Die Beute
bettelten darum, überfahren zu werden? Er hatte sie zumindest an einem sichereren Ort zurückgelassen.
Die Reifen knirschten auf dem Splitt, als er von der Straße abfuhr. Als er den Rückwärtsgang einlegte, stand Jodie auf. Nicht sie hatte sich also den Knöchel verletzt. Breitbeinig stand sie mit den Händen in den Hosentaschen da, und er vermutete, dass selbst ein nächtlicher Spaziergang sie nicht so leicht aus dem Tritt bringen konnte.
»Kann ich Sie vielleicht irgendwohin mitnehmen?«, rief er, als er aus dem Wagen stieg.
»Wir warten seit einer Stunde«, rief sie zurück, und an ihrem Tonfall war zu hören, dass sie die Zeit keineswegs genossen hatten. Als er zu ihr trat, fragte sie: »Was ist mit dem verdammten Taxi passiert?«
»Ein Baum.« Matt zögerte, sie wollte sichtlich etwas Heftiges sagen, meinte aber dann schon weniger vorwurfsvoll:
»Der Taxifahrer ist gegen einen Baum gefahren?«
»Ja, Sie hatten noch Glück, dass es passiert ist, bevor er Sie abgeholt hat, sonst hätten Sie jetzt ein weitaus größeres Problem, als hier im Dreck zu warten.«
»Geht es ihm einigermaßen?«
»Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, das Schlimmste ist wohl sein gebrochenes Bein.«
Die beiden wirkten durchgefroren und durchnässt, und ihre gute Laune, die sie bei ihrer ersten Begegnung gezeigt hatten, war sichtlich verflogen. Die andere Frau saß auf einem Koffer und hatte ihren Fuß auf eine Tasche gelegt. Sie trug noch immer die Stiefelette und hatte das Hosenbein bis über den Fußknöchel heruntergekrempelt, sodass er nicht abschätzen konnte, wie schlimm die Verletzung tatsächlich war; aber so wie sie sich in ihren Mantel gekuschelt hatte, würde sie eher vor Kälte sterben, bevor der Schmerz zu ihr durchdrang. Er ging neben ihr in die Hocke. »Was ist passiert?«
Sie warf Jodie einen Blick zu, der besagte, dass sie zu dem Thema bereits eine Auseinandersetzung gehabt hatten. »Jodie gefiel die Stelle da unten nicht. Sie dachte, wir wären sicherer, wenn wir ein paar Schritte laufen würden«, und dabei verdrehte sie die Augen.
Matt runzelte missbilligend die Stirn und sah Jodie an. »Sie wären besser da geblieben, wo Sie zuerst waren. Sie hatten Glück, dass ich Sie rechtzeitig gesehen habe.«
»Vielen Dank auch, das werde ich mir merken, für den Fall, dass ich noch mal hier festsitzen sollte.« Sie lächelte ihn etwas gezwungen an. »Wir sollten Corrine ins Auto verfrachten. Würden Sie mir dabei helfen?«
Er musterte Corrine. »Wie schlimm ist es? Müssen Sie ins Krankenhaus?«
»Ein Thermenhotel wäre mir am liebsten, aber Bald Hill tut es auch. Ich habe mir wahrscheinlich nur den Knöchel verstaucht.« Sie streckte ihm eine Hand entgegen. »Ich bin übrigens Corrine und freue mich, Sie wiederzusehen.«
»Matt Wiseman«, sagte er, ergriff ihre Hand und zog sie auf die Füße. »Geht doch nichts über einen spannenden Freitagabend, was?«
Sie legte einen Arm um seinen Hals, den anderen um Jodies und stützte sich auf die beiden. Nach einem halben Dutzend Schritte wurde ihm klar, dass sie auf diese Weise eine Ewigkeit brauchen würden.
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte er, fuhr mit dem Arm unter ihre Knie und hob sie hoch.
»Oh, das hätte ich nicht gedacht. Sind Sie sicher? Sie humpeln doch selbst?«
»Halb so schlimm«, sagte er und überlegte, dass ein wenig mehr Physiotherapie ihm nicht schaden würde.
Sie legte fest ihren Arm um seinen Hals und säuselte ihm ins Ohr: »Sie können mich gerne täglich retten.«
Matt kicherte. Die Nummer der hilflosen Frau zog bei ihm nicht, aber eine hübsche Frau in seinen Armen war immer noch besser, als für seine Mühe nur gehänselt zu werden.
Er half ihr auf den Rücksitz des Wagens, sorgte dafür, dass sie das Bein hochlegte, und sah, wie Jodie einen Koffer in den Kofferraum hievte. Er wollte ihr helfen, rempelte sie aber ein wenig an, als er das Gewicht hochhob. Sie zog sofort den Arm weg. Erstaunt sah er sie an. Sie trat einen Schritt zurück, blieb breitbeinig stehen, ballte die Fäuste und war bereit, ihm einen Faustschlag zu versetzen. Ein Selbstverteidigungsreflex. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, machte sie noch ein paar Schritte zurück und sah zur Seite, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte, dann drehte sie sich um und ging zum Gepäck.
Sie suchten die restlichen Koffer zusammen, und sie sah zu, wie er alles in den Kofferraum lud. Matt vermutete, dass sie auf diese Weise jeder Berührung aus dem Weg ging. Er ließ sie
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