Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
gewollt hätte. Selbst unter der ganzen unvorteilhaften Schminke und den schrägen Klamotten war Ihre Mum ein echter Hingucker, soweit ich mich entsinne. Aber sie hatte nur Augen für so einen anderen Kerl. Aus irgendeinem Grund gab es da viel Heimlichtuerei, aber ich glaube, es war ein anderer Koch. Höchstwahrscheinlich mein Ami-Kumpel, Greg Tomlin. Überbezahlt, überviril und in Übersee, lachte De Fretais, dann sah er Skinner an und meinte: – Ihre Mutter hatte keine Augen für andere Männer, sie war besessen von diesem Kerl. Ja, für sie gab es definitiv nur einen Mann. Aber Sie scheinen mir etwas abenteuerlustiger veranlagt zu sein.
– Ich probiere alles mal aus, wenn’s gut ist, auch gern öfter, scherzte Skinner.
– Ein Mann nach meinem Geschmack, sagte De Fretais, sah sich um und senkte dann seine Stimme. – Einige von uns gehen später noch in einen kleinen Privatclub. Eine Party in extremis situ , alles ist erlaubt. Interessiert?
– Aber immer. Sagen Sie Bescheid, wenn’s losgeht, erklärte Skinner eifrig.
Weiß der Henker, was mich da erwartet, aber ich habe ja Kibby, der die Folgen zu spüren bekommt.
Die Heuschrecken aus den Schnorrerkreisen der Stadt hatten bald ihre Arbeit getan und alles verputzt, was De Fretais hatte springen lassen. Es war offenkundig, dass kaum jemand bleiben wollte, um selbst ein paar Runden zu geben. Der Champagner war zwar nicht besonders, aber er war zumindest gratis, und Skinner hatte Geschmack daran gefunden.
Eine Frau in mittleren Jahren, in einen Kunstpelz gehüllt, erschien und warf die Hände zur Decke. – Alan! Darling, dieses Buch von dir ist phantastisch. Ich hab das Spargel-Rezept am alten Conrad ausprobiert, und es war besser als Viagra! Ich wollte dir aus ganzem Herzen danken, aber dann dachte ich, ein Stückchen tiefer würde dem Anlass vielleicht eher entsprechen.
– Stets gerne zu Diensten, Eilidh, grinste De Fretais und küsste die Frau auf beide Wangen.
Skinner fand die Gespräche ermüdend. Das blieb De Fretais’ Anhang nicht verborgen, und man hielt als Reaktion darauf Distanz zu ihm. Aber es wurmte sie offenbar genauso wie ihn, dass die Freigetränke ausgegangen waren. Kurz darauf gab De Fretais ihm ein Zeichen, und sie gingen zum Ausgang. Sie stiegen die Stufen zur Straße hoch, wo zwei Taxis warteten. Skinner folgte De Fretais, zwei weiteren Männern und einer Frau in eins von ihnen. Einer der Männer war Asiate. Er war klein und trug eine teuer aussehende Wildlederjacke. Die Frau, die Skinner auf Mitte dreißig schätzte, war gut gekleidet, ein schickes Kostüm, Prada, wie Skinner vermutete.
Das Make-up ist ein bisschen üppig, aber für ihr Alter hat sie sich gut gehalten. Nur die Zusammensetzung find ich nicht so vor teilhaft, vier Kerle und nur eine Braut. Sagt bloß, wir sollen alle bei der Ollen anstehen?
Der andere Mann hatte Skinner interessiert beäugt. Er war dunkelhaarig, hatte hagere Gesichtszüge und hervorquellende Augen, die nicht recht zum Rest passen wollten. Zusammen mit seinen dünnen, zusammengepressten Lippen verliehen sie ihm etwas permanent Pikiertes. Er und De Fretais diskutierten über kulinarische Themen, während das Taxi über das Kopfsteinpflaster der New Town schaukelte.
– Ich bin bereit, mich in dieser Frage deiner Sachkenntnis zu beugen, Alan, aber man sollte doch glauben, die Franzosen …
– Hat alles seinen Ursprung bei den Griechen und Römern, ging De Fretais dazwischen. – Man kommt immer wieder auf die drei maßgeblichen kulinarischen Traditionen zurück: China, Rom und Griechenland. Die Griechen und Römer haben unsere westlichen Essgewohnheiten begründet, das Zeremoniell und das Festmahl, die Spiele. Die Vorstellung, dass man sich keinen sinnlichen Genuss versagen soll, sagte er, sich Skinner zuwendend, den nun ein etwas ungutes Gefühl beschlich.
Sie betraten ein Haus mit Souterrain, nachdem De Fretais geklingelt und seinen Namen in die Gegensprechanlage geblafft hatte. Ein großer, braun gebrannter Mann empfing sie. Er hatte harte braune Augen und kurzes, krauses braunes Haar, das an den Schläfen grau wurde. – Alan, Roger … du hast Freunde mitgebracht … schnurrte er und musterte Skinner von Kopf bis Fuß.
– Graeme …, schön, dich zu sehen, strahlte De Fretais. – Du kennst ja Anwar.
Der Asiate streckte die Hand aus, und der Mann namens Graeme schüttelte sie.
– Das hier ist Clarissa. Und das ist Danny.
Graeme ergriff die Hand der Frau und küsste sie auf beide
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