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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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hatte, was man mit ihm anstellte.
     
    »Ist es nicht zu spät, jetzt noch für Jon zu lesen?«, fragte Katherina, nachdem sie Iversens Äußerung auf sich hatte wirken lassen. »Meint ihr nicht, dass er es merken wird?«
    »Ja, warum haben wir ihm nicht gleich eine Lesung verpasst?« Paw schlug mit der Faust auf den Tisch. »Bam! Ohne Vorwarnung. Dann hätten wir alles von ihm kriegen können.«
    »Wir reden hier von Lucas Sohn«, antwortete Iversen. »Er ist ein guter Junge. Jon verdient unseren Respekt und sollte wenigstens die Wahl haben. Außerdem hätte er es ohnehin an dem Tag herausgefunden, an dem er aktiviert wird. Und wie würden wir dann dastehen?«
    »Und wenn er nicht mitmachen will … wenn er sich … falsch entscheidet? Was dann? Können wir ihn dann zwingen?«, wollte Katherina wissen.
    »Vielleicht«, meinte Iversen. »Das ist schon einmal vorgekommen. Es gibt Beispiele dafür, dass eine Lesung gegen den Willen eines Zuhörers abgehalten wurde. Früher nutzte man das, um jemand in den eigenen Reihen zu richten, der der Gesellschaft geschadet hatte. Nichts, worauf man stolz
sein könnte, das war die reinste Folter, mit Fesseln und Knebeln.« Er seufzte. »Wir können nur hoffen, dass es so weit nicht kommt.«
    »Das wär schon geil«, platzte Paw heraus und beeilte sich hinzuzufügen: »Also nicht mit Lucas Sohn, aber mit einem anderen, einem Unfreiwilligen. Für normale Menschen zu lesen ist zu einfach, das ist keine Herausforderung, denen muss man ja bloß einen winzigen Stoß versetzen. Aber sich an jemand zu versuchen, der wirklich Widerstand leistet …«
    »Jetzt reicht’s aber. Du bist ja verrückt, Paw«, unterbrach ihn Katherina.
    »He, meldest du dich freiwillig? Ich finde bestimmt etwas, woraus ich dir vorlesen könnte. Etwas Romantisches vielleicht?«
    »Das würdest du sicher, aber solltest du nicht lieber zuerst die Übungen machen, die Iversen dir gegeben hat?«
    Paws Grinsen verschwand, und er murmelte etwas in sich hinein.
    »Nun«, fiel Iversen ein. »Was meint ihr, sollen wir für heute Abend schließen?«
    Die beiden waren sich ausnahmsweise einmal einig und verschwanden schnell nach draußen, während Iversen eine letzte Runde durch das Geschäft drehte, bevor auch er das Libri di Luca verließ.
     
    Katherina trat fest in die Pedale. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie sollte es doch besser wissen und sich nicht immer von Paw provozieren lassen, aber wie zwei Geschwister wussten sie ganz genau, welche Saiten sie beim anderen anschlagen mussten, um ihn aus der Reserve zu locken, und begann man erst zu argumentieren, geriet die Verteidigung schnell zu einem Gegenangriff.
    Das Mountainbike unter ihr brachte sie von Vesterbro nach Nørrebro. Gewandt kurvte sie durch den abendlichen Verkehr,
passte die Geschwindigkeit so an, dass sie grüne Welle hatte, und schnitt jede Kurve, so dass sie kaum bremsen musste.
    Vielleicht war der Vergleich mit den Geschwistern passender, als ihr lieb war. In gewisser Weise war sie so etwas wie das Einzelkind von Luca und Iversen gewesen, bis Paw wie ein unerwünschter kleiner Bruder aufgetaucht war. Es war nicht leicht für sie gewesen, etwas von ihrem Territorium abzugeben, und tief in ihrem Inneren hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn nicht freundlicher aufgenommen hatte.
    In Höhe der Elmegade fuhr sie gegen die Einbahnstraße dicht an den geparkten Autos entlang und wich auf den Bürgersteig aus, wenn ihr ein Wagen entgegenkam. Sie blickte sich ein paar Mal um, sah aber niemand hinter sich. Am Sankt Hans Torv überquerte sie den Platz vor den Cafés und bog dann vom Blegdamsvej in die Nørre Allé ein.
    Ihre Konflikte hatten sicher auch etwas mit dem Alter zu tun. Paw war sieben Jahre jünger als sie, und was seinen geistigen Entwicklungsstand anging, konnte man ihrer Meinung nach noch ein paar Jahre abziehen. Immer sollte sich alles um ihn und seine Bedürfnisse drehen. Sein Training kam vor allem anderen. Wieder schüttelte sie den Kopf. Vielleicht war sie einfach nur eifersüchtig.
    Katherina fuhr mit dem Rad auf den Bürgersteig und hielt ein paar Meter weiter vor einem grauen Haus mit weißen Fenstern an. In zwei Wohnungen brannte Licht. In der einen waren die Gardinen zugezogen, während man durch die Fenster der anderen eine weiße Stuckdecke mit einem großen Kronleuchter mit echten Kerzen erkennen konnte.
    Sie hatte das Gefühl, dass sich viel verändert hatte, seit Paw im Libri di Luca ein und aus ging. Das

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