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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Kinderspielzeug, das in einem Urwaldwinkel vergessen wurde. Der ganze Bois de Boulogne bebte und lachte unter der Sonne.
    Renée schämte sich an diesem strahlenden Tage ihres Kupees und ihres flohbraunen Seidenkleides. Sie lehnte sich etwas zurück und betrachtete durch die geöffneten Wagenfenster das Lichtgeriesel auf dem Wasser und auf all dem Grün. An den Biegungen der Allee sah sie die Reihe der vielen Räder, die sich wie goldene Sterne in einer langen Bahn blendenden Schimmers drehten. Die lackierten Wagenflächen, das Aufblitzen der Stahl und Messingteile, die lebhaften Farben der Toiletten, all das zog im regelmäßigen Trab der Pferde vor dem Hintergrund des Bois dahin wie eine breite, gleitende Schranke, ein vom Himmel herabgefallener Lichtstrahl, der immer länger wurde, während er den Windungen der Fahrstraße folgte. Und in diesem Strahl sah Renée mit blinzelnden Augen für Sekunden den blonden Haarknoten einer Frau, den schwarzen Rücken eines Lakaien oder die weiße Mähne eines Pferdes. Die Moirébezüge der offenen Sonnenschirme schillerten wie metallene Monde.
    Angesichts dieses strahlenden Tages, dieser Flut von Sonne, gedachte Renée jenes Abends, an dem sie die Dämmerung wie feine Asche auf das gilbende Laub hatte herabsinken sehen. Maxime hatte sie begleitet. Damals war das Verlangen nach dem Knaben in ihr erwacht. Und sie sah wieder die von der Abendluft durchwehten Wiesen vor sich, die dunklen Wäldchen, die verlassenen Alleen. Die Wagenreihe war mit einem trübseligen Geräusch an den leeren Stühlen vorbeigezogen, während heute das Rollen der Räder, der Hufschlag der Pferde wie Freudenfanfaren ertönten. Dann stiegen all ihre Spazierfahrten im Bois wieder vor ihr auf. Sie hatte hier gelebt, Maxime war hier groß geworden, neben ihr, auf den Wagenkissen. Es war ihr Garten. Hier wurden sie vom Regen überrascht, die Sonne rief sie hierher zurück, manchmal vermochte nicht einmal die Nacht sie von hier zu verscheuchen. Bei jedem Wetter ergingen sie sich hier, hier genossen sie die Freuden und Kümmernisse ihres Lebens. In der Leere ihres Daseins, in der Trauer über die Abreise von Céleste bereiteten ihr all diese Erinnerungen eine bittere Freude. Ihr Herz sprach: »Nie mehr! Nie mehr!« Und ihr wurde eiskalt, als sie die Winterlandschaft heraufbeschwor, den in Frost erstarrten, seines Glanzes beraubten See, auf dem sie beide Schlittschuh gelaufen waren; der Himmel war von rußigem Schwarz, der Schnee hatte die Bäume mit weißen Gipürspitzen besetzt, der Nordwind warf ihr und Maxime feinen Sand in Mund und Augen.
    Unterdessen hatte sie zu ihrer Linken, auf dem Reitweg, den Herzog de Rozan, Herrn de Mussy und Herrn de Saffré erkannt. Larsonneau hatte den Tod der Mutter des Herzogs verursacht, als er ihr am Verfallstag die von ihrem Sohn unterschriebenen Wechsel über hundertfünfzigtausend Francs vorlegte, und der Herzog brachte jetzt seine zweite halbe Million mit Blanche Muller durch, nachdem er die ersten fünfhunderttausend Francs in den Händen Laure d’Aurignys zurückgelassen hatte. Herr de Mussy, der die englische Gesandtschaft mit der italienischen vertauscht hatte, war wieder galant geworden; mit neuer Eleganz leitete er den Kotillon. Herr de Saffré blieb Skeptiker und zugleich der liebenswürdigste Lebemann der Welt. Renée sah, wie er sein Pferd zum Wagenschlag der Gräfin Vanska lenkte, in der er, wie man sich erzählte, seit dem Tage, da er sie bei Saccard als Koralle gesehen hatte, rasend verliebt war.
    All diese Damen waren übrigens hier: die Herzogin de Sternich in ihrem ewigen achtfedrigen Wagen; Frau de Lauwerens mit der Baronin Meinhold und der kleinen Frau Daste in einem Landauer; Frau Teissière und Frau de Guende in einer Viktoria. Inmitten dieser Damenwelt stellten sich auf den Kissen einer wundervollen Kalesche Sylvia und Laure d’Aurigny zur Schau. Sogar Frau Michelin fuhr in einem Kupee vorüber; die hübsche Brünette hatte die Hauptstadt des Departements von Herrn Hupel de la Noue besucht, und nach ihrer Rückkehr war sie im Bois de Boulogne in diesem Kupee erschienen, hoffte aber, ihm bald einen offenen Wagen hinzufügen zu können. Renée bemerkte auch die Marquise d’Espanet und Frau Haffner, die beiden Unzertrennlichen, die sich, dicht aneinandergelehnt, im Schutz ihrer Sonnenschirme mit zärtlichem Lachen in die Augen sahen.
    Dann kamen die Herren vorbei: Herr de Chibray mit seinem Viergespann, Herr Simpson im Dogcart, Mignon und Charrier, die,

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