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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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Platz war. »Versuch dich zu entspannen.«
    »Was?« Jodie sah Louise, dann Corrine und Hannah an. Alle drei musterten sie besorgt … Und da war noch was. Erst langsam dämmerte es ihr. Die Venen in ihrem Hals fingen zu pulsieren an, das Blut kochte in ihren Adern. »Louise, was zum Teufel hast du erzählt?«

15
    »Sie hatten doch keine Ahnung, was los war«, sagte Louise. »Sie müssen es doch wissen.«
    Jodie ballte die Faust. »Was hast du ihnen erzählt?«
    Louise zögerte einen Augenblick, bevor sie darauf antwortete, und schien sich plötzlich ihres Verhaltens nicht mehr sicher zu sein. »Nur von Angela und dem Flashback.«
    Jodie wurde übel. Ihr Magen drehte sich um. »Herrgott noch mal, Lou. Du hattest kein Recht dazu.« Sie wandte sich zur Seite, stützte sich am Tresen ab und spürte den kalten Marmor unter ihren heißen Händen. Sie hatte das Gefühl, als seien ihre Freundinnen soeben durch ihre tiefsten, dunkelsten und beschämendsten Erinnerungen getrampelt. Corrines gespielt ängstlicher Aufschrei, den sie heute Morgen aufgeschnappt hatte, kam ihr wieder in den Sinn – oh, mein Gott, die unheimlichen Männer sind zurück  –, und sie zuckte zusammen. Sie wusste nicht, was schlimmer war, der Hohn oder das Mitleid, das sie soeben auf ihren Gesichtern gesehen hatte.
    Louise redete hinter ihrem Rücken. »Ich fand es einfach falsch von ihnen, dass sie sauer auf dich waren, denn schließlich gibt es einen guten Grund, weshalb du so überreagierst.«
    Jodie drehte sich um und sah sie an. »Du hattest nicht das Recht, ihnen irgendwas zu erzählen, Louise. Es ist meine Angelegenheit, wem ich wann diese Geschichte erzähle. Und außerdem liegst du falsch. Das hier hat nichts mit dem zu tun, was mir vor zwanzig Jahren passiert ist.«
    »Das glaube ich schon«, sagte Hannah und hob herausfordernd den Kopf. »Ich habe ein paar Psychologiekurse gemacht und glaube, dass der Unfall gestern Abend einen Flashback ausgelöst hat und der Albtraum und die Paranoia Symptome für einen drohenden Nervenzusammenbruch sind.«
    Jodie entfuhr ein sarkastisches Lachen. Ihre jahrelange Therapie war wohl tiefer gehend als Hannahs einsemestriger Unikurs. »Ich weiß ja nicht, was Louise euch in der kurzen Zeit, in der ich die Schlafzimmer kontrolliert habe, erzählt hat, aber du verzapfst totalen Blödsinn. Außerdem bin ich in Selbstverteidigung ausgebildet und glaube, dass die offene Eingangstür, die geschlossenen Vorhänge und verstellten Sachen auf einen Einbruch hinweisen.«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Jodie, es geht dir nicht gut. Du brauchst Hilfe.«
    Wäre das alles nicht so schmerzlich gewesen, hätte man darüber lachen können. »Glaubt doch von letzter Nacht, was ihr wollt, aber irgendwer ist gerade hier drin gewesen.« Sie musterte die Gesichter ihrer Freundinnen und kochte vor Wut, als sie das Mitgefühl in ihren Augen sah. »Louise, du warst doch hier und hast selbst den Bums auf der Veranda gehört. Wo zum Teufel sollte der denn herkommen, wenn nicht von jemandem, der es offenbar eilig hatte?«
    Louise zuckte entschuldigend die Achseln. »Keine Ahnung. Das hätte alles Mögliche sein können. Vielleicht ein Kusu.«
    »Ein Kusu? Das muss aber ein verdammt großer Kusu gewesen sein, wenn er so einen Krach verursacht hat. Louise, was soll das?«
    »Jodie, alles okay«, sagte Lou.
    »Nein, nichts ist okay.« Sie trat an den Tresen und sah ihre Freundinnen an. »Es ist nicht okay, dass meine Freundinnen mir nicht glauben.«
    »Das stimmt doch gar nicht«, sagte Louise.
    Hannah runzelte die Stirn. »Wir machen uns nur Sorgen um dich.«
    »Jodie, Liebling, ich weiß genau, wie es ist, wenn man jemanden verliert.« Corrine neigte mitfühlend den Kopf. »Man braucht lange, um darüber hinwegzukommen. Vielleicht kommt man auch nie darüber hinweg. Es tut weh, darüber zu reden, das weiß ich, aber es hilft.«
    Jodie starrte in ihr mitfühlendes, falsches Lächeln. Corrine hatte doch keine Ahnung. Sie wandte sich ab, fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und widerstand dem Drang, etwas nach ihnen zu werfen. Reiß dich zusammen, Jodie. Liefere ihnen keine weitere Angriffsfläche. Sie sah sie wieder an. »Ich weiß, du hast zwei schwere Jahre hinter dir, Corrine, das respektiere ich. Aber mal ehrlich, Roland ist an einem Herzinfarkt auf dem Squashplatz gestorben. Ein Freund hat dich angerufen und es dir gesagt. Ich hingegen war an einen Baum gefesselt und nur ein paar Meter von der Stelle entfernt an, an der Angela

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