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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Anspielungen, die ihn sehr erheiterten. Laure d’Aurigny, die durch diese Umtriebe Aufsehen erregt hatte, obschon Saccard nicht eine einzige Nacht mit ihr verbrachte, tat inzwischen so, als betröge sie ihn mit acht oder zehn Dummköpfen, die ihrerseits der Ehrgeiz dazu verlockte, sie einem so ungeheuer reichen Mann abspenstig zu machen. Binnen zweier Monate besaß sie zwei Wohnungseinrichtungen und mehr Diamanten, als sie verkauft hatte. Saccard hatte die Gewohnheit angenommen, nachmittags nach der Börse eine Zigarre bei ihr zu rauchen; oft sah er dort irgendwelche Rockschöße, die aufgescheucht von einer Tür zur anderen flohen. Wenn die beiden dann allein waren, konnten sie einander nicht ansehen ohne zu lachen. Er küßte Laure auf die Stirn, wie eine ungeratene Tochter, deren Schelmenstreiche ihn begeisterten. Er gab ihr keinen Sou, und einmal lieh sie ihm sogar Geld für eine Spielschuld.
    Renée versuchte auf ihrem Vorsatz zu beharren, sprach davon, die Schmuckstücke wenigstens zu verpfänden; doch ihr Mann gab ihr zu verstehen, daß das unmöglich sei, weil ganz Paris darauf warte, sie morgen mit diesem Geschmeide zu sehen. Darauf suchte die junge Frau, die durch die Rechnung von Worms sehr beunruhigt war, nach einem anderen Ausweg.
    »Aber«, rief sie plötzlich, »mein Unternehmen in Charonne geht doch ausgezeichnet, nicht wahr? Sie sagten mir ja erst kürzlich, daß der Ertrag vorzüglich sei … Vielleicht würde Larsonneau mir die hundertsechsunddreißigtausend Francs vorstrecken?«
    Saccard hatte schon seit einer Weile die zwischen seinen Beinen lehnende Feuerzange vergessen. Jetzt griff er lebhaft danach, bückte sich und verschwand beinahe im Kamin, von woher ihn die junge Frau undeutlich murmeln hörte: »Ja, ja, Larsonneau könnte möglicherweise …«
    Endlich kam sie von selbst zu dem Punkt, zu dem er sie seit Beginn ihrer Unterhaltung vorsichtig hingelenkt hatte. Seit zwei Jahren schon bereitete er in bezug auf Charonne seinen Meisterstreich vor. Niemals hatte seine Frau die Güter der Tante Elisabeth veräußern wollen; sie hatte dieser versprochen, das Besitztum unangetastet zu lassen, um es, falls sie Mutter würde, ihrem Kinde zu vermachen. Angesichts solchen Eigensinns arbeitete die Phantasie des Spekulanten mit aller Energie und baute schließlich ein ganzes Drama auf. Es war ein Werk ausgesuchter Gaunerei, ein Riesenbetrug, dessen Opfer die Stadt, der Staat, seine Frau und auch Larsonneau sein sollten. Er sprach nicht mehr von einem Verkauf der Ländereien, jammerte nur tagtäglich über die Torheit, sie nicht besser auszunutzen, sich mit einem Ertrag von zwei Prozent zu begnügen. Renée, stets in Geldnöten, erklärte sich schließlich mit dem Plan, irgendeine Spekulation zu unternehmen, einverstanden. Saccard gründete seinen Plan auf die Gewißheit einer bevorstehenden Enteignung für den Durchbruch des Boulevard du PrinceEugène, dessen Verlauf freilich noch nicht genau festgelegt war. Und nun zog er seinen alten Helfershelfer Larsonneau als Teilhaber hinzu, der mit seiner Frau folgenden Vertrag abschloß: Sie gab das Terrain, das einen Wert von fünfhunderttausend Francs darstellte; Larsonneau seinerseits verpflichtete sich, auf diesem Boden Baulichkeiten im gleichen Wert zu errichten: ein KonzertCafé inmitten eines großen Gartens, wo man allerhand Spielgelegenheiten einrichten würde, Schaukeln, Kegelbahnen, Kugelspiele und so weiter. Selbstverständlich sollten die Reingewinne, ebenso etwaige Verluste, zu gleichen Teilen gehen. Für den Fall, daß sich einer der beiden Teilhaber zurückziehen wolle, konnte er seinen Anteil gemäß einer dann vorzunehmenden Schätzung fordern. Renée schien über die hohe Summe von fünfhunderttausend Francs erstaunt, da die Grundstücke höchstens dreihunderttausend wert waren. Saccard gab ihr jedoch zu verstehen, daß dies ein geschickter Schachzug sei, um Larsonneau, dessen Baulichkeiten niemals diesen Wert erreichen würden, später die Hände zu binden. Larsonneau war ein eleganter Lebemann geworden, der feine Handschuhe trug, blendendweiße Wäsche und fabelhafte Krawatten. Er besaß für seine Geschäftswege ein Tilbury von der Feinheit eines Uhrwerks, mit sehr hohem Sitz, das er selber kutschierte. Seine Büros in der Rue de Rivoli waren eine Flucht mit viel Aufwand eingerichteter Räume, in denen man nie einen Aktendeckel, nie das kleinste Stück beschriebenen Papiers sah. Seine Angestellten schrieben an eingelegten Tischen aus dunkel

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