Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
viele? Unlogisch und viel zu umständlich. Er war schließlich allein. Und dass er sie rechtzeitig bemerkt hatte, war reiner Zufall gewesen. Doch wer immer sie auch waren, sie hatten nicht die geringste Ahnung, welche Möglichkeiten er hier oben hatte.
Wäre er in seinem Lager gewesen, hätten sie gar nicht gewusst, wo sie ihn suchen sollten. Was eine andere Frage aufwarf: Woher wussten sie überhaupt von diesem Berg? Nur eine Hand voll Leute wusste, dass er hier oben Land besaß. Und die waren ausnahmslos tot. Und er hätte sein Leben darauf verwettet, dass keiner von ihnen sein Wissen preisgegeben hatte.
Was ihn wieder zum außerplanmäßigen Erscheinen der entzückenden Miss Marnie Christine Wright zurückbrachte.
Marnie hatte ganz vergessen, wie dunkel es im Gebirge werden konnte. Und wie kalt. Oh Gott, war ihr kalt. Der Mond lugte schüchtern zwischen den Wolken hervor, aber immerhin hatte es aufgehört zu schneien.
Marnies Orientierungssinn war schon an guten Tagen bodenlos schlecht. Aber hier oben, wo ein Baum wie der andere aussah, war sie hoffnungslos verloren. Und dass sie damit rechnen musste, von einer Kugel in den Rücken getroffen zu werden, machte ihren Orientierungssinn auch nicht gerade besser.
Aber von den Männern war nichts zu sehen. Keine Schüsse, keine Stimmen. Ihr war, als seien sie schon seit Stunden unterwegs.
Marnie lief geradewegs in einen Felsbrocken und blieb einfach stehen. Sie legte die Wange auf den kalten Stein und ließ kraftlos die Arme hängen.
»Ich werde Sie ewig lieben, wenn Sie uns irgendwie ins Warme bringen«, flüsterte sie.
»Sie haben Glück.« Jake stand auf Tuchfühlung hinter ihr. »Wir sind da.«
Da war eine riesige Felsformation, ähnlich der in der Lichtung, wo man auf sie geschossen hatte.
Marnie hob den Kopf von ihrem steinernen Kissen und schaute sich um. Im Moment schien der Mond so hell, dass sie die kleinen Härchen auf Jakes Hand erkennen konnte, die in Richtung Felsen zeigte.
»Und was gibt es da zu sehen«, raunzte sie. Da waren nur die üblichen Sträucher und ein enger, keilförmiger Spalt zwischen den Felsen. Zu eng, um sich hindurchzuquetschen, wozu sie auch nicht die geringste Lust hatte.
»Dahinter finden wir Schutz. Los jetzt.« Er streckte ihr die Hand hin. »Wir müssen ein bisschen klettern. Sie zittern schon seit einer ganzen Weile nicht mehr - wir müssen jetzt unbedingt ins Warme.«
»Genau das habe ich doch gesagt, oder?« Marnie nahm seine Hand. Er hielt sie sicher fest.
Jake stieg mit einem Fuß in die Spalte und zog sie hoch. Als er sah, dass sie festen Stand hatte, ließ er los. Er klemmte sich mit den Handflächen auf Schulterhöhe zwischen die Felsen, zog sich etwas hoch, stellte die Füße rechts und links auf die Felswände und bewegte sich mit gegrätschten Beinen vorwärts.
Marnie machte es ihm nach. Sie kamen nur langsam voran, aber dann wurde das V breit genug, dass sie sich zwischen den Felswänden hinunterlassen und am Boden weiterlaufen konnten.
Von den Felswänden schienen riesige boshafte Fratzen auf sie hinabzublicken, und Klaustrophobie bekam für Marnie mit einem Mal eine ganz neue Bedeutung.
Geradeaus war im Fels ein enges Loch zu sehen. »Was ist das? Eine Mine?«, fragte sie unschlüssig.
»Ja. Silber. Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Sie war schon stillgelegt, bevor der Felsrutsch den Zugang blockiert hat.«
»Ich werde nicht in einen hundert Jahre alten Stollen steigen.«
»Okay.«
»Ich meine es ernst. W -« Marnie war über irgendein hartes Ding gestolpert. Sie schaute zu Boden und spürte, wie sie blass wurde. »Jake?«
Er ging weiter, ohne sich umzudrehen. »Was ist denn jetzt wieder?«
»Ich bin gerade auf einen Knochen getreten«, sagte sie im gelassensten Tonfall, den sie hinbekam. Zwischen Jake und ihr lag eine ganze Reihe von Knochen. Große Knochen. Sauber abgenagte, große Knochen.
Menschliche Knochen?
»Lady, wollen Sie sich hier zu Tode frieren oder was? Bewegen Sie sich.«
»Jake, in dieser Höhle ist irgendwas.«
»Nun kommen Sie endlich. Ich friere mir sonst noch den Arsch ab.«
Marnie stieg über einen Knochen. »Fressen Baren eigentlich auch Menschen?«
Sie umrundete einen Haufen kleinerer Knochen, die weiß im Mondlicht leuchteten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, der mit Kälte nichts zu tun hatte.
»Nur wenn sie provoziert werden.« Jake wartete am Eingang des Schachts auf sie. Sie hätte schwören können, dass seine Mundwinkel zuckten.
»Und was ist mit
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