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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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kehrt und ging durch das Zimmer. Jodie hatte diesen Gang bei Hannah schon mit Krankenhauspersonal im Schlepptau gesehen. Und war ihr dankbar dafür gewesen, als sie so in die Notaufnahme gestürmt war, nachdem Isabelle vom Rad gefallen war. Doch jetzt gab es genügend Gründe, sie aufzuhalten.
    Sie wollte ihr hinterherlaufen, doch Louise hielt sie am Arm fest. »Lass sie. Egal, was da draußen war, es ist weg.«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Ich weiß nicht, was du gesehen hast, jetzt ist es nicht mehr da.« Sie zuckte entschuldigend die Achseln. »Komm, setz dich wieder. Wo ist der Wein?«
    »Ich will keinen Wein mehr.« Jodie sah zur Eingangstür, die Hannah offen gelassen hatte. Verdammt, Hannah! Pass da draußen auf dich auf. Sie ging durch das Zimmer und stellte sich neben die offene Tür.
    Als Louise sie besorgt vom Vorhang aus ansah, steckte Jodie vorsichtig ihren Kopf durch die Tür und sah sich rechts und links auf der Veranda um. Hannah war nirgends zu sehen. Mist.
    Sie ging wieder rein und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hätte sich am liebsten auf die Suche nach Hannah gemacht, aber falls sie gleich um die Ecke stand und ein vertrauliches Gespräch mit Pete führen wollte, würde sie sich über Jodies plötzliches Auftauchen vielleicht noch mehr ärgern. Andererseits, falls dem nicht so war, konnte irgendjemand sie geschnappt und von der Veranda gezerrt haben, bevor sie überhaupt mitbekamen, dass sie weg war.
    Sie sah sich um und suchte nach etwas, womit sie sich wehren konnte. Neben der Tür stand ein Schreibtisch – darauf standen in einer großen Vase getrocknete Blumen, ein kleiner Messingbuddha, ein paar Kerzenständer aus Holz. Jodie nahm den Buddha und hielt ihn wie einen Kricketball in der Hand. Wie entschlossen bist du, dich zu verteidigen? Das war die Frage, die Jodie ihren Studenten stellte. Oder in diesem Falle, wie entschlossen war sie, eine Freundin zu verteidigen? Entschlossen genug, um jemandem einen Messingklotz an den Kopf zu schlagen? Verdammt noch mal, ja. Sie ging wieder zur Tür und stieß dabei mit Hannah zusammen.
    Beide erschraken.
    »Das ist nicht der schwarze Mann, Jode, das bin nur ich.«
    Jodie zog sie rein, schloss die Tür und verriegelte sie.
    »Da draußen ist auch kein Empfang«, sagte Hannah zu den dreien. Ihre Wangen hatten sich von der Kälte rosig gefärbt, sie keuchte leicht. »Ich bin über die Veranda um das ganze Haus gelaufen. Nichts. Ich wollte noch ein Stück den Hügel hinaufgehen, aber Jodie hat mich mit dem Scheiß, dass wir beobachtet werden, zu Tode erschreckt. Ich rufe morgen an.« Sie legte ihr Telefon auf den Schreibtisch und bemerkte den Buddha in Jodies Hand. »Was willst du denn damit? Jemanden verprügeln? Das kann schlechtes Karma bedeuten.«
    Jodie lachte steif und kam sich ein wenig dumm vor. »Ach, äh, nein. Ich habe ihn mir nur angesehen. Er ist doch irgendwie süß, oder?« Sie stellte ihn wieder hin und wischte sich die schweißigen Hände an der Hose ab.
    Hannah sah sie einen Moment lang besorgt und zugleich verärgert an. »Versuch dich ein wenig zu entspannen und dich mit uns zu amüsieren. Es ist alles in Ordnung.« Sie drehte sich um und ging zu den anderen am Kamin.
    »Der Wein ist offen. Willst du noch was?«, rief ihr Corrine zu.
    Jodie sah die drei auf dem Sofa an, Corrine nippte am Glas, Hannah steckte sich Schokolade in den Mund, Louise hatte ihre Füße auf die Armlehne gelegt, da wusste sie, dass sie für heute genug hatte. Sie war überdreht, ihr war ein wenig schlecht, ihre Schultern waren angespannt, ihre Laune noch mehr.
    »Nein, danke. Ich gehe lieber ins Bett.« Sie sah den Ausdruck in ihren Gesichtern und wusste, was sie dachten. Die erste Nacht ihres gemeinsamen Wochenendes früh ins Bett zu gehen war völlig daneben. Obwohl Mitternacht nicht gerade früh war. An einem normalen Freitag wäre das spät für sie gewesen. Aber wenn sie unterwegs waren, gehörte es zum Ritual, lange aufzubleiben, sich zu betrinken, auszuschlafen, Dummheiten zu machen und ein wenig zu fluchen – eben alles, was sie zu Hause nicht durften. Doch sie brauchte eine kleine Auszeit. Sie wusste selbst nicht mehr, ob sie überreagierte oder ob die anderen leichtsinnig waren. »Tut mir leid, wenn ich die Party ruiniere, aber offensichtlich bin ich nicht in der richtigen Stimmung. Macht euch keine Gedanken, ich schlafe mich aus und bin morgen besser aufgelegt. Versprochen.«
    Jodie nahm das Bett, von dem aus sie den besten Blick auf die

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