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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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bekannt vor – aber vielleicht sah er auch nur aus wie alle Männer aus Bald Hill. Er hatte einen Arm ausgestreckt, lehnte am Türpfosten und füllte den ganzen Eingang – zwanglos, lässig. Fast dreist. Das Lächeln auf seinem Gesicht versetzte ihr einen Hieb in den Magen. Sie sah die anderen im Raum an, sie hielten Weingläser in der Hand. Genau wie er. Er hob es an die Lippen und sah sie über den Rand des Glases an. Niemand macht sich Gedanken, Jodie. Sei nicht dumm.
    »Das ist unsere Freundin Jodie«, sagte Hannah zu ihm. Hannah lächelte Jodie an, ihre Augenbrauen hoben sich. »Alles in Ordnung, Jode?« Sie sagte das so, wie man zu Kindern spricht, wenn man Gäste hat. In etwa: »Interessant, aber können wir später darüber reden?«
    »Es geht mir gut. Wie ich sehe, haben wir einen Gast«, sagte sie im gleichen Ton wie Hannah, lächelte, meinte damit aber: »Wer zum Teufel ist das?«
    Hannah sah sich zu ihm um. »Es sind eigentlich zwei Gäste. Travis und Kane haben als Kinder mal hier gewohnt. Sie kamen zufällig vorbei und wussten nicht, dass die Scheune renoviert wurde, wir haben sie ein wenig herumgeführt.«
    Der Mann in der Tür hob sein Glas zum Gruß und schlenderte in das Zimmer. Erst da sah sie, dass jemand hinter ihm stand. Vielleicht war sie verrückt. Vielleicht ist sie schon immer verrückt gewesen, denn Flashback hin oder her, sie hätte nie im Leben am späten Nachmittag zwei Fremde zu einem Rundgang und einem kühlen Glas Chardonnay in ein verlassenes B & B gelassen. Der zweite Mann kam in den Raum, und das Herz blieb ihr stehen.
    Blonder Bürstenschnitt, breite, muskulöse Schultern, rot kariertes Hemd, helle Augen. Das war der Widerling aus dem Pub. Der, der sie an die Wand gedrückt hatte.
    Sie machte einen Schritt zurück und hätte am liebsten laut aufgeschrien, doch er lächelte nur. Einen Augenblick galt es nur ihr, dann lächelte er in die Runde. Nichts war von der Aggressivität der letzten Nacht darin. Er war höflich, freundlich, genau wie der andere Kerl. So wie alle im Raum. Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah ihnen zu, während sie durch den Raum schlenderten. Die Frauen setzten sich auf die Sofas, der Typ aus dem Pub stützte sich mit einem Arm auf das Kaminsims, der andere machte es sich neben Corrine gemütlich.
    »Hol dir ein Glas, Jodie«, rief ihr Corrine fröhlich zu. Jodie hörte heraus, dass sie schon eines zu viel intus hatte.
    »Eigentlich könntest du gleich eine ganze Flasche mitbringen, wenn du schon dabei bist«, lächelte Hannah und hielt die erste hoch. »Die ist fast leer.«
    Jodie ließ ihren Blick von Corrine zu Hannah, dann zu Louise und den Männern gleiten, die zu beiden Seiten des Kamins standen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Die Angst fraß ihr ein Loch in den Magen, ihre Füße schienen auf dem Boden festgewachsen zu sein, doch die anderen fühlten sich offensichtlich völlig wohl. Unterhielten sich sichtlich blendend. Der Kerl aus dem Pub beobachtete sie vom Kamin aus. Der Mann auf dem Sofa wandte den Kopf und blickte ebenfalls zu ihr.
    »Jodie?«, sagte Louise und sah sie auch an. Genau wie Hannah und Corrine.
    Sie waren schon mal hier gewesen – Jodie flippte aus, alle anderen waren verblüfft. Ihr wurde klar, dass sie noch immer an der Tür stand und das Päckchen mit dem Fleisch und die Handtasche an ihre Brust gedrückt hatte. Hannahs Worte hämmerten in ihrem Kopf. Zeichen eines Zusammenbruchs . Doch diesmal hatte sie gute Gründe, besorgt zu sein.
    Oder nicht?
    Der Kerl hatte sie im Pub begrapscht. Das konnten die anderen nicht wissen, sie hatten es nicht gesehen. Sie musste es ihnen sagen. Und sie mussten die beiden Männer loswerden. Sie hätte am liebsten die Tür aufgerissen und sie angeschrien, sich zu verpissen und nicht wiederzukommen. Sie schüttelte den Kopf. Reiß dich zusammen, Jodie. Niemand wird dir glauben, wenn du ausrastest.
    »Wein. Ja, klar. Einen Wein.« Steif ging sie in die Küche, legte ihre Sachen auf den Tresen, öffnete und schloss die Schränke, suchte nach einem Glas und zerbrach sich den Kopf, wie sie den Freundinnen beibringen konnte, wer der Typ war.
    »Die Gläser sind neben dem Kühlschrank, Jodie.«
    Sie sah, dass Hannah sich auf dem Sofa zu ihr umgedreht hatte und sie fragend ansah.
    Hannah war nicht ihre erste Wahl, wenn es darum ging, die Lage zu erklären, doch sie war die Einzige, die Augenkontakt mit ihr hatte. Sie konnte nicht warten, bis

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