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Die Beutefrau

Die Beutefrau

Titel: Die Beutefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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seiner Hand.«
    »Die Hand, die gibt, kann auch nehmen!« erregte sich Karl aufs neue.
    »Eine sehr listige Geste«, fuhr Einhard fort. »Jetzt müssen wir abwarten, wie Irene von Byzanz darauf reagieren wird. Ich vermute, höchst ungehalten.«
    Damit äußerte er eine der größten Sorgen Karls. Jetzt, da das Frankenland einigermaßen befriedet war, wollte er sich keine Auseinandersetzung mit der Kaiserin im Osten leisten. Um sie zu besänftigen, ordnete er sehr zu Leos Mißbehagen an, den Begriff ›Kaiser der Römer‹ aus seinem Titel zu entfernen. Jetzt lautete der Kaisertitel: ›Karl, der allergnädigste, erhabene, von Gott gekrönte große und friedenbringende Kaiser, der das römische Reich regiert und der auch durch das Erbarmen Gottes König der Franken und Langobarden ist‹. Doch wie sollten zwei christliche Kaiserreiche nebeneinander bestehen können? Indem man sie vereinigte, beschlossen Karls Berater und schickten eilig eine Gesandtschaft nach Konstantinopel. Der Kaiser des Westens würde es als eine große Ehre empfinden, wenn ihm die Kaiserin des Ostens zum ehelichen Bund die Hand reiche. Es wurde angedeutet, daß er sich jetzt im Stande fühle, auf Irenes früheren Vorschlag zurückzukommen.
    In der Hoffnung, daß ein solcher Antrag das gewiß empörte Byzanz zunächst besänftigte und sich die Verhandlungen in dieser Sache lange hinziehen würden, kümmerte sich Karl jetzt um die Angelegenheiten, derentwegen er eigentlich nach Rom gereist war. Die verworrenen Zustände der zerrütteten Kirche mußten geklärt werden.
    Das begann schon in den ersten Januartagen des Jahres 801 damit, daß Paschalis und Campulus der Prozeß gemacht wurde. Selbstverständlich konnte jetzt niemand anderes als der Kaiser selbst den Vorsitz führen. Karl wußte, daß ihm nichts weiter übrigbleiben würde, als seine beiden alten Freunde zum Tode zu verurteilen. Doch entschlossen, sein gegebenes Versprechen zu halten, rang er dem Papst in nächtelangen Gesprächen die Zusicherung ab, die Verschwörer zu begnadigen und in die Verbannung nach Franken zu schicken.
    »Und wenn er dich wieder hintergeht?« fragte Einhard, als er kurz vor der Urteilsverkündung Mitte Januar den Kaiser in seinen Gemächern aufsuchte.
    »Wird er nicht«, versicherte Karl kurz und setzte schnell hinzu: »Weshalb, möchtest du gar nicht wissen.«
    Einhard nickte ergeben. Zweifellos steckte dahinter eine Frau. Vermutlich die Cousine des Papstes, die Karl am Vorabend zu sich hatte kommen lassen und von der gemunkelt wurde, sie unterhalte zu Leo nicht nur familiäre Beziehungen. Den Papst selbst konnte der Kaiser nicht mehr belangen, aber er war durchaus in der Lage, dem Heiligen Stuhl Nahestehenden Übles anzutun.
    Welchen Plan Karl dazu schmiedete, hätte Gerswind Einhard verraten können, denn sie hatte im Nebenraum überhört, wie der Kaiser die Papstcousine mit der Drohung eingeschüchtert hatte, er werde ihr den Prozeß wegen Buhlerei machen, wenn Leo seine Angreifer nicht begnadigte und ins Frankenland ausziehen ließ. Gerswind hatte auch mitbekommen, daß sich die Römerin mit sehr liebreizenden Worten dem Kaiser angeboten hatte und von Karl mit dem schroffen Satz, daß es reiche, sich an Leo die Hände schmutzig zu machen, abgewiesen wurde.
    Karl hatte die Tür zu Gerswinds Gemach einen Spalt offengelassen und wußte, daß sie Zeugin des gesamten delikaten Wortwechsels geworden war. Doch sie fand des Kaisers Gesicht eine Spur zu selbstgefällig, als er sie danach ins Zimmer rief.
    »Du siehst, Gerswind, wie tapfer ich mich der Versuchung erwehre«, sagte er. »Dabei ist das Mädchen wahrlich eine Augenweide.«
    »Du wirst eben alt«, entgegnete Gerswind ungerührt.
    Karl wollte auffahren, besann sich dann eines Besseren und fragte statt dessen: »Ist das der Grund, daß du mich immer noch meidest?«
    »Bin ich nicht ständig in deiner Nähe?«
    »Wie lange willst du mich noch darben lassen?«
    »Warum hast du deine Beischläferinnen nicht nach Rom mitgenommen?«
    »Wie kannst du es wagen, derart mit deinem Kaiser zu sprechen?«
    »Will er mir den Prozeß machen? Vielleicht wegen Buhlerei?«
    Karl hob die Augenbrauen und fragte grinsend: »Der Beutefrau einen Prozeß machen?«
    »Glaubst du etwa, daß mich Beleidigungen auch so zärtlich stimmen wie deine Römerin soeben?«
    Jetzt brach Karl in schallendes Gelächter aus.
    »Da hast du recht, Gerswind, es war in der Tat ein dreistes Stück, was sich Leo da wieder erlaubt hat. Mir seine

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