Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
windschiefe Schachtkonstruktion ist wohl auch nur ein Effekt? Da sind doch nette, bombenfeste Stahlträger dahinter, oder?«
»Nö, die Balken sind original.«
»Die historische Gesellschaft wäre begeistert.« Ein paar von den Querverstrebungen schienen einigermaßen intakt zu sein, an anderen hatten der Zahn der Zeit und die Holzwürmer genagt. Es war deutlich wärmer als draußen, aber die Luft war abgestanden und feucht.
Jake marschierte so schnell, dass Marnie fast laufen musste. »Den Schacht finden sie bestimmt nicht, oder?«
»Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie es doch tun, habe ich noch ein paar Asse im Ärmel.«
»Aber Duchess findet uns hier auch nicht.«
»Ihr Hund ist klüger als die meisten Menschen. Sie findet uns.«
Im Kegel der Taschenlampe tauchte eine robuste Stahltür auf, was Marnie schon nicht mehr erstaunen konnte. Sie schaute Jake teilnahmslos zu, wie er die Handfläche auf ein Sensorfeld in der Felswand legte. Sekunden später schob sich lautlos die Tür auf.
Dahinter folgte ein langer, steil abfallender Gang. Als sich hinter ihnen die Tür schloss, gingen im Schacht trübe Glühbirnen an.
Jake legte Gewehr und Taschenlampe auf einem schulterhohen Sims neben der Tür ab und schaute Marnie prüfend an, bevor er weiterlief.
Marnie schlurfte mit nassen Stiefeln hinterher. Die Luft war jetzt frischer und wärmer und die Felswände glatter. Marnie war, als hätte sie Beruhigungsmittel genommen, so erschöpft war sie.
Ihr war ein Baum auf die Hütte gefallen, sie war meilenweit marschiert, man hatte auf sie geschossen, sie hatte unter einem Tsunami um ihr Leben gefürchtet und einer computergesteuerten Frauen fressenden Bestie getrotzt. Es reichte ihr.
Nur das nervtötende Knirschen ihrer Schritte durchbrach die unerträgliche Stille. Ihre Wanderstiefel waren tonnenschwer, ihre Lider brannten, und sie wollte sich nur noch hinlegen.
»Das ist doch ein Albtraum - oder? Muss an diesem Dosenchili liegen, das ich zum Frühstück hatte.«
»Wir sind gleich da.« Jake drehte sich um und schaute sie an. Es war kein Wunder, dass sie am Zusammenklappen war. Der Adrenalinschub war vorbei, und er konnte kaum glauben, dass sie es so weit geschafft hatte. Die Haare waren zu wirrem Durcheinander getrocknet, und lehmige Schlieren liefen über ihr kreidebleiches Gesicht. Sie hatte die Schultern hochgezogen, und ihre Augen waren vor Erschöpfung glasig.
Trotz der riesigen Jacke wirkte sie zerbrechlich. Jake erinnerte sich wieder daran, was es mit zarten Blondinen auf sich hatte. Das hätte ihm eigentlich jede Lust verderben müssen, aber verflucht noch mal, er stellte sie sich nackt vor. Warm und nackt. Nackt unter ihm. Nackt und befriedigt.
Verdammt, ich muss das in den Griff bekommen. Er räusperte sich.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
Er sehnte sich nach dieser Flasche Crown Royal. Die ganze Flasche. Kein Glas. Kein Eis. »Könnte nicht besser sein, und Sie?«
Sie antwortete nicht.
Er ging zu ihr zurück. Sie stand einfach mit hängenden Armen und schweren Lidern da.
»Soll ich Sie tragen?«, fragte er barsch.
»Ja.«
Jake staunte, wie schnell sie nachgab, und hob sie hoch. Sie war nicht so leichtgewichtig, wie sie aussah. Marnie legte ihm die Arme um den Hals und ließ ihren Kopf an seine Brust sinken.
»Ist Ihnen die Puste ausgegangen?«, fragte er. Aber das konnte nicht sein, sie quasselte vermutlich sogar im Tiefschlaf noch.
»Ja. Irgendwas zwischen Tod durch Ertrinken und Aufgefressenwerden.«
Er grummelte und ging weiter. Ihr Haar kitzelte seine Nase. Die schweren Bergschuhe schlugen bei jedem Schritt an seine Oberschenkel, und trotz der dicken Jacke konnte er ihre Brust fühlen.
»Mmm, das ist nett.«
Ja. Großartig. Zum Verrücktwerden gut.
Sie strich mit leichten Fingerspitzen die Narbe an seinem Hals entlang, und die elfenzarte Berührung schoss ihm messerscharf in die Lenden.
»Wer hat Ihnen das angetan?«, flüsterte sie. Ihr Atem streichelte warm und schikanös seinen Hals. »Einer von den Typen da draußen?«
»Nein.« Aber danke, dass Sie mich erinnert haben . »Jemand, der viel gefährlicher war. Eine Blondine mit süßem Gesicht, großen, unschuldigen Augen und einem gemeinen Messer mit ihren Initialen am Schaft.« Die Wunde war längst verheilt, aber der Betrug schmerzte immer noch.
»Das war eine Frau? «
Im Grunde war ich es. »Sie hat nur das Messer geführt. Aber der verdammte Vollidiot, der sie an sich herangelassen hat, war ich selber.«
»Das
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