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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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mindestens Hilfe leisten konnten.
    Ming erkannte, daß die Debatte zu Ende war. Er erhob sich und besorgte eine Runde Erfrischungsgetränke. Währenddessen pendelte das Gespräch noch um ein paar allgemeine Erwägungen, etwa derart, daß eine biologisch entstandene Gesellschaft solche Probleme nicht habe, da sie eben von vornherein, kybernetisch gesprochen, einen bedeutend höheren Überschuß an Organisation besitze. Aber dann versiegte die Unterhaltung.
    Als alle ausgetrunken hatten, sagte Hellen: „Und nun – was tun wir?“
    „Raja muß den Göttern helfen“, sagte Tondo, „und wir müssen mit den Kolonisten Verbindung aufnehmen. Ich denke, dieser Götterbote kann uns dabei helfen. Vielleicht auch Kisa.“
    „Nun gut!“ Hellen seufzte. „Raja soll das in die Wege leiten. Und dann besuchen Ming und Juri die Kolonie. Ming, weil er der Bedächtigste von uns ist, und Juri, weil es möglicherweise ganz praktische Probleme dabei geben wird.“
    „Schickt Tondo!“ sagte Juri. Er war beschämt. Die Größe der Auseinandersetzung war ihm erst später als den anderen bewußt geworden, und nun bedrückte ihn nicht nur die Kleinlichkeit seiner Einwürfe und Reaktionen, ihn quälte auch seine seltsame Unbeweglichkeit in allen nicht unmittelbar praktischen Fragen. Auch wollte er an Tondo etwas gutmachen.
    „Nein, du fliegst“, entschied Hellen. „Ming und du.“ Nach einer Weile fügte sie hinzu: „Und Utta. Mit dem Gebirge dazwischen könnte es Probleme der Funkverbindung geben. Es genügt völlig, wenn Tondo und ich hierbleiben.“
    Tondo aber war es zufrieden. Er war so zufrieden, daß er Juri gut zuredete und ihn schließlich von der Zweckmäßigkeit des Arrangements überzeugte. Er fühlte sich nämlich zu diesem Zeitpunkt an seinem Arbeitspult im Raumschiff viel nützlicher als bei der Entdeckung irgendwelcher Einzelheiten – wenn nur die Sache selbst in Gang kam.
     
    Die drei Delegierten hatten im stillen erwartet, diese Kolonie werde sich als etwas Besseres erweisen, irgendwie vernünftiger eingerichtet, leichter zugänglich sein als der Hof des Iskatoksi, kurz: ihrer eigenen gesellschaftlichen Struktur näherstehen. Aber da wurden sie – wenigstens vorläufig – arg enttäuscht.
    Zuerst war es gar nicht einfach, die Kolonisten überhaupt zu finden. Die drei hatten zwar Empfehlungsschreiben, ein offenes vom Götterboten und ein geheimes von Kisa. Sie wußten auch, daß es so etwas wie eine Hauptstadt gab oder, richtiger, eine zentrale Ansiedlung. Aber Karten existierten nicht, und die Kolonisten siedelten in einem praktisch endlosen Waldgebiet jenseits des Nordgebirges. Es lagen zwar Wegbeschreibungen vor, aber wie lange hätten sie gebraucht, wenn sie einem solchen Weg hätten folgen wollen? Und aus der Luft gesehen, verloren sich alle Wege in der Undurchdringlichkeit der Baumkronen. Denn das war ein anderer Wald als der, den sie vom Südgebirge her kannten: Er war höher, dichter und bestand wohl auch vorwiegend aus andersartigen Bäumen.
    Nachdem sie sich eine Zeitlang ergebnislos mit den Luftbildern abgemüht hatten, beschlossen sie, am Rand des Gebirges in geringer Höhe entlangzuschweben. Irgendwo mußten schließlich Paksi sein oder wenigstens Spuren ihrer Arbeit, und dann würde man weitersehen. Dann aber, als sie solch eine Spur gefunden hatten, den Ausgang eines Bergwerks vermutlich, erwies sich das Weitere als gar nicht so einfach.
    Dieser Platz war eine kleine ebene Waldlichtung vor einer Felswand. Hier ragte kein Felszacken über die benachbarten Wipfel hinaus, wie das sonst öfter zu sehen war, auffallend jedoch waren die verschiedenfarbigen Gesteinshaufen auf der Lichtung. Aus seitlicher Sicht konnte man die Stollenmündung sehen, und nachdem sie eine halbe Stunde gewartet, aber keinen Pak erblickt hatten, ließen sich Utta und Juri aus etwa zweihundert Meter Höhe nach unten liften. Danach zog Ming, der an Bord geblieben war, den Schweber sofort wieder hoch – im Rahmen des Möglichen wollten sie ja auch weiterhin vermeiden, den Paksi ihre technischen Mittel zu Gesicht zu bringen.
    Vom Boden aus wirkte dieser Wald noch seltsamer und befremdender. Sie sahen ihn sich gründlich an – mußten sie doch damit rechnen, daß ihr Besuch in der Kolonie sich nur unter solchem Wald abspielen würde, der allem Anschein nach die ganze Region bedeckte.
    Der Wald hatte zwei deutliche, ja geradezu kraß unterschiedene Etagen.
    Die Bäume, im Durchschnitt etwa zehn Meter hoch, standen ziemlich licht.

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