Die Beute
auszuspionieren, konnte er immer noch zu Tom fahren, und niemand würde jemals erfahren, dass er sich fast zum Deppen gemacht hätte.
Er sah die Lichter am alten Wally-Taylor-Schuppen am Ende der Straße. Er fuhr langsamer und überquerte die Straße.
Es war kurz nach sieben Uhr – zwanzig Minuten waren vergangen, seit er Jodie auf der Veranda verlassen hatte. Kurz hinter Wallys Hütte fuhr er mit dem Wagen von der Straße ab, kramte im Kofferraum nach einer Taschenlampe, fand aber keine und lief dann los, so schnell sein Knie es ihm gestattete.
24
Matt brauchte nicht lange, um den alten Pfad zu finden. Er war Mitglied des Suchtrupps gewesen, der das Gebiet auf dem Hügel kurz nach dem Verschwinden des Mädchens durchkämmt hatte. Der Pfad verlief neben der Schotterstraße zum Hügel hinauf und durch das Gebüsch an der Scheune entlang.
Als das Gelände flacher wurde, blieb Matt stehen. Es war lange her, seit er das letzte Mal so schnell und weit gelaufen war. Er schnaufte und stieß Dampfwölkchen in die kalte Nachtluft aus, sein Knie war heiß und schwer, ein stechender Schmerz schoss in das Kreuzband, das vor sechs Monaten gerissen war. Er beugte das Knie ein wenig und sah zur Scheune.
Wie der Umriss eines gotischen Schlosses hob sie sich vor dem dunklen Himmel ab. Das einzige Licht auf dem Hügel fiel durch die Wohnzimmerfenster am anderen Ende der Scheune, die er von der Veranda aus gesehen hatte, als er mit Jodie an der Tür gesprochen hatte. Von hier aus müsste er fast um das ganze Gebäude gehen können, ohne von drinnen gesehen zu werden.
Er schlich durch die Büsche zum Rande der Lichtung, die wie ein Burggraben die Scheune umringte, und lief in weitem Bogen um das Gebäude herum. Er humpelte, versuchte, den Schmerz zu ignorieren, hielt sich im Schatten der Büsche und bewegte sich zum hinteren Teil der Scheune. Die Vorderseite hatte er bereits gesehen, und er konnte nur von der Veranda aus hineinsehen. Doch bevor er nicht wusste, was hier gespielt wurde, wollte er die Veranda nicht betreten.
Als er um die Ecke lugte, fiel ihm auf, dass das Gestrüpp hier dichter an die Scheune heranreichte und nur etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Meter von der Veranda entfernt war. Er hielt sich im Schatten der Büsche, beobachtete vom Rand der Lichtung aus die Scheune und lief parallel zum Gebäude weiter. Eine Glasfront tauchte auf, an der offenbar Vorhänge hingen, nach dem gedämpften Licht zu urteilen, das hindurchfiel.
Als er etwa ein Viertel des Weges zurückgelegt hatte, blieb er wie angewurzelt stehen. Direkt vor ihm bewegte sich im Garten ein Schatten. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht und pflanzte sich nun in voller Größe vor ihm auf. Ein Fluch erschütterte die Stille der Nacht. »Verdammt noch mal!«
Matts ganzer Körper spannte sich an, seine erste Frage war beantwortet. Jodie und ihre Freundinnen waren nicht allein. Ein Mann war bei ihnen. Egal, wer es war, er war wütend.
Als die Gestalt unterhalb der Veranda durch den Garten lief, suchte Matt nach einem Anhaltspunkt dafür, dass er Kane Anderson vor sich hatte – doch in der Dunkelheit und bei dieser Entfernung gelang ihm das nicht. Die schweren Schuhe des Kerls hallten wie Donnerschläge, als er zwei Stufen auf einmal zur Glasfront hochstampfte. Er schob eine Tür und dann den Vorhang dahinter beiseite.
»Dieser verdammte Garten …«, war alles, was Matt noch hörte, bevor die Tür wieder zuknallte. Der Vorhang wurde wieder vorgezogen, und als er an Ort und Stelle hing, fiel ein heller, breiter Streifen durch einen Spalt.
Matt bewegte sich flink, aber vorsichtig und hielt sich dicht an den Büschen, bis er mit dem Lichtstrahl auf gleicher Höhe stand. Er ging in die Hocke, keuchte vor Anspannung und war sich nicht mehr sicher, ob er tatsächlich wissen wollte, was hier vor sich ging.
Aus der Entfernung konnte er nichts erkennen. Er blickte zur Glastür, wischte sich die Hände an der Jeans ab und wünschte sich zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder eine Dienstwaffe. Jetzt oder nie, Matt. Sieh nach, oder geh nach Hause. Er stand auf und schlich los, humpelte geduckt im Garten, blieb ein paar Meter links von der Treppe und den Fenstern stehen.
Er lauschte mit trockenem Mund, sein Knie tat höllisch weh. Er hörte derbe Männerstimmen. Ein kurzes Kreischen. Eine wütende Frauenstimme. Sie klang wie die von Jodie.
Er sah sich die Veranda an – frisches Holz, vier oder fünf Meter breit, hüfthohes Geländer. Er schluckte,
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