Die Beute
so dunkel wie unter der Scheune, aber dennoch dunkel genug, dass man nicht viel mehr als Gestrüpp sehen konnte.
»Duck dich, und lauf nach links«, flüsterte Matt. Er hörte, wie sie loslief und sich rasch fortbewegte, er versuchte ihr zu folgen. Doch sein Knie spielte nicht mit, er zog es durch das Dickicht und robbte langsam vorwärts.
»Ihr zwei seid tot. Habt ihr gehört?«, schrie Kane, der noch ein ganzes Stück vom Rand des Gestrüpps entfernt war.
Matt versuchte, sich von der Scheune wegzubewegen, tiefer ins Unterholz hinein und in einem Bogen zum Wohnzimmer am hinteren Ende des Gebäudes zu kommen. Vor sich hörte er ein Rascheln. Er hoffte, dass es Jodie wäre und nicht irgendein nachtaktives Tier, das sein Revier verteidigen wollte.
Diesmal klang Kanes Stimme näher. Vielleicht stand er bereits am Rand der Büsche. »Ich sehe euch. Ihr seid gleich tot.«
Kane konnte sie nicht sehen, er bluffte, beruhigte Matt sich. Seine Stimme kam von rechts und klang zu weit entfernt, trotzdem war er auf der Hut. Am liebsten wäre er aufgestanden und losgerannt. Hätte Jodie gesucht und wäre mit ihr ins Unterholz getaucht und nicht mehr stehen geblieben, bis sie unten im Tal waren. Einen Augenblick versuchte er sich zu sagen, dass sein Humpeln immer noch besser war, als blind herumzukrabbeln. Doch genau darauf hoffte Kane wohl – ihn machen zu lassen und dann aufs Geratewohl zu schießen.
Stattdessen hielt er an und legte sich flach auf den Boden. Auch das Rascheln in seiner Nähe hörte auf. Jodie. Braves Mädchen. Bleib unten. Eukalyptusduft stieg ihm in die Nase, trockene Blätter schnitten in sein Gesicht, und Sand und Erde schabten über Hände und Knie. Neben seiner eigenen Atmung hörte er Schritte auf weichem Gras. Sie kamen auf sie zu. Herrgott, wenn Matt schon Kanes Schritte auf dem freien Boden hören konnte, dann war jede Bewegung im Gestrüpp wie eine Zielscheibe.
»Ich hab euch im Visier und schieß euch in den Kopf, also macht euch zum Sterben bereit.« Kane war jetzt sehr nahe, der drohende Ton in seiner Stimme war wieder da, er genoss die Jagd.
Aus Kanes Richtung war jedoch kein Rascheln zu hören, also lief er vermutlich an der Buschgrenze entlang, offensichtlich hoffte er, sie zu erspähen, bevor er durchlud. Matt hatte keine Ahnung, wie tief sie im Gestrüpp saßen, doch er vermutete, dass es nicht reichte, um Kane zu entkommen. Jedenfalls nicht, um außerhalb der Schusslinie zu sein. Wenn er aufstand und Kane ein Ziel bot, konnte Jodie vielleicht davonlaufen.
Und dann? Selbst wenn sie entkommen konnte, gab es doch noch mehr Geiseln in der Scheune. Eine von vier zu retten war nicht genug.
Matt blickte sich nach links um. Jodie war vor ihm. Möglicherweise ahnte Kane, in welche Richtung sie geflüchtet waren. Vielleicht war es an der Zeit, dass der Kerl etwas bekam, worauf er schießen konnte.
Matt fuhr mit den Händen durch den Sand und wühlte durch Steinchen und Lehmklumpen, bis er fand, wonach er suchte. Dann rollte er sich auf den Rücken, zielte hoch und weit und hoffte, dass der Stein nicht an irgendeinem Baum direkt hinter ihm abprallte.
Er landete laut plumpsend in gut zehn Meter Entfernung im Unterholz. Matt hatte keine Ahnung, ob Kane sich dadurch in die Irre führen ließ, und machte sich nicht die Mühe, darüber nachzudenken, da hörte er Kane plötzlich ins Unterholz rennen. Blätter raschelten hinter ihm. Matt stieß sich mit seinem gesunden Bein vom Boden ab und eilte in die Richtung, aus der er Jodie das letzte Mal gehört hatte. Er hoffte, dass auch sie sich aus dem Staub gemacht und irgendein sicheres Versteck gefunden hatte. Und er betete, sie zu finden.
»Ich hab euch, ihr Arschlöcher«, rief Kane und versuchte siegessicher zu klingen, doch das Ächzen und Stöhnen, als er sich den Weg durch das Gestrüpp bahnte, nahm seinen Worten die Schärfe. Genau wie die Richtung, aus der seine Stimme kam. Er lief weg, fluchte und hörte sie nicht.
Hinter ihm wurde es still im Gestrüpp, Matt ließ sich wieder auf den Boden sinken.
»Du hältst dich wohl für superschlau, Wiseman, was?« Kane war außer Atem und bewegte sich nun langsam durchs Gestrüpp. »Aber das bist du nicht. Du bist ein Arschloch.«
Das musst gerade du sagen, dachte Matt, robbte wieder so leise es ging voran und verzog das Gesicht vor Schmerz, als er versehentlich sein Bein anhob, statt es hinter sich herzuziehen. Nicht weit vor sich hörte er ein leises Rascheln. Geh weiter, Jodie. Er robbte
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