Die Beute
ausgehobenen Grube.
Es war zu dunkel, als dass er Jodie hätte sehen können, doch er hörte sie. Sie keuchte. Ein Schlag auf einem Balken über ihnen war zu hören, sie stolperte in ihn hinein. Es musste wehgetan haben, doch es war nicht der Schlag auf den Kopf, auf den sie reagierte.
»Nein. Auf keinen Fall.« Ihre Stimme war laut, ein Schrei. »Wenn ihr mich in ein verdammtes Loch stecken wollt, dann könnt ihr das selbst machen, ihr Schweine. Ich werde mir nicht mein eigenes Grab schaufeln.«
29
Travis riss die Taschenlampe herum. »Noch nicht, Schlampe. Für dich habe ich einen anderen Job.«
Matt blinzelte zu Jodie, die plötzlich in Licht getaucht war. Sie war wütend und atmete schwer.
»Da rüber«, befahl Travis, sie standen wieder im Dunklen, das Licht der Taschenlampe war nun auf den Erdhügel gerichtet.
Als Matt Jodie in der Dunkelheit zu fassen bekam, lief sein Gehirn auf Hochtouren. Sie versuchte sich loszureißen, doch er hielt sie fest. Wenn sie nicht bei ihm blieb, würde er sie in der Dunkelheit nicht mehr finden. Und er wollte wissen, was in der Grube war. Travis und Kane waren hergekommen, um sie auszuheben. Entweder vergruben sie etwas, oder sie hoben etwas aus. Und sie hatten sich dafür in große Schwierigkeiten gebracht. Mehr als das. Sie hatten auf eine Frau geschossen, fünf Menschen in einen Schrank gesperrt und ein Loch in den Fußboden geschlagen.
Warum riskierten sie so etwas, nur um etwas zu vergraben? Die Scheune war von Buschland umgeben. Sie befanden sich mitten auf Farmland. Sie hätten überall da draußen was vergraben können.
Er musste daran denken, dass Louise wiederholt hatte, was die beiden gesagt hatten: Wir holen unsere Sachen und verschwinden. Sie gruben also irgendwas aus. Sie hatten hier gelebt, sie waren beide seit ein paar Jahren zurück in Bald Hill und hatten genügend Gelegenheit gehabt, irgendetwas zu vergraben. Wenn Matt sich nicht irrte und Travis und Kane tatsächlich John Kruger umgebracht hatten, was war so wichtig, sich einen Tag länger vor den Cops zu verstecken, nur um etwas auszubuddeln?
Während er und Jodie am Ziegelpfeiler vorbeigingen, entdeckte Matt im Licht der Taschenlampe jenseits der Pfeiler zwei weitere frisch ausgehobene Gruben. Sie sahen genau wie die erste aus – hatten ungefähr die Größe eines durchschnittlichen Gartengrills und waren etwa knietief. Er zögerte einen Augenblick. Angst kroch seinen Rücken hinauf.
Herrgott, vielleicht waren sie als Gräber gedacht.
Nein, dafür waren sie nicht groß genug. Er richtete sich ein wenig auf und begutachtete Travis’ und Kanes Arbeit. Drei rechteckige Gruben lagen vor ihnen. Travis zeigte mit der Taschenlampe auf die nächste Reihe.
»Geht rüber, und fangt zu graben an. Jeder macht ein Loch«, befahl er.
Matt blickte auf das Licht, das über die Gruben hüpfte, und überlegte, was die Löcher zu bedeuten hatten. Er sah sich erst rechts, dann links um. Er sah nichts, roch aber die Pfeiler, Mörtel und Sand. Die Scheune war groß und brauchte viele Pfeiler. Nachdem sie jahrelang dem Verfall ausgesetzt gewesen war, hatte man während der Renovierungsarbeiten wohl noch ein paar Pfeiler hinzugefügt, um den Boden abzustützen.
Matt zog seine geschwollene Lippe an einer Seite hoch. In der Dunkelheit war es schwer, einen bestimmten Pfeiler zu finden. Vor allem, wenn man schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen war.
Er wollte vorangehen, doch Jodie hielt ihn fest.
»Matt, nein«, flüsterte sie. »Das sind fünf Gruben. Wir sind zu fünft. Ich werde mir kein Grab schaufeln.«
»Beeilt euch!«, schrie Travis.
Matt hakte sie unter und trieb sie voran. »Komm schon, mach dir keine Sorgen.«
Sie wehrte sich, wand sich und versuchte sich zu befreien. »Nein. Wir müssen weglaufen. Sofort.« Sie stieß ihm mit dem Fuß ins kaputte Knie, er stöhnte vor Schmerz, hielt sie aber fest. Travis hatte eine Taschenlampe und eine Waffe. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt wegzulaufen. Die Taschenlampe schwenkte herum und fiel wie ein Scheinwerfer auf sie.
»Da rüber«, schrie Travis und kam auf sie zu.
Matt packte Jodie an den Schultern und schüttelte sie. »Reiß dich zusammen.«
»Wir müssen was tun.«
»Wir tun, was er sagt. Und zwar beide.«
Dann stand Travis bei ihnen, zerrte Jodie weg, stieß sie zu Boden und hielt Matt die Pistole an die Stirn. »Grab, Wiseman, kapiert?« Er blickte auf Jodie herab. »Steh auf, du Schlampe.« Travis sah zu, wie sie sich vom Boden
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