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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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empfunden. Vor allem aber wollte sie genug Zeit haben, um herauszufinden, was sie in ihm gesehen hatte.
    Matt zog an der Stange, sie bog sich ein wenig, und eine Hälfte fiel sauber aus der Metallverankerung. Matt ließ sie zu Boden fallen, doch das Geräusch wurde von den Schlägen auf der anderen Seite des Hauses übertönt. Sie kamen in gleichmäßigen Abständen – bum, bum, bum. Als arbeiteten Travis und Kane im Team. Als schlüge ein riesiger Kolben immer wieder gegen die Scheune. Matt machte sich an die zweite Hälfte der Stange, während Jodie einen weißen Pullover aus Corrines Koffer zog und ihn überstreifte. Es war stickig im Schrank, doch sie wollte Travis oder Kane nicht halb nackt entgegentreten, wenn sie zurückkamen. Sie öffnete Corrines Kulturbeutel und leerte den Inhalt aus. Zwischen Make-up und Haargel entdeckte sie ein Sprühdeo, eine metallene Nagelfeile und eine kleine Schere. Waffen.
    Sie krabbelte zu Louise, schob ihr das Deo in die Hand und schloss fest ihre Finger darum. Lou sah schrecklich aus – ihre Haut wirkte käsig, ein dünner Schweißfilm lag auf ihrem Gesicht, das Blut auf ihrer Bluse sah klebrig und hell aus –, doch als sie die Augen öffnete, leuchtete Wut in ihrem Blick. »Ziel auf die Augen«, sagte Jodie.
    »Hier«, sie reichte Hannah die Schere und Corrine die Nagelfeile.
    Hannah blickte mit leeren Augen auf die kleine Schere. Jodie hätte am liebsten vor ihrem Gesicht mit den Fingern geschnalzt. Komm schon, Mädchen. Du kannst nicht um dein Leben rennen, wenn du vor Angst gelähmt bist.
    Corrine betrachtete die Feile auf ihrer Handfläche und warf sie ihr dann zurück. »Was zum Teufel soll ich damit? Mir den Weg nach draußen feilen?« Corrines Stimme klang angstverzerrt, sie war im Begriff, völlig überzuschnappen.
    Jodie spürte, dass auch sie langsam davon angesteckt wurde. Louise war verletzt, Hannah war wie versteinert, und Corrine drohte auszuflippen. Sie packte Corrine an den Schultern und schüttelte sie. »Hör auf zu heulen! Das hilft dir auch nicht weiter.«
    »Mir helfen!«, wiederholte Corrine mit spitzer, ungläubiger Stimme.
    Jodie sah das Entsetzen in ihren Augen und wusste, dass es sinnlos war, ihr zu sagen, dass Angst keine Lösung war. Sie hatten alle Angst. Doch wenn Corrine Angst hatte, war sie nutzlos. Zu große Angst ließ sie verharren. Da war Wut schon was ganz anderes. Corrine musste wütend werden. Sie hätte eine Ohrfeige gut vertragen können.
    Jodie schüttelte sie erneut. »Weißt du noch, was Rolands Partner mit dir gemacht haben? Weißt du das noch, Corrine?«
    Corrine runzelte die Stirn, der plötzliche Themawechsel blockierte ihre Angst. »Was?«
    »Erinnerst du dich noch an den Tag, als sie vor deiner Tür standen und dir verkündeten, dass du nichts von Rolands Geld bekämest und dein Mann eine Affäre hatte?« Jodie sah, wie die Erinnerung daran Corrine wachrüttelte und den Schmerz in ihrem Blick. Sie wusste nicht, ob die Erinnerung an den dreijährigen Gerichtsstreit oder die Tatsache, dass Jodie es zur Sprache gebracht hatte, sie wachgerüttelt hatte. Doch das spielte keine Rolle.
    Damals waren sie alle vier bei ihr gewesen und hatten mit Entsetzen zusehen müssen, was dann kam. Corrine hatte sich seitdem geweigert, darüber zu reden, doch nun musste sie es heraufholen und ihre Gedanken darum kreisen lassen. »Weißt du noch, wie wütend du warst, Corrine? Das Tafelgeschirr war so viel wert wie ein Kleinwagen. Und du hast es in verdammte Einzelteile zertrümmert. Stück für Stück. In der Küche. Weißt du noch?«
    Corrine versuchte von ihr abzurücken. »Warum erzählst du …«
    »Sie wollten deinen Kindern das Erbe wegnehmen. Die Zukunft, die Roland für sie gewollt hätte.«
    »Hör auf«, sagte Corrine.
    »Jodie, nicht«, sagte Hannah hinter ihr.
    Jodie drehte sich um und war erleichtert, endlich ein Lebenszeichen von Hannah zu erhalten. Sie wirkte noch immer fassungslos und blass, doch nun war sie auch wütend. Sehr gut, dachte Jodie. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie provozierte Hannah ein wenig. »Du hast mir gar nichts zu sagen.« Endlich wurde Hannah wütend. »Corrine, erinnere dich.«
    »Nein, tu ich nicht. Ich habe sie bis aufs letzte Hemd verklagt. Daran muss ich mich nicht erinnern.«
    »Doch, musst du, denn du musst jetzt wütender sein, als du es damals gewesen bist. Diese Kerle wollen deinen Kindern die Mutter nehmen. Sie wollen aus Bailey und Zoe Waisen machen.«
    Corrine presste ihren Mund zu einer

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