Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
Vom Netzwerk:
Möglichkeit zur Flucht bekam.
    Doch in einem hatte Jodie recht. Diesmal würden die Geiseln freikommen. Jodie und ihre Freundinnen würden nach Hause fahren, er würde alles dafür tun, um das zu ermöglichen, und wenn er dabei draufging. Seine oberste Priorität – seine einzige Priorität – war, alle vier Frauen lebend hier rauszubekommen.
    Was immer Jodie in seinem Gesicht gelesen hatte, es veranlasste sie, die Augen zusammenzukneifen. »Verstanden, Matt?«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    »Aber …«, schluchzte Corrine.
    Jodie zeigte mit dem Finger auf sie. »Kein Aber, Corrine. Deine Kinder dürfen nicht noch einen Elternteil verlieren.« Dann zeigte sie auf Lou. »Und Ray kann sich nicht um zwei Zwillingspärchen gleichzeitig kümmern.« Sie sah Hannah an. »Pete würde vergessen, wo er seinen Kopf gelassen hat, wenn du nicht da wärst.« Dann klopfte sie sich selbst auf die Brust und schloss für einen Augenblick die Augen. »Und ich werde nicht zulassen, dass meine Kinder mit der Erinnerung an eine ermordete Mutter aufwachsen.« Dann wandte sie sich Matt zu. »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    »Eine Freundin?«
    »Nein.«
    »Na gut, dafür hast du einen Vater und einen Bruder und … und …« Sie verstummte und wusste offenbar nicht, was sie weiter sagen sollte.
    Es gibt nichts weiter zu sagen, dachte Matt. Er war fünfunddreißig, und niemand wartete auf ihn. Er hatte in den letzten sechs Monaten mehr als nur seine Karriere ruiniert.
    »Außerdem hast du meine Steaks noch nicht probiert«, sagte sie ein wenig zu nachdrücklich.
    Er runzelte die Stirn. »Willst du damit sagen, dass alles, wofür es sich für mich zu leben lohnt, ein Steak ist?«
    Sie hob ein wenig ihr Kinn. »Nein. Ich sprach von meinen Steaks. Meine Steaks sind ein verdammt guter Grund, am Leben zu bleiben. Kapiert?«
    »Also nicht irgendein Steak.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Du musst überleben, damit ich dir ein Steak machen kann.«
    Nun, das kam ziemlich unerwartet. »Du meinst so was wie ein Date?«
    Sie nickte kurz. »Ja, in Ordnung, wenn du es Date nennen willst.«
    Das war eindeutig besser als die Alternative. »Das könnte mir ein Ansporn sein.«
    »Dann sorg dafür, dass das klappt«, sagte sie streng, doch ihre Augen verrieten sie. Sie senkte einen Moment den Blick und sah ihn dann wieder an. Mutig und schüchtern zugleich.
    Er spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »Das, was du vorhin auf der Terrasse über die tolle Nacht gestern gesagt hast, gilt das auch für mich?«
    Sie lächelte. Es war kein breites Lächeln. Auch kein Grinsen. Nur ein kleines, stolzes Kräuseln der Lippen. »Ja, Matt, du hattest eine tolle Nacht.«
    »Herrgott!«, heulte Corrine. »Wir sind hier nicht bei einem verdammten Singletreff.« Dann schrie sie auf, als ein Knall die Scheune erschütterte.
    »Was zum Teufel …?«, war alles, was Jodie sagen konnte, dann wurde der Schrank von einer weiteren Erschütterung erfasst. Corrine wimmerte. Hannah weinte, Lou versuchte, ihren Kopf zu heben. Jodie sah den verwirrten Ausdruck auf Matts Gesicht und versuchte die Angst zu unterdrücken, die in ihr aufstieg. Gib ihr nicht nach, Jodie. So überlebt man nicht.
    Sie spürte noch immer die Energie, die sie erfasst hatte. Corrines verzweifelter Ausruf, dass sie alle sterben würden, hatte sie an ihre Grenzen gebracht. Sie hatte kurz vor einem Zusammenbruch gestanden und hätte fast zugelassen, dass die schrecklichen Erinnerungen sie k. o. schlugen. Dann hatte sie Angela gehört.
    Lauf, Jodie.
    Dieselben Worte, die sie heute Morgen gehört hatte, als sie schwitzend und zitternd aufgewacht war. Dieselben Worte, die sie jahrelang mit Schrecken und Scham erfüllt hatten. Doch diesmal war die Stimme anders. Nicht von Tränen erstickt und zitternd, sondern fest, mutig und wütend. Es war dieselbe Stimme, mit der Angela beim Hockeyfinale, in dem sie gemeinsam gespielt und bei dem sie in der letzten Viertelstunde einen Punkt zurückgelegen hatten, sie über das Spielfeld angeschrien und ihr den Ball über das Spielfeld zugeschossen hatte. »Mach ihn rein, Jodie!« Und Jodie hatte es geschafft – sie hatte ihn am Torhüter vorbei hinten ins Netz geschossen. Sie gewannen das Spiel nicht, aber sie konnten den Spielstand ausgleichen und die Gegenmannschaft völlig demoralisieren.
    Lauf, Jodie. Vielleicht hatte sie die ganzen Jahre über alles falsch in Erinnerung behalten. Vielleicht war Angie wütend und vorlaut in jener Nacht gewesen. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher