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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Abstand, damit jeder Bewegungsfreiheit hat und notfalls dem anderen zu Hilfe kommen kann“, schlug Juri vor. „Wer weiß, was hier im Gange ist. Als Raumfahrer haben sie uns doch bestimmt nicht erkannt!“
    Sie horchten nun auch aufmerksam auf alle Geräusche, denn der Wald war ja nicht still: Aus den Baumkronen kam ein leises, gleichförmiges Rauschen, ab und zu drang aus unbestimmbarer Richtung ein dumpfes Poltern zu ihnen, vielleicht stürzte irgendwo ein alter Baum zu Boden. Es schien also nicht ganz ungefährlich zu sein in diesem Wald, und Utta übernahm es, nach oben zu sehen, um rechtzeitig warnen zu können, falls so ein Riese sie bedrohen sollte. Sie kamen darauf, als sie über einen Stamm klettern mußten, der sich quer über den Pfad gelegt hatte.
    Und Tierlaute gab es natürlich auch: schrille und flötende Vogelstimmen, manchmal den schwirrenden Flug eines großen Insekts. Sogar eine Art von Spechten schien hier zu hämmern. Je aufmerksamer sie lauschten, um so mehr Geräusche unterschieden sie, ohne daß sie bei allen die Herkunft bestimmen oder auch nur vermuten konnten.
    Der andere Pfad, ebenfalls gewunden, schien um das Dorf herumzuführen. Ming, der von oben mit Hilfe der Funkpeilung ihren Weg verfolgte, bestätigte, daß sie einen großen Bogen beschrieben. Als sie gerade an einem kleinen Felsen vorbeigingen, sah Utta plötzlich, wie sich über Juri etwas vom oberen Rand des Felsens löste. Sie schrie, um ihn zu warnen, und spürte im selben Augenblick, wie eine schwere Last auf Rücken und Schultern prallte und sie niederwarf. Im Hinstürzen sah sie von oben mehrere Paksi auf den Pfad zwischen ihr und Juri springen. Juri, den sie nicht hatten niederwerfen können, schlug verzweifelt um sich. Utta spannte alle Kräfte an, um sich aufzurichten, es gelang ihr auch. Ein Pak zog an ihrem linken Bein, sie schleuderte ihn mit einer kräftigen Bewegung fort. Himmel, wohin sind wir nur geraten, dachte sie und verteilte Hiebe nach allen Seiten. Schon aber spürte sie, daß sie der Übermacht nicht mehr lange würde standhalten können.
    „Sieh zu“, keuchte Juri, „daß du den Panzer…“ Sie hatte eigentlich mehr an die Handkopie gedacht, aber die war hier wohl nutzlos auf so engem Raum. Noch einmal schüttelte sie sich frei, griff blitzschnell zum Gurt, ließ sich dann fallen und blieb ruhig liegen. Im Fallen sah sie, daß Juri das gleiche getan hatte.
    Ming fragte besorgt, und Juri, allmählich wieder Atem gewinnend, erstattete Bericht. „Jetzt versuchen sie erst einmal, uns die Arme und Beine auszureißen“, sagte er dann, schon wieder fast vergnügt, „aber dazu reicht es nicht. Wenn wir allerdings den Panzereffekt nicht hätten, wäre das weniger lustig.“
    „Ein Glück, daß sie uns für Roboter halten“, meinte Utta, die nun auch ihren Humor wiedergewann, „und Roboter sind sich wenigstens für die gegenseitige Vernichtung zu kostbar.“
    „Übrigens scheinen das hier wieder andere Paksi zu sein, wohl auch Soldaten, bloß haben die hier blaue Umhänge mit einer weißen Sonne.“
    Die Paksi gaben den Versuch auf, die Menschen zu demontieren, hoben sie auf und trugen sie auf dem Pfad weiter. Die drei einigten sich schnell, abzuwarten, was weiter geschehen würde, und diskutierten inzwischen.
    „Es werden wohl Soldaten dieser Kolonie sein“, meinte Ming, „daher die gegensätzliche Kennzeichnung zu den Truppen des Iskatoksi.“
    „Ein etwas primitives Gegenteil“, meinte Juri abschätzig.
    „Vielleicht haben sie außer der materialeigenen Färbung nur Blau und Weiß zur Verfügung“, mutmaßte Utta, „und auf das Symbol wollten sie nicht verzichten.“
    Sie wurden auf eine frisch geschlagene Lichtung getragen, die abgeschnittenen Ranken, Zweige und Sträucher, am Rande einfach aufgestapelt, waren noch nicht verwelkt. Hier sahen sie nicht die zeltartigen Hütten wie in jenem Dorf, sondern nur da und dort eine aufgespannte Folie als Schutz gegen den Regen, der jetzt gerade einsetzte. Unter einem solchen Dach schritten zwei Paksi im Gespräch auf und ab, der eine in blauem Kittel mit weißer Sonne und einigen zusätzlichen Verzierungen, die wohl Rangabzeichen waren, der andere in normalem Graubraun, aber ebenfalls mit verschiedenem Zierat geschmückt. Vor diesen beiden wurden sie niedergelegt.
    Er dauerte keine fünf Minuten, und sie waren nicht mehr Gefangene, sondern hochgeehrte Gäste. Der verzierte Blaukittel war der Kommandeur der Truppe, der andere der Chef des Bergwerks,

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