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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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das meinige. Der Notar wird das in Ordnung bringen.«
    Tante Elisabeth stimmte dieser Auffassung bei; sie zitterte davor, daß dieser Mann, dessen eiserne Faust sie ahnte, seine Hand auf die Mitgift der Nichte legen könnte. Dann sprach sie von dieser Mitgift.
    »Das Vermögen meines Bruders«, sagte sie, »besteht größtenteils aus Land und Häuserbesitz. Er ist nicht der Mann danach, seine Tochter durch Kürzung des Anteils, den er einmal für sie bestimmt hat, zu bestrafen. Er übermacht ihr ein Landgut in der Sologne53 mit einem Schätzungswert von dreihunderttausend Francs, außerdem ein Haus in Paris, das etwa zweihunderttausend Francs wert ist.«
    Saccard war wie geblendet; solche Ziffern hatte er nicht erwartet; er wandte sich halb ab, um die Blutwoge, die ihm ins Gesicht stieg, zu verbergen.
    »Das macht fünfhunderttausend Francs«, fuhr die Tante fort.
    »Ich darf Ihnen aber nicht verschweigen, daß das Gut in der Sologne nicht mehr als zwei Prozent bringt.«
    Er lächelte und wiederholte die abwehrende Handbewegung, um anzudeuten, daß ihn das nicht berühre, da er keinesfalls die Absicht habe, sich in die Vermögensverhältnisse seiner Frau einzumischen. Mit der Haltung bewundernswerter Uninteressiertheit saß er, scheinbar zerstreut, in seinem Sessel, spielte mit dem Fuß mit einem seiner Pantoffel und schien nur aus reiner Höflichkeit zuzuhören. Frau Aubertot sprach langsam und wählte in ihrer gewohnten Herzensgüte ihre Worte vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen. Sie begann von neuem: »Schließlich will auch ich Renée ein Geschenk machen. Ich habe keine Kinder, mein Vermögen wird doch später einmal meinen Nichten zufallen, und keineswegs werde ich, weil eine von ihnen heute im Unglück ist, meine Hand nicht auftun. Das Hochzeitsgeschenk war für beide schon lange vorgesehen. Renée bekommt in der Gegend von Charonne54 recht ausgedehnte Grundstücke, die ich wohl auf zweihunderttausend Francs schätzen darf. Nur …«
    Bei dem Wort »Grundstück« befiel Saccard ein leises Zittern. Unter seiner gespielten Gleichgültigkeit lauschte er mit gespannter Aufmerksamkeit. Tante Elisabeth stockte, sie fand augenscheinlich nicht die rechten Worte; dann fuhr sie errötend fort: »Nur ist es mein Wunsch, daß das Eigentumsrecht an diesen Grundstücken auf Renées erstes Kind übertragen wird. Sie werden meine Absicht gewiß verstehen: ich möchte nicht, daß Ihnen dieses Kind eines Tages zur Last fallen könnte. Im Fall seines Todes bleibt René alleinige Eigentümerin.«
    Er rührte sich nicht, aber seine gespannten Augenbrauen verrieten eine starke innere Erregung. Die Grundstücke bei Charonne weckten in ihm eine ganze Welt neuer Ideen. Frau Aubertot glaubte, ihn mit der Erwägung von Renées Kind verletzt zu haben, sie schwieg bestürzt und wußte nicht, wie sie das Gespräch weiterführen sollte.
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, in welcher Straße sich das ZweihunderttausendFrancsHaus befindet«, sagte er, wobei er wieder den Ton lächelnder Treuherzigkeit anschlug.
    »Rue de la Pépinière«, antwortete sie, »beinahe an der Ecke der Rue d’Astorg.«
    Diese einfachen Worte übten eine entscheidende Wirkung auf Saccard aus. Jetzt konnte er sein Entzücken nicht länger beherrschen; er rückte seinen Sessel näher und sprudelte mit provenzalischer Zungenfertigkeit und schmeichelnder Stimme hervor: »Meine Verehrteste, wollen wir nicht jetzt Schluß machen? Wollen wir immer noch von diesem verfluchten Geld reden? Sehen Sie, ich will in aller Offenheit mit Ihnen sprechen, denn es würde mich unglücklich machen, nicht Ihre volle Achtung zu verdienen. Ich habe kürzlich meine Frau verloren, ich muß zwei Kinder erhalten, ich bin ein praktischer, vernünftiger Mensch. Wenn ich Ihre Nichte heirate, mache ich ein gutes Geschäft für uns allesamt. Sollten Sie irgendwelche Voreingenommenheiten gegen mich hegen, so werden Sie mir später verzeihen, wenn ich einmal aller Tränen getrocknet und die Familie bis in die späte Nachkommenschaft zu Wohlstand gebracht habe. Der Erfolg ist eine goldene Flamme, die alles läutert. Ich will, daß Herr Béraud eines Tages selber kommt, mir die Hand reicht und mir dankt …«
    Er vergaß sich. Er sprach lange so weiter, mit einem spöttischen Zynismus, der zeitweise unter seiner treuherzigen Biedermannsmiene zum Vorschein kam. Er prahlte mit seinem Bruder, dem Abgeordneten, seinem Vater, dem Steuereinnehmer von Plassans. Schließlich hatte er Tante Elisabeth

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