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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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sie Louises Aufmerksamkeit geweckt hatte. Sie hob ihr Kinn und bedeutete ihr herüberzukommen. Hannah runzelte ungeduldig die Stirn. Jodie hob ein zweites Mal ihr Kinn, diesmal eindringlicher, Hannah rollte mit den Augen, stellte aber ihr Weinglas auf dem Couchtisch ab.
    »Ich glaube, wir brauchen was Essbares zum Wein«, sagte Hannah und kam in die Küche. Der Mann mit den dunklen Haaren, der neben Corrine gesessen hatte, stellte sein Glas auf den Tisch, stand ebenfalls auf und sah Jodie an.
    Ihr Mund wurde trocken. Seine minimale Bewegung wirkte wie eine Drohung auf sie. Beruhige dich doch, ermahnte sie sich, er ist doch bloß aufgestanden. Aber sie beruhigte sich nicht.
    Als Hannah an ihr vorbei zum Kühlschrank ging, musterte Jodie die beiden Männer. Sie standen jetzt nebeneinander, nur der Kamin war zwischen ihnen. Corrine plapperte beschwipst vor sich hin. Kane, der Blonde aus dem Pub, sah Corrine mit seinen hellen Augen an, sie wirkten fast farblos. Travis, der Dunkelhaarige, starrte hingegen Jodie an. Das Hemd des Typs aus dem Pub steckte in einer Art Overall, das des anderen hing über seiner Jeans. Beide hatten die Hände in die Hosentaschen gesteckt und standen breitbeinig mit vorgestrecktem Kinn da. Ihr Anblick schlug Jodie auf den Magen. Zwei untersetzte Körper, kurze Hälse, breite Schultern, ein wenig nach vorne gewölbt, als verhinderten die Muskeln das aufrechte Stehen. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen.
    Verdammt. Das waren die Kerle, die sie letzte Nacht draußen beim Wagen gesehen hatte. Sie war sich sicher. Und sie wünschte sich sehnlichst den Wagenheber herbei.
    »Was wolltest du von mir?« Hannah legte Käse und Oliven auf den Tresen. »Jodie!«
    Jodie zuckte zusammen, schaute auf den Tresen und dann auf ihre Hände, mit denen sie sich an der Marmorplatte festgekrallt hatte, sodass die Knöchel weiß hervorstachen. Sie packte den Arm ihrer Freundin und war froh, dass sie endlich deren Aufmerksamkeit hatte. Sie hatte die Männer letzte Nacht ebenfalls gesehen. »Was machen die hier?«
    Hannah schüttelte ihre Hand ab. »Nicht so laut.«
    Jodie wandte ihren Rücken dem Wohnzimmer zu und beugte sich näher zu Hannah heran. »Das sind die Männer von gestern Nacht. Die, die wir beim Auto gesehen haben.«
    Hannah drehte sich von ihr weg. »Mach dich nicht lächerlich. Sie sind auf der Durchfahrt.« Sie packte ein Stück Käse aus, legte es auf einen Teller und machte sich nicht die Mühe aufzusehen.
    »Hannah. Das sind sie. Schau doch hin.«
    Sie seufzte und schüttete Oliven in ein Schälchen, dann hob sie den Kopf und schaute zum Kamin. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
    Jodie sah sie über die Schulter an. Kane erzählte von der Scheune – Ratten im Gebälk, Schlangen im Sommer. Musste damals eine Müllkippe gewesen sein. Der Dunkelhaarige drehte sich zu ihr um, als hätte er sie reden gehört. Sie beugte sich wieder zu Hannah. »Das sind sie. Ganz bestimmt. Und der Blonde ist der Kerl, der mich gestern Abend im Pub belästigt hat.«
    Entnervt nahm Hannah ein Weinglas aus dem Schrank und knallte es vor Jodie auf den Tisch. »Um Himmels willen, trink was.«
    »Was? Nein. Wir müssen sie rausschmeißen.«
    Hannah konnte sich kaum noch beherrschen. »Hör mal, Jodie, keine Ahnung, was mit dir los ist, aber falls du den Verstand verlieren solltest, würdest du das dann bitte irgendwo anders tun? Versuch bitte, unsere Gäste nicht zu beleidigen und uns nicht in Verlegenheit zu bringen.«
    Jodie richtete sich auf und hatte das Gefühl, plötzlich vor einer Mauer zu stehen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so deutlich mundtot gemacht worden war. Schweigend sah sie Hannah zu, die Cracker auf Teller verteilte und ein Käsemesser holte.
    Ihren Verstand verlieren?
    Der Strudel aus Angst und der Gewissheit, etwas tun zu müssen, beruhigte sich plötzlich, und sie spürte, dass sie mit offenem Mund dastand. Hatte Hannah das gemeint? Ihre Hände schwitzten, ihre Knie zitterten, sie hörte das Blut in ihrem Kopf rauschen. Die Angst fühlte sich echt an, die Lage fühlte sich falsch an – doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Sie sah sich um. Es war nicht nur Hannah. Niemand machte sich irgendwelche Sorgen. Sie schluckte, die Müdigkeit, die sie schon im Auto verspürt hatte, überkam sie plötzlich erneut, Tränen traten ihr in die Augen.
    Sie sahen genau wie die Männer aus, die gestern draußen beim Auto waren. Erkannte Hannah das denn nicht? Aber mal ehrlich, Jodie,

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