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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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klatschte herunter auf meine Sandalen, tropfte zwischen meine Zehen.
    Augusta stieß laut ihren Atem aus, ging zurück zur Schaukel und setzte sich. Mir schien, dass ich sie vielleicht verletzt hatte, enttäuscht hatte, und der Gedanke bohrte ein Loch in mein Herz. Etwas von meinem Stolz floss davon.
    Ich ging langsam die Treppen hoch und wieder nach innen, auf die geschützte Veranda. Als ich mich neben sie auf die Schaukel setzte, legte sie ihre Hand auf meine, und die Hitze floss von ihrer Handfläche in meine Haut. Ich schauderte.
    »Komm her«, sagte sie und zog mich zu sich. Es war, als würde man unter dem Flügel eines Vogels geborgen, und so blieben wir eine ganze Weile, schaukelten vor und zurück, ich war behütet.
    »Was hatte sie denn so depressiv gemacht?«, sagte ich.
    »Ich weiß nicht alles, aber es hatte wohl viel damit zu tun, dass sie dort draußen auf der Farm leben musste. Sie fühlte sich von allem abgeschnitten und war noch dazu mit einem Mann verheiratet, mit dem sie eigentlich nicht verheiratet sein wollte.«
    Der Regen wurde stärker, er fiel in großen, silberschwarzen Strömen. Ich versuchte, meine Gefühle zu verstehen, aber ich konnte es nicht. In der einen Minute hasste ich meine Mutter, in der nächsten tat sie mir Leid.
    »Gut, sie hatte einen Nervenzusammenbruch, aber wie konnte sie mich einfach so im Stich lassen?«, sagte ich.
    »Nachdem sie drei Monate hier gewesen war und sich ein wenig besser fühlte, fing sie an, davon zu sprechen, wie sehr sie dich vermisste. Schließlich ist sie zurück nach Sylvan gefahren, um dich zu holen.«
    Ich setzte mich auf und sah Augusta an, spürte, wie ich Luft durch meine Lippen sog. »Sie kam zurück, um mich zu holen?«
    »Sie hatte vor, dich hier nach Tiburon zu bringen und mit dir hier zu leben. Sie hatte sogar mit Clayton gesprochen, damit er die Scheidungspapiere vorbereitet. Als sie im Bus saß und mir durch das Fenster zuwinkte, da habe ich sie zum letzten Mal gesehen.«
    Ich lehnte meinen Kopf an Augustas Schulter, ich wusste genau, was als Nächstes passiert war. Ich schloss die Augen, und da war wieder alles. Der längst vergangene Tag, der in meinem Herzen nie verging - der Koffer auf dem Boden, wie sie ihre Kleider hineingestopft hatte, ohne sie zu falten. Beeil dich , hatte sie immer wieder gesagt.
    T. Ray hatte mir gesagt, sie war zurückgekommen, um ihre Sachen zu holen. Aber sie war auch wegen mir zurückgekommen. Sie wollte mich hierher bringen, hier nach Tiburon, zu Augusta.
    Wenn wir es doch nur geschafft hätten. Ich erinnerte mich an den Klang von T. Rays Stiefeln auf der Treppe. Ich wollte meine Fäuste gegen irgendetwas trommeln, meine Mutter anschreien, weil sie sich von ihm hatte erwischen lassen, weil sie nicht schneller gepackt hatte, weil sie nicht früher zurückgekommen war.
    Schließlich sah ich hinauf zu Augusta. Als ich sprach, schmeckte mein Mund bitter. »Ich erinnere mich daran. Ich erinnere mich, dass sie zurückkam, um mich zu holen.«
    »Das habe ich mich schon gefragt«, sagte sie.
    »T. Ray kam, als sie packte. Sie haben geschrien und gestritten. Sie...« Ich brach ab, ich hörte ihre Stimmen in meinem Kopf.
    »Erzähl weiter«, sagte Augusta.
    Ich sah auf meine Hände. Sie zitterten. »Sie griff nach der Waffe, aber er nahm sie ihr weg. Es ging alles so schnell, es ist in meinem Kopf alles durcheinander. Ich sah die Waffe auf dem Boden, ich habe sie aufgehoben. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Ich, ich wollte helfen. Sie ihr zurückgeben. Warum habe ich das getan? Warum habe ich sie bloß aufgehoben?«
    Augusta glitt aus der Ecke der Schaukel und wandte sich zu mir. »Erinnerst du dich daran, was passiert ist, nachdem du sie aufgehoben hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur an das Geräusch. Den Knall. Den lauten Knall.«
    Die Ketten der Schaukel quietschten. Ich sah hinüber und sah Augusta schaudern.
    »Woher hast du gewusst, dass meine Mutter - gestorben ist?«
    »Als Deborah nicht wie besprochen zurückkam, nun, da musste ich doch wissen, was passiert war, also habe ich bei euch angerufen. Eine Frau ging ans Telefon, sie sagte, sie wäre eine Nachbarin.«
    »Eine Nachbarin hat es dir erzählt?«, sagte ich.
    »Sie sagte, Deborah wäre bei einem Unfall mit einer Waffe ums Leben gekommen. Das war alles, was ich aus ihr herausbringen konnte.«
    Ich drehte mich weg und sah hinaus in die Nacht, auf tropfende Äste, auf Schatten, die über die halb erleuchtete Veranda huschten. »Wusstest du

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