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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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nachgeholte Planung müsste Spuren hinterlassen
     haben.
    Das Blatt mit der Überschrift Aufgaben erweitert er um drei Einträge:
    • Geldbewegung
    • Ticket, um das Land zu verlassen (Visa)
    • Unterkunft in der Nacht nach dem Absturz (Kreditkarte)
    Wie auch immer: Wenn Stein in der Maschine saß, hätte er Spuren hinterlassen. Ganz sicher seine Leiche. Und Dengler trägt
     in seinen Aufgabenzettel ein:
    • Identifizierung der Leiche? Wer? Sicher?
    Er musste mit Christiane Stein sprechen.
Und er musste beim BKA anrufen.
    * * *
    Dengler sah auf die Uhr, es war mittlerweile fast elf geworden – und er hatte Lust auf ein Glas Rotwein. In der Küche lag
     noch eine Flasche Merlot. Plötzlich dachte er an Olga. Wie alt mochte sie sein? Ob sie einen Freund hat?
    Sie war abweisend, trotzdem hatte sie ihm gefallen. Es ist unwahrscheinlich, dass eine so schöne Frau keinen Liebhaber hat.
     Er mochte den Kerl jetzt schon nicht.
    Er würde hinunter ins Basta gehen. Vielleicht traf er Klein, der konnte ihm einen Tipp geben für seinen zweiten Fall, die untreue Ehefrau – schließlich
     behauptete er doch, so einfühlsam zu sein, als wäre er Freud persönlich.
    Dengler legte Lamy und Papier zur Seite und stand auf. Sein Rücken schmerzte.

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    14
    Zur selben Zeit stand Hans-Jörg Mittler unter der Dusche. Er nahm die Honigseife aus der Halterung und suchte den Handschuh
     aus Naturhanf, mit dem er sich jeden Abend abrubbelte, um die abgestorbenen Hautschuppen loszuwerden, wie er zu Christiane
     sagte, aber in Wirklichkeit genoss er den leicht sengenden Schmerz, den er sich auf Bauch, Rücken und Gesäß beibrachte. Jede
     Woche kaufte er sich einen neuen Handschuh. In dem kleinen Reformhaus in der Klettpassage hielten sie ihn vorrätig, seit er
     die Besitzer, ein älteres Ehepaar, schmallippig vom Pietismus, darum gebeten hatte. Er mochte gesunde Sachen. Er mochte auch
     das große geräumige Bad mit der Ganzkörperdusche, die ihn jetzt aus sechzehn individuell einstellbaren Düsen anspritzte. Nur
     auf der Brust ertrug er den festen Strahl nicht, er sorgte sich um seinen Herzrhythmus, es war ihm zu gefährlich, wenn die
     drei vorderen Düsen um mehr als ein Viertel aufgedreht waren, es erzeugte ein Gefühl der Beklemmung, wenn die Wasserstrahlen
     zu fest gegen seine Brust rasten. Deshalb stellte er diese Düsen kleiner, mit nur einer Handbewegung konnte man diese Dusche
     einstellen. Dagegen waren harte, klare Strahlen auf den Rücken einfach wunderbar, diese Düsen dreht er ganz weit nach links,
     bis zum Anschlag. Er kam sich dann vor wie ein Bär, der sich an einem Baum schubberte. Genüsslich reckte er sich dem Strahl
     entgegen.
    Schade, Christiane fehlte jedes Verständnis für diese kleinen Schwelgereien. Geh du dich nur wieder abpissen lassen, sagte
     sie, wenn es ihn abends pünktlich um halb elf zu seiner Luxusdusche zog.
    Ihr Ton war überhaupt unangemessen härter geworden, seit sie diesen Dokumentarfilm über einen schwäbischen Puff gedreht hatte.
     Dabei hatte er ihr doch gesagt, dass er noch nie in einem Puff war. Das stimmte zwar nicht, aber sie hatteihm geglaubt – also war es wahr, in ihren Augen jedenfalls, und deshalb fühlte er sich von diesem rauer werdenden Ton in ihrer
     Beziehung ungerecht behandelt, verdammt ungerecht, fand er, während er seinen Hintern zwei auf volle Kraft eingestellten Düsen
     entgegenhielt.
    Ihr Männer seid merkwürdige Wesen, sagte sie, als sie ihm den Rohschnitt ihres Films vorführte. Eine kleine Videokassette,
     harmlos sah sie aus, saugte der Rekorder ein, und schwupp! liefen die fatalen Bilder über den Schirm.
     
    Nähen in der dritten Generation
    Handarbeit in schwäbischen Bordellen
    Dokumentarfilm von Christiane Stein
     
    Christiane übertrug das Tüftlerische, das den Schwaben nachgesagt wird, auf die Bordellszene und förderte einige erstaunliche
     Fakten zutage. So filmte sie eine kleine Manufaktur bei Tuttlingen, die Ausstattungen für Dominastudios herstellte. Ein kleiner,
     runder Mann in einem blauen Arbeitskittel stand mit seiner Frau (in geblümter Kittelschürze, man fasst es nicht, sagte Christiane)
     in einer Werkstatt und erläuterte fachmännisch die Fesselung auf einem Streckbett und führte einen Galgen vor, der über dem
     Gerät – Typ »Späte Freude« – ausgefahren werden kann und der an einem Drahtseil eine Penishalterung auf den Kunden herablassen
     konnte. Mit »nur zwei Handbewegungen« sei diese Vorrichtung perfekt

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