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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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geschwollen waren, als hätte sie sie gerieben. Oder geweint.
    »Sieht besser aus als erwartet«, sagte sie. »Wie lange werden Sie noch brauchen?«
    »Dad hat gesagt, noch circa eine Stunde. Er ist kurz in die Wohnung gegangen, um seine Medizin zu nehmen.« Er sah, dass sie auf die Uhr blickte. »Wenn Sie schnell zurückmüssen, können Sie gerne noch für eine Nacht den Mietwagen behalten.«
    Sie lachte kurz und sarkastisch. »Ich habe wirklich keine Eile.«
    Sollte er nachfragen? Er wollte nicht, dass sie in Tränen ausbrach. Andererseits schien sie keine Heulsuse zu sein. »Das Old Barn ist also nicht so toll, was?«
    »Doch, die Scheune ist toll, nur die Gesellschaft ist ein wenig … anstrengend.« Sie zuckte die Achseln und steckte die Hände in die Manteltaschen. »Wenn vier Frauen in einer einsamen Hütte zusammenstecken, braucht man manchmal ’ne Pause.«
    Er musste an den vergangenen Abend denken, wie souverän sie allein zurechtgekommen war und mit welcher Furchtlosigkeit sie ihm gesagt hatte, dass sie notfalls ohne zu zögern einen Stein auf sein Auto geworfen hätte. Vermutlich reichte also eine kleine Auseinandersetzung nicht, um ihr die Laune zu verderben.
    »Verstehe.« Es ging ihn nichts an.
    Sie ging zur Einfahrt zurück und drehte sich dann noch einmal um. »Hey, wegen heute Morgen. Es tut mir leid, ich war ein wenig schroff. Sie waren wirklich ganz besonders freundlich. Ich fürchte, ich bin eine ziemlich schlechte Gesellschaft vor meinem ersten Kaffee.«
    Ihr Lächeln wirkte eher verlegen als entschuldigend. Eigentlich sehr süß bei einem so selbstbewussten Mädchen. Er dachte kurz an die Rechnungen, um die er sich kümmern wollte, und ihm fiel auf, dass er die ganze Zeit nicht mehr an John Kruger gedacht hatte. »Wissen Sie was? Ich könnte eine Pause auch gut vertragen. Wie wär’s, wenn wir einen Kaffee zusammen trinken? Die Bäckerei in der Hauptstraße macht einen ziemlich guten Cappuccino.«
    Sie blickte ihm lange in die Augen und dann auf ihre Füße herab. Gute fünf Sekunden lang genossen die Spitzen ihrer Lederschuhe ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Was war los? Schließlich hatte er ihr doch nicht vorgeschlagen, mit ihm nach Perth zu fahren. Schließlich sah sie ihn wieder an, ihr Blick war dunkel und entschlossen. »Ja, super, Kaffee klingt gut.«
    Als er sich von ihr abwandte und auf den Knopf der automatischen Tür drückte, die zur Werkstatt führte, versuchte er, sein Lächeln zu verbergen. Ein heißer Feger braucht eine halbe Ewigkeit, um sich darüber klar zu werden, ob er eine Kaffeepause wert war, und er war überglücklich. Matt Wiseman, du bist nicht zu retten. Er lief neben ihr durch die Einfahrt und bemerkte, dass sie die ganze Zeit ihre Arme vor der Brust verschränkt hielt, als wenn sie sich vor etwas schützen wollte.
    »Ich werde mich auf Sie ausreden, dass ich im Pub nichts Härteres trinken möchte«, sagte er.
    »Vielleicht sollten wir ja was Härteres trinken.«
    »Glauben Sie mir, wenn das Leben beschissen läuft, ist Kaffee noch immer die bessere Lösung.« Er war fest entschlossen, nicht zum Klischee des sich zu Tode saufenden Bullen zu werden, der der Wahrheit nicht ins Auge sehen kann. Darum trank er nur in Gesellschaft. Es war schwerer, sich um den Verstand zu saufen, wenn jemand daneben saß.
    »Sprechen Sie aus Erfahrung?«
    »Sagen wir, ich hatte schon den einen oder anderen Kater. Heute zum Beispiel.«
    »Kaffee ist toll dagegen. Sie werden es gleich merken.« Sie lachte ihr dunkles Lachen.
    Ja, Jodie war eine hervorragende Ablenkung.
    Einen Block weiter standen noch immer zwei Polizeiautos vor dem Pub. Sie waren schon seit einigen Stunden da. John Kruger war oft in der Stadt gewesen, darum vermutete Matt, dass sie jede Tür an der Hauptstraße abklapperten. Nachbarn konnten sie nicht befragen, der nächstmögliche Zeuge wohnte fünf Kilometer von Kruger entfernt.
    Als sie zum Pub kamen, fragte Jodie: »Stehen hier an einem Samstagnachmittag immer so viele Streifenwagen rum?«
    Lass dich nicht darauf ein. »Nein, die kommen aus Newcastle.«
    Sie sah ihn an und dann wieder die Autos. »Und warum sind die hier?«
    Er zuckte die Achseln. »Letzte Nacht hat es außerhalb des Ortes einen Unfall gegeben.«
    »Was für einen Unfall?«
    »Ein Farmer … ist tot aufgefunden worden.«
    »Was ist passiert?«
    Herrgott, schon wieder so ein Verhör. »Er ist tot. Spielt das eine Rolle?«
    Sie blickte über ihre Schulter zurück zu den Streifenwagen hinter ihnen.

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