Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
Vom Netzwerk:
und dann wieder das Rumpeln, als er zurück auf das Gras fuhr. Sie wartete zitternd darauf, dass er wieder um die Ecke kam.
    Doch er blieb stehen. Der Motor gluckerte. Sie hielt den Atem an.
    Was? Was zum Teufel machst du jetzt?
    Die Antwort kam dreißig lange Sekunden später, als das Fahrzeug sich wieder in Bewegung setzte. Und wegfuhr. Das Rumpeln wurde lauter, als es an Geschwindigkeit gewann, und dann allmählich leiser, je weiter es sich entfernte.
    Jodie blieb noch ein paar Minuten an der Tür stehen. Dann ging sie in die Küche, nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und trank sie aus.
    Herrgott. Was sollte das alles?
    Sie kontrollierte jedes Fenster, ging auf Zehenspitzen in Hannahs und Corrines Schlafzimmer und dann in den Flur zurück. Sie machte ein paar Schritte in dem engen Raum und erstarrte dann. Ein lautes Rumpeln erscholl hinter der Scheune. Doch diesmal war es tatsächlich ein Donnern, das aus dem Tal aufstieg.
    Als sie wieder ins Bett kletterte, blitzte es, und kurz darauf prasselte Regen auf das Metalldach und dröhnte wie ein Flugzeug. Sie zog die Decke hoch, lauschte mit weit aufgerissenen Augen und dachte an die Zufälle: zwei Männer, zwei Taschenlampen, ein dunkles, brummendes Auto.
    Wer war da draußen?

11
    Jodies Handgelenke schmerzen. Die Haut platzt auf. Sie spürt es, zerrt aber trotzdem weiter an den Stricken. Es tut weh, sie zerrt dennoch weiter. Sie weiß, dass Angela lebt. Das Weiß ihrer Augäpfel verschwindet und taucht immer wieder in der Dunkelheit auf. Große, runde, verängstigte Augen. Angie blinzelt. Jodie weint.
    »Angela«, flüstert Jodie. »Angie, meine Hände sind frei.«
    Angela wimmert.
    »Wir müssen weglaufen, Angie.«
    »Ich kann nicht«, weint Angela. Und blutet. Ihre Hände sind klebrig und feucht vor Blut. Irgendwas stimmt nicht mit ihrem Bein.
    Jodie hat so große Angst, dass sie kaum zu atmen wagt. Zu große Angst, um zu bleiben. Zu verängstigt, um zu gehen. »Gleich hinter den Bäumen ist eine Straße. Ich brauche weniger als eine Minute hin. Kann jemanden anhalten. Hilfe holen.«
    »Ich habe mich gewehrt.«
    »Ich weiß, du hast hart gekämpft, Angie.«
    »Lauf, Jodie, bevor sie zurückkommen.«
    Jodie läuft. So schnell sie kann. Ihre Füße pochen. Sie läuft über Schmutz, Gras und Steine. Männer rufen hinter ihr her. Füße dröhnen auf dem Boden. Angie schreit.
    »Nein«, schreit Jodie. Hände packen sie, schlagen zu. Sie kann nicht atmen. »Nein. Nein!«
    »Jodie. Jodie, wach auf.«
    Es war Louise. Sie stand über sie gebeugt und rüttelte sie wach.
    Jodie wischte sich mit zitternden Händen über das Gesicht. Sie saß aufrecht im Bett, die Decke lag auf dem Boden, ihr Pyjamaoberteil war durchgeschwitzt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Lou besorgt.
    »Oh Gott, ja, tut mir leid. Wow.« Sie schwang ihre Beine über die Bettkante und schüttelte den Kopf. »Das ist mir schon lang nicht mehr passiert. Habe ich dich geweckt?«
    »Nein, ich hatte sowieso vor, nur fünf Stunden zu schlafen«, grinste Lou, gähnte und setzte sich neben sie aufs Bett.
    »Tut mir leid.« Jodie versuchte zu lächeln und sah auf die Uhr ihres Handys. Acht Minuten nach sieben. »Leg dich wieder schlafen.« Es tat ihr leid, dass sie Lou geweckt hatte, doch jetzt brauchte sie vor allem Zeit, um sich wieder zu fangen.
    »Das wäre eine gute Idee, wenn ich wieder einschlafen könnte. Aber wenn ich mal wach bin, bin ich wach. Kommt davon, wenn man vier Kinder in zwei Jahren bekommt.« Sie zuckte die Achseln. »Wie wär’s mit Kaffee?«
    »Tolle Idee.« Ein Schuss Koffein wäre großartig, und wenn sie schon Gesellschaft haben musste, während sie von ihrem Albtraum runterkam, war auf jeden Fall Louise ihre bevorzugte Wahl – selbst wenn die nichts von Angela und jener Nacht wusste. Jodie hatte diese abscheuliche Geschichte keiner ihrer Freundinnen erzählt, wo sie doch alle versuchten, ihren Kindern schöne Erinnerungen ins Leben mitzugeben.
    Jodie überließ Lou das Kaffeekochen und zog einen Stuhl an die Bar. Sie stützte die Ellenbogen auf die kalte Marmorplatte, ihr Kinn in die Hände und zitterte immer noch.
    Während Lou kochendes Wasser über den Kaffee goss, fragte sie: »Wer ist Angela?«
    Als Jodie Angies Namen hörte, blieb ihr die Luft weg. »Was?«, stellte sie sich ahnungslos, denn sie wollte nicht darüber reden.
    Louise öffnete den Schrank unter der Arbeitsplatte, redete weiter und kramte unterdessen darin herum. »Angela. Du hast im Schlaf Angela

Weitere Kostenlose Bücher