Die Beute
um den Wagen zur Beifahrertür gehen, stieg ein und war fast davon überzeugt, dass sie sich nach hinten zu ihrer Freundin setzen würde. Doch sie hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen und war bereits angeschnallt. Während er noch mit dem Schlüssel hantierte, fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Haar, dann über das Gesicht, verdeckte es ein paar Sekunden und atmete dann tief durch.
Er ließ den Motor an und fragte: »Alles in Ordnung?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte ihm ihr Gesicht zu. »Ja. Großartig.« Sie lächelte ein wenig. Es kostete sie einige Überwindung, ihre Kiefer zu entspannen und die Lippen ein wenig zu kräuseln. Doch es lohnte sich und entschädigte ihn für die abwehrende Haltung, die sie draußen noch eingenommen hatte. »Danke, dass Sie uns abgeholt haben.«
»Kein Problem.« Er wendete auf dem Asphalt und fuhr dann zügig die ihm vertraute Straße entlang. Jodie saß neben ihm, rieb sich Hände und Arme und schlug die Beine übereinander. Er stellte die Heizung ein wenig höher.
»Danke«, sagte sie. »Was ist mit meinem Auto?«
»Das hat schon bessere Tage gesehen.«
»Kann man es denn reparieren, damit ich wenigstens am Sonntag damit nach Hause fahren kann?«
Matt zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Sie müssen warten, bis der Alte sich morgen früh den Wagen angesehen hat. Er ist Mechaniker, ich bin nur seine Aushilfe. Hängt davon ab, was für Ersatzteile er dahat. Ich schlage vor, Sie reden selbst mit ihm.«
Corrine meldete sich vom Rücksitz zu Wort. »Ich mache mir eher Sorgen, wie wir heute Abend in unser Cottage kommen sollen. Was machen wir ohne Taxi?«
Matt fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln am Kinn. »Ich kann Sie hinfahren. Wo sind Sie denn untergebracht?«
»Im Old Barn On The Hill «, sagte Jodie. »Kennen Sie das?«
Das Barn On The Hill . Verdammt. In Gedanken sah er den kleinen, kastenförmigen Bau vor sich, das ungestrichene Tragwerk aus Holz, die primitiven Stufen zum Eingang – ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Irgendwas musste sich jedoch verändert haben, wenn es jetzt an Touristen vermietet wurde. »Ja, das kenne ich. Hoffentlich ist es jetzt in einem besseren Zustand als damals, als ich es das letzte Mal gesehen habe.«
»Wann war das denn?«, rief Corrine.
Er sah sie im Rückspiegel an. »Vor ein paar Jahren. Ich wundere mich, dass es überhaupt noch steht.«
»Na toll, Jodie«, sagte Corrine. »Eine baufällige Scheune.«
»Nein, nein«, sagte Jodie über ihre Schulter hinweg und drehte sich dann zu Matt. »Auf der Website stand, dass die neuen Besitzer es vergangenes Jahr von Grund auf renoviert haben. Jetzt ist es ein wirklich hübsches B & B.«
Matt hob die Augenbrauen. Die alte Scheune ein B & B? Das sollte wohl ein Witz sein. »Stand auf der Website auch irgendwas zur Geschichte der Scheune?«
»Nur, dass es seinerzeit ein Scherschuppen, Futter- und Maschinenlager war«, sagte sie.
Vermutlich waren Hausbesetzer und eine Personenfahndung nicht unbedingt das, was es für Touristen attraktiv machte. »Sie möchten da draußen doch nicht etwa ohne Transportmittel festsitzen. Sie sollten sich lieber für ein paar Tage den Leihwagen nehmen. Der ist zwar nicht gerade eine Bombe, bringt Sie aber von A nach B.«
»Was meinen Sie mit da draußen?«, fragte Jodie besorgt. »Auf der Website stand, das Cottage ist nur ein paar Minuten vom Zentrum entfernt.«
»Das soll wohl Landminuten heißen«, grinste Matt. »Ich würde sagen, es sind an die vierzig Kilometer, und das nur bis zur Abzweigung geschätzt. Im Dunkeln sind es bis oben noch einmal fünf Minuten.«
Jodie wandte ihr Gesicht ab, doch er konnte sehen, dass seine Worte sie beunruhigten. Dann sah sie ihn wieder an. »Der Leihwagen wäre toll, danke.«
Das Wochenende ließ sich nicht gerade gut an.
Sie fuhren schweigend weiter. Jodie saß stocksteif neben ihm. Sie hatte ihre Arme immer noch vor der Brust verschränkt. Im Wagen war es jetzt nicht mehr kalt. Ganz im Gegenteil, Matt begann langsam zu schwitzen. Sie hatte ihr Gesicht abgewandt, doch im Spiegelbild des Beifahrerfensters sah er ihre großen dunklen Augen und wie sie beunruhigt auf ihrer Unterlippe herumkaute. Matt warf noch einmal einen Blick in den Rückspiegel auf Corrine. Sie starrte mit gespitzten Lippen in die Nacht hinaus und wirkte gereizt, unzufrieden und unglücklich.
Dann sah er wieder Jodie an. Auch sie wirkte gereizt und unzufrieden, doch da war noch etwas anderes. Er
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