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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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May einen ihrer Anfälle hervorzurufen, aber sie war ganz auf meinen Pfannkuchen konzentriert. Mir fiel da überhaupt zum ersten Mal auf, wie merkwürdig es doch war, dass keine der Schwestern verheiratet war.
    Ich hörte, wie Rosaleen so etwas wie Hmhmhm vor sich hin brummte, und ich wusste, dass sie gerade an ihren eigenen dämlichen Ehemann dachte und sich wünschte, er wäre niemals zu ihrer Hochzeit erschienen.
    »June hat den Männern abgeschworen und gesagt, dass sie niemals heiraten würde, aber dann hat sie Neil kennen gelernt, als er der neue Direktor an ihrer Schule geworden ist. Ich weiß nicht, was mit seiner Frau passiert ist, aber er hatte schon keine mehr, als er hierher gezogen ist. Er hat alles versucht, damit June ihn endlich heiratet, aber sie will einfach nicht. Augusta und ich können sie auch nicht überzeugen.«
    Ein Keuchen kam aus Mays Brust, und dann fing das »O Susanna« an. Da hatten wir die Bescherung.
    »Großer Gott, nich’ schon wieder«, sagte Rosaleen.
    »Es tut mir Leid«, sagte May, »ich kann doch nichts dafür.«
    »Warum gehst du nicht zu deiner Mauer?«, sagte ich und nahm ihr den Pfannenwender aus der Hand. »Es ist schon in Ordnung.«
    »Genau«, sagte Rosaleen, »tu, wasde tun musst.« Wir sahen durch die Fliegentür, wie May an June und Neil vorbeieilte.
    Einige Minuten später kam June herein, dicht gefolgt von Neil. Ich hatte Angst, er würde sich den Kopf am Türrahmen stoßen.
    »Was war es denn diesmal?«, wollte June wissen. Ihr Blick folgte einer Kakerlake, die sich in einer Ritze neben dem Kühlschrank verkroch. »Ihr habt doch nicht etwa vor ihren Augen eine Kakerlake zertreten?«
    »Nein«, sagte ich. »Wir haben die Kakerlake noch nicht einmal gesehen.«
    Sie öffnete das Schränkchen unter der Spüle und langte nach ganz hinten, um eine Sprühflasche mit Insektengift herauszuholen. Ich war einen Augenblick lang versucht, ihr die brillante Methode meiner Mutter zu erklären, wie man Kakerlaken aus dem Haus bekommt - nämlich mit Kekskrümeln und Marshmellows -, aber dann dachte ich: Das hat bei June sowieso keinen Zweck, also lass es lieber.
    »Na, was hat sie denn dann so aufgeregt?«, fragte June.
    Das wollte ich ihr natürlich auf keinen Fall sagen, und schon gar nicht vor Neil, aber Rosaleen hatte damit überhaupt kein Problem. »Sie is’ traurig, weil Sie Neil nich’ heiraten wollen.«
    Bis zu diesem Moment wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass auch Farbige erröten können, aber vielleicht war es ja auch nur Wut, die Junes Gesicht und Ohren anlaufen ließ wie reife Pflaumen.
    Neil lachte. »Da hast du’s. Du solltest mich endlich heiraten und aufhören, deine arme Schwester so aufzuregen.«
    »Ach, verschwinde doch einfach«, sagte sie und gab ihm einen sanften Knuff.
    »Du hast mir Pfannkuchen versprochen, und wenigstens die will ich haben«, sagte er. Er trug Bluejeans und ein ölverschmiertes Unterhemd, dazu eine Hornbrille. Er sah wie ein sehr belesener Mechaniker aus.
    Er lächelte mich und dann Rosaleen an. »Will uns vielleicht jemand vorstellen...?«
    »Das sind Lily und Rosaleen«, sagte sie. »Sie sind hier eine Weile zu Besuch.«
    »Woher kommst du denn?«, fragte er mich. Das ist die Frage, die in ganz South Carolina am häufigsten gestellt wird. Wir möchten eben gerne wissen, ob unser neuer Bekannter einer von uns ist, ob vielleicht seine Cousine unseren Cousin kennt, ob seine kleine Schwester mit unserem großen Bruder zur Schule gegangen ist, oder ob der neue Bekannte in dieselbe Baptistenkirche geht wie unser ehemaliger Chef. Wir suchen nach Berührungspunkten, an denen unsere Lebensgeschichten zusammenlaufen. Es kam jedoch nicht so oft vor, dass ein Neger Weiße fragte, woher sie kamen, denn viel konnte da ja wohl nicht bei rauskommen - wo sollten sich denn unsere Lebenslinien wohl überkreuzen?
    »Aus Spartanburg County«, sagte ich und musste kurz überlegen, was ich sonst noch so alles erzählt hatte.
    »Und Sie?«, sagte er zu Rosaleen.
    Rosaleen starrte auf die kupfernen Backformen, die neben dem Fenster über der Spüle hingen. »Auch daher.«
    »Was brennt denn hier an?«, sagte June.
    Rauch stieg aus der Pfanne auf. Der L-förmige Pfannkuchen war völlig verkohlt. June riss mir den Pfannenwender aus der Hand, kratzte die schwarzen Überreste zusammen und warf sie in den Müll.
    »Wie lange wollt ihr denn bleiben?«, fragte Neil.
    June fixierte mich. Sie wartete gespannt. Mit zusammengepressten Lippen.
    »Noch eine kleine

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