigen Bäume wiegten sich im Wind, und helle Funken tanzten in der Brise.
    Aus dem Unterholz drang aufgeregtes Geraschel. Dann war es still.
    Lauf wie ein Wahnsinniger , dachte Jake.
    Lurch schaute zum Gebüsch hinüber, und einer seiner Handlanger machte sich daran, dass Unterholz zu durchsuchen.
    Jake schaute den Mann an, den er so gut zu kennen geglaubt hatte. Dann wanderte sein Blick zu dem anderen Kerl hinüber, der immer noch die Uzi auf ihn richtete.
    Er kalkulierte seine Chancen, Lurch zu erwischen, bevor er selber erschossen wurde. Lurch lief die ganze Zeit auf und ab. Er musste warten, bis er wieder naher -
    Plötzlich ein hoher Schrei. Dann ein Schuss. Und wieder dieses Kreischen.
    Mein Gott, Einen Moment lang glaubte er - Jake riss sich augenblicklich am Riemen, aber sein Herz und sein Atem rasten. Nein, unmöglich. Es konnte nicht sein.
    Ein Mann konnte durchaus schreien wie eine Frau, wenn er in Panik geriet, oder? Wieder ein spitzer Schrei. Dann raschelte es wieder im Unterholz.
    Lurchs Handlanger stolperte mit einer zappelnden Frau, die er wie einen Kartoffelsack vor sich um die Mitte gepackt hatte, auf die Lichtung. Obwohl sie ihm den Rücken zudrehte, hatte er es nicht gerade leicht mit ihr. Sie kreischte, fuchtelte mit den Armen, trat mit den Beinen und schleuderte eine schmuddelige Sportsocke herum.
    Marnie.
    Sie hatte ein blaues Auge. Ihr blasses Gesicht war schmutzig, die Haare schlammverkrustet und mit Piniennadeln gespickt, die Jacke in Fetzen.
    Jake hatte nie im Leben etwas Schöneres gesehen.
    Er schloss im Aufruhr heftiger Gefühle die Augen und fühlte, wie sein Gesicht jede Farbe verlor. Die Freude war so überwältigend, so intensiv, dass er beinahe schon vergaß, wo er war.
    Lurch brüllte vor Lachen, klatschte in die Hände und ging auf die beiden zu. »Gut gemacht, Price, gut gemacht!«
    Er packte Marnie an den Haaren und zog ihren Kopf hoch. Mit der anderen Hand entriss er ihr die Socke und schleuderte sie fort. Ihre Arme und Beine trafen ins Leere, und sie konnte nicht einmal schreien, so wie er ihr den Kopf nach oben riss.
    »Hallo, Liebling«, schnurrte Lurch, beugte sich hinunter und küsste sie auf den Mund.
    Jake hätte Lurch am liebsten das Herz aus dem Leib gerissen, aber er ließ kaltblütig die Hände auf dem Rücken. Er presste die Füße aneinander, biss die Zähne zusammen und blieb genau da, wo er war. Nichts war ihm je so schwer gefallen. Er war fast blind vor Wut. Doch er verdrängte den Zorn und konzentrierte sich.
    Marnie drehte den Kopf weg und starrte Lurch an, der sich immer noch 一 ganz der Höhlenmensch 一 in ihr Haar verkrallt hatte. »Ihre Technik lässt ganz schön zu wünschen übrig. Sagen Sie dieser Pfeife da, dass er mich loslassen soll, er schneidet mir ja das Blut ab«, sagte sie eisig.
    Lurch grinste und fragte Price kichernd: »Irgendwelche Waffen, außer der Socke?«
    »Nein, Sir. Sie hatte eine Pistole. Das kleine Biest hat versucht, mich zu erschießen. Ich hab sie ihr abgenommen.«
    »Gut. Lass sie los. Keine Bewegung, Miss Wright, oder meine Leute erschießen Ihren Freund.«
    Marnie stolperte ein wenig herum, rieb sich die Handgelenke und besah sich die Männer mit kaltem Blick. Ihr blaues Auge und ihre durchnässten, schmutzigen Sachen taten ihrer Grandezza keinen Abbruch. Sie schaute kurz zu Jake und dem anderen Mann Hinüber, dann wandte sie sich wieder Lurch zu.
    »Und welcher von diesen Neandertalern soll mein Freund sein?«
    Lurch legte ihr den Arm um die Schultern und spazierte mit ihr auf Jake zu. »Da ist er, Süße. Dein Liebster, Jake der großartige.«
    Jake tat vom vielen Zähnezusammenbeißen schon der Kiefer weh. Lurch schien sie ganz lässig im Arm zu halten, doch seine Finger krallten sich fest in ihren Ärmel. Marnie wirkte trotz allem kalt wie Trockeneis, Seine Wertschätzung für sie stieg gleich noch mal um ein Dutzend Punkte.
    Gutes Mädchen. Weiter so.
    Jake beobachtete die beiden teilnahmslos, wie sie