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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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konnte.
    Gekränkt wischte sie sich die Tränenspuren von den Wangen und war sauer auf sich selbst. Nach Angelas Tod war sie keine Freundschaften mehr eingegangen, weil sie nie wieder Verantwortung für jemanden übernehmen wollte. Wäre sie in jener Nacht nicht fortgerannt, wäre Angela vielleicht noch am Leben. Vielleicht hätten die Scheißkerle Angela nicht ermordet, wenn sie auch Jodie hätten vergewaltigen können. Vielleicht hätte Jodie sie auch in die Flucht schlagen können – sie war damals gut durchtrainiert und schnell, Kapitän der Jugendhockeynationalmannschaft und hatte drei große Brüder. Sie wusste, wie man zuschlug. Aber sie war nicht bei ihrer Freundin geblieben. Sie hatte die falsche Entscheidung getroffen.
    Jodie lehnte sich gegen die warme Motorhaube und schloss die Augen. Louise war nach Angelas Tod ihre erste richtige Freundin gewesen, und auch nur, weil sie ihre ablehnende Haltung nicht akzeptiert hatte. Dann waren Hannah und Corrine dazugekommen, und Jodie hatte auch sie schließlich an sich herangelassen.
    »Ohne sie komme ich besser klar«, sagte sie laut, als wolle sie sich selbst überzeugen. Denn wenn es ihr ohne ihre Freundinnen nicht besser ging, wenn sie tatsächlich die guten Freundinnen waren, für die sie sie bislang gehalten hatte, dann musste sie vielleicht auch darüber nachdenken, ob etwas Wahres an ihren Behauptungen war. Und das machte ihr verdammt Angst.
    Sie stieg wieder ein, ließ den Motor an und fuhr auf die Straße. Hatte sie tatsächlich einen Zusammenbruch? War es möglich, dass sie sich aus lauter Angst alles einbildete? Sie hatte heftig reagiert, aber nur, weil sie fürchtete, dass die anderen ihr nicht glaubten. Sie hatte sie doch davon überzeugen wollen, dass sie sich schützen mussten.
    Sie versuchte, die Sache aus der Perspektive ihrer Freundinnen zu sehen – der Wagenheber, der Versuch, Hannah daran zu hindern, auf die Terrasse zu gehen, und ihr mit dem Messingbuddha zu folgen. Dann der Wagen in der Nacht, ihre Schilderung von Matt Wiseman und ihr Verdacht gegen ihn und schließlich ihr Ausflippen, weil die Haustür offen gestanden hatte. Sie hatten nicht gesehen, dass sie heftig geweint hatte und von der Straße abgekommen war – aber sie hatten es vorausgesehen.
    »Herrgott.« Ihre Schläfen pochten, das Blut rauschte in ihren Ohren. Und wenn sie sich doch irrte und es sich tatsächlich um einen verspäteten Zusammenbruch handelte, hätten sie gewonnen.
    Die mörderischen Schweine hätten gewonnen. Auch sie hätten sie geschnappt.
    Eine Träne kämpfte sich ihre Wange herunter. »Tut mir leid, Angie. Ich hätte für dich gegen sie kämpfen müssen. Es tut mir so leid.«

16
    »Hey, Wisey, verdammt noch mal, bist ja jetzt ein Mechaniker!«
    Matt zwang sich zu einem Lächeln und sah hinter seinem Schreibtisch auf. »Herrgott, wen haben wir denn da?« Er stieß den Stuhl zurück und streckte dem Mann in der Tür die Hand entgegen. »Dan the Man Carraro.«
    Carraro ließ prüfend den Blick durch das enge Büro kreisen, das sich direkt neben der Werkstatt befand. »Und dafür hast du die Polizei verlassen? Du musst total verrückt sein.« Er lachte, als sei das ein gelungener Witz.
    »Passt mir ganz gut.« Matt setzte sich auf die Schreibtischkante und wartete, während Carraro seine Krawatte glattstrich und die Hände in die Hosentaschen steckte. Matt hatte öfter als ihm lieb war überlegt, wer wohl bei ihm vorbeischauen würde. Besonders heute Morgen, auf dem Weg in den Ort, hatte er ständig an John Kruger gedacht und welche Wendung die Sache nehmen würde. Bald Hill hatte nur einen Cop, der weder über die Mittel noch über die Fähigkeiten verfügte, um in einem Mordfall zu ermitteln. Er musste Verstärkung aus Dungog anfordern, um den Tatort zu sichern. Beamte aus Newcastle würden die Ermittlungen übernehmen. Vor sechs Monaten hätte man Matt als Gruppenleiter und ehemaligen Einwohner von Bald Hill sofort eingesetzt. Carraros Blick fiel auf eine Fachzeitschrift in einem Regal, und Matt verspürte eine gewisse Erleichterung. Der Schlaumeier verstand seinen Job. In diesem Fall musste er also kein schlechtes Gewissen haben, selbst wenn er sich dem nicht immer entziehen konnte.
    Gerüchte waren schnell aufgekommen. Irgendwer bei der Post hatte erzählt, Johns Gesicht sei bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert und sein Schädel eingeschlagen worden. Die Kassiererin im Mini-Mart hatte gehört, dass es keine Kampfspuren gab und er vielleicht auf

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