Die Beute
sackte zu Boden und die Taschenlampe ging aus.
Dunkelheit senkte sich über sie herab. Jodies Bild hatte sich ihm wie ein Schnappschuss eingeprägt – entschlossener Gesichtsausdruck, angespannte Körperhaltung. Er hörte sie ganz in der Nähe herumstolpern, sie rutschte, keuchte und versuchte aus der Grube zu krabbeln. Er griff nach ihr, packte sie am Pulli und zog sie raus. Sie zitterte und atmete heftig. Er hätte sie am liebsten an sich gedrückt.
»Wo ist er? Wo ist er?«, zischte sie.
»Er schläft tief und fest.« Als er das sagte, blitzten unterhalb der Veranda zwei Lichter in der Dunkelheit auf. Das Brummen eines Achtzylindermotors durchbrach die Stille der Nacht. Ihm fiel wieder ein, dass Jodie einen Wagen gehört hatte. Heute Morgen hatte sie noch geglaubt, es wäre die Bestie gewesen. »Kane ist zurück. Such nach der Waffe.« Matt ging auf die Knie und stieß mit Jodie zusammen, die auf dem Boden herumkrabbelte. Er klopfte den Boden um Travis’ leblosen Körper ab.
»Herrgott, ich habe ihn umgebracht«, sagte Jodie.
»Nein, er ist nur bewusstlos.« Matt hatte keine Ahnung, ob er tot oder lebendig war, wollte aber nicht, dass Jodie deshalb die Nerven verlor. Nicht jetzt. Die Scheinwerfer von Kanes Auto drehten ab, das Licht fiel nun direkt auf die Veranda und erleuchtete den Boden darunter wie ein Fußballfeld.
»Mist«, sagte Jodie. Sie war jetzt auf allen vieren und blickte neben Travis zu ihm auf. Die Lichter gingen aus. »Verdammt, wir brauchen die Taschenlampe.«
»Wir haben keine Zeit, danach zu suchen.«
»Ich sehe nichts.«
»Lauf zum Loch im Fußboden.« Matt hörte, wie sie sich bewegte. Er folgte ihr, krabbelte auf Händen und einem Knie voran und zog das kaputte Bein hinter sich her.
»Wo bist du?«, flüsterte sie.
Eine Wagentür war zu hören, die schwache Innenbeleuchtung reichte, damit er sie sah. Sie hatte sich mit dem Rücken an einen Ziegelpfeiler gepresst, ein Pfeiler war hinter ihr, einer vor ihr.
»Ich bin hinter dir«, flüsterte er.
Sie sah sich mit großen Augen um. Dann ging das Licht aus, und sie standen wieder im Dunklen.
Matt versuchte sich zu erinnern, wo sie war, stand auf und humpelte mit ausgestreckten Armen so schnell er konnte durch die Dunkelheit. Eine Hand hielt ihn an der Schulter fest und zog.
»Komm«, flüsterte sie.
Mit der anderen Schulter knallte er gegen einen Pfeiler und stieß ihn zur Seite. »Mist.«
»Beweg dich.«
»Ich bewege mich ja.«
»Schneller.« Ihre Stimme war nur ein Krächzen. Ihre Füße krabbelten über die Erde, dabei hielt sie sich an ihm fest. Dann stießen sie mit den Köpfen an die Unterseite des Fußbodens am Rand des Loches und nur wenige Zentimeter vom Lichtkegel entfernt.
Ein Knall war auf den Eingangsstufen zu hören.
»Geh.«
»Jetzt.«
Matt richtete sich zu voller Größe auf, sein Kopf und seine Schultern ragten ins Wohnzimmer, das Licht blendete ihn. Er machte eine Räuberleiter und Jodie zog sich ins Wohnzimmer hoch. Als er die schweren Schritte auf der Treppe hörte, stützte er sich mit den Händen auf und stemmte sich hinter ihr hoch. Jodie zog an seiner Jacke, hievte ihn über den Rand des Loches, bis er mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Er rannte los, noch bevor er sich aufgerichtet hatte, und versuchte den Schmerz in seinem Knie zu ignorieren. Die Schritte draußen wurden immer lauter, als Kane auf die Veranda kam.
Jodie zog Matt an ihre Seite und rannte mit ihm zu den Schlafzimmern.
Er schleppte sich neben ihr her und sah die zersplitterte Glastür. »Hier lang«, zischte er.
»Wir müssen zu den anderen zurück.«
Er packte sie am Handgelenk. »Nein.«
Die Schritte stoppten. Jodie drehte den Kopf zur Tür und dann zu Matt. Sie packte ihn am Unterarm und drehte ihn mit einem Doppelgriff um. Ein Tauziehen, und er war das Tau.
»Nein«, sagte er erneut.
Die Tür klapperte und bewegte sich nach innen, da lockerte Jodie den Griff, er taumelte zurück. Dann zog sie ihn plötzlich zur Hintertür.
Die Haustür flog auf und knallte gegen die Wand. Sie hatten das Zimmer bereits halb durchquert. Eine Stimme brüllte hinter ihnen her.
Kane.
Matt zwang sein verletztes Knie zu gehen, Knochen knirschten gegen zermatschte Knorpel. Jodie lief seitlich voran und zog ihn durch die Trümmer im Zimmer. Kanes Schuhe donnerten hinter ihnen über den Boden.
Sie schafften es bis zur geborstenen Glastür und liefen über die Veranda. Jodie hatte als Erste die Treppe erreicht. Sie war bereits fast unten,
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