Die Bibel - Wissen auf einen Blick
thront, sind an den Seitenwänden Darstellungen aus dem Alten Testament und dem Leben Jesu zu sehen. In einer Seitenkapelle ist der Einzug Jesu in Jerusalem dargestellt.
Dem Schicksal entgegen
Lange Zeit lehrte Jesus nur in Galiläa, rund um den See Genezareth. Doch eines Tages eröffnet er seinen Jüngern, er müsse nach Jerusalem ziehen. Matthäus (20,17 f.) schreibt, er habe ihnen auch gesagt, dass er dort von den Hohepriestern und Schriftgelehrten verfolgt und schließlich von den Heiden getötet werden würde. Markus (10,32 f.) berichtet, als Jesus – einige Zeit vor dem Pessachfest – schließlich wirklich nach Jerusalem zieht, seien seine Anhänger ihm voller Furcht gefolgt. Als sie sich Jerusalem nähern, schickt Jesus zwei seiner Jünger voraus und teilt ihnen mit, sie würden in der Nähe eine Eselin mit einem Fohlen finden, die sie ihm bringen sollten. Die beiden tun wie ihnen geheißen, und Jesus reitet auf dem bescheidenen Transporttier gen Jerusalem. Johannes (12,12 f.) und Matthäus zitieren dazu die Propheten Jesaja und Zacharias, die verkündet hatten: „Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe dein König kommt friedfertig auf einem Esel reitend.“
Palmzweige und Hosanna
Matthäus schreibt, als Jesus nach Jerusalem kam, hätten viele aus der Volksmenge ihre Kleider vor ihm ausgelegt, andere Palmzweige abgeschnitten – seit jeher auch Symbole für die Unabhängigkeit des Volkes Israel –, und vor ihm auf dem Weg ausgebreitet. Dabei rufen sie: „Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“. Auch Johannes spricht von der Volksmenge, die sich schon für das Pessachfest versammelt hatte. Bei Lukas (19,28 f.) jedoch wird Jesus von einer großen Jüngerschar begleitet. Sie sind es, die vor ihm hergehen, ihm den Weg bereiten und zujubeln. Die Begrüßung Jesu stammt aus dem 118. Psalm (Vers 25 und 26), der zur jüdischen Pessach-Liturgie gehört. Aber der Ruf „Hosanna“ birgt auch politische Brisanz. Er bedeutet nämlich „Herr errette doch!“ und zeigt, dass seine Anhänger besondere Erwartungen, wie zum Beispiel eine Befreiung von der römischen Besatzung, mit Jesu Auftreten in Jerusalem verknüpften. Lukas schreibt an gleicher Stelle, einige Pharisäer hätten Jesus aus Angst vor den Besatzern angewiesen, seine Jünger zum Schweigen zu bringen, was dieser jedoch als sinnlos zurückwies.
Himmlischer Goldglanz
Goldgründige Mosaiken waren stilbildend für die byzantinische Kunst des frühen Mittelalters. Sie sollten zwischen Diesseits und Jenseits vermitteln. In Westeuropa finden sie sich vor allem dort, wo es regen Handel mit dem oströmischbyzantinische Reich gab, beispielsweise in Sizilien und Unteritalien, in Venedig und in Ravenna. Im 19. Jahrhundert kamen die Mosaiken als neobyzantinischer Stil vielfach wieder in Mode, dienten aber vielmehr dem Prunk als der frommen Andacht.
Bildfolgen mit dem Leben Jesu galten im Mittelalter als „Bibeln der Armen“, die der Schriftsprache nicht mächtig waren – auch wenn sie aus prächtigen Goldmosaiken bestanden wie „Der Einzug in Jerusa lem“ in der Palastkapelle von Palermo.
(c) twinbooks, München
Der Angriff auf das religiöse Establishment
(El Greco, Christus vertreibt die Wechsler aus dem Tempel, um 1610)
Der Maler Doménikos Theotokópoulos, genannt El Greco, ist für seine düsteren Bilder bekannt. Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel malte er gleich mehrmals. Vermutlich sah er in den Bildern auch einen Angriff auf das religiöse Establishment seiner Zeit, denn immer wählt er Kirchen als Kulissen. Bei seinem letzten Bild verlegte er sogar das Geschehen vom Eingang in das Innere einer Kirche. Dort sind aber keine religiösen Symbole zu sehen, sondern ein Kunstwerk, das möglicherweise ein Grabmal darstellt, die Statue eines nackten Jünglings und darunter ein Relief, das in Analogie zur Vertreibung der Wechsler aus dem Tempel die Vertreibung der ersten Menschen aus dem Paradies thematisiert.
Abgesegnete Geschäftemacherei
Der Tempel in Jerusalem war das zentrale Heiligtum der Juden. Jeder, der dazu in der Lage war, musste zu den Wallfahrtsfesten dort erscheinen und genau festgelegte Opfer darbringen. Außerdem waren Opfer zur Entsühnung nach einer Verfehlung, bei der Geburt des ersten Sohnes und zu diversen anderen Anlässen vorgeschrieben. Auch wichtige Gebetsanliegen begleitete man mit Opferungen, um Gott gnädig zu stimmen. Dargebracht wurden verschiedene Tiere, Mehl, Öl, Wein und
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