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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Sie trugen kurze, starke Äste, und nur die Wipfel waren belaubt und verflochten sich weit oben miteinander zu der zusammenhängenden Decke, die sie von oben gesehen hatten. Von hier unten freilich wirkte sie gar nicht so undurchdringlich, im Gegenteil, sie ließ so viel Licht durch, daß es bei Sonnenschein für irdische Augen wohl immer noch blendend hell gewesen wäre. Selbst jetzt, bei geschlossener Wolkendecke, entsprach die Beleuchtungsstärke einem irdischen Sonnentag.
    Genügend Licht jedenfalls für die zweite Etage: ein wildes Dickicht holzfreier oder doch holzarmer Pflanzen, das überall die Zwischenräume füllte, die die hohen Bäume ließen, zum Teil auch an diesen aufgehängt war, nach Art irdischer Rankengewächse etwa. Dieses Gestrüpp war fast überall mindestens einen Meter hoch, aber selten höher als zwei Meter. Als Utta und Juri auf einen Steinhaufen kletterten, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Zwischen den hohen Stämmen hindurch konnte man sehr weit sehen, aber der niedrige Bewuchs bildete, schräg von oben betrachtet, eine zusammenhängende Fläche, gleichsam einen zweiten Waldboden, eine endlose grüne Zeltbahn, die zwischen den Bäumen aufgespannt war. Übrigens, ganz so gleichmäßig war die Fläche doch nicht: Utta sah auch eine Stelle, wo das untere Dickicht zerfetzt war. Dort wuchsen anscheinend jüngere Vertreter der hohen Baumgattung, die mit ihren Wipfeln erst knapp über die untere Etage hinausragten. Sollte es so sein, daß die Baumriesen erst dann Platz für ihren Nachwuchs schufen, wenn einige von ihnen umstürzten? Ein Biotop also aus zwei Komponenten, die sich gegenseitig negierten? Utta konnte sich nicht entsinnen, ob es auf der Erde etwas gab, was dieser krassen Gegensätzlichkeit entsprochen hätte. Vielleicht war das höhere Angebot an Sonnenenergie hier die Ursache? Utta war zwar keine Biologin, aber sie nahm sich vor, Hellen danach zu fragen.
    Juri dagegen beschäftigten wie stets praktische Dinge. „Da ist ein Pfad“, sagte er, sprang von dem Steinhaufen herunter und reichte Utta die Hand. „Komm!“
    Tatsächlich, von der anderen Seite des kleinen Platzes führte ein Weg in den Wald, sichtbar künstlich angelegt, durch das grüne Dickicht geschlagen und offenbar häufig benutzt, denn es war keine Stelle zu sehen, wo er etwa zuzuwachsen drohte. „Wollen wir nicht ein Stück in den Stollen hinein?“ fragte Utta neugierig. Aber Juri schüttelte den Kopf, und auch Ming, vom Schweber aus, riet davon ab.
    Juri und Utta folgten also dem Pfad, der stellenweise etwas gewunden verlief, weil er die großen Bäume umging. Nach ein paar Minuten kamen sie an eine Gabelung. Juri zögerte einen Augenblick und wählte dann die linke Abzweigung, die offenbar weiter am Rand des Gebirges entlangführte.
    Es war nicht ganz eben hier, auch wich der Pfad ab und zu einem größeren Felsblock aus, so daß sie nie sehr weit sehen konnten. Plötzlich blieb Juri stehen. Gleichzeitig meinte Utta, von vorn her einen Ruf zu vernehmen. Gespannt sah sie Juri über die Schulter.
    Vor ihnen weitete sich der Pfad zu einer Lichtung. Auf einer kleinen Hügelkuppe war das Dickicht in einem Kreis von etwa zwanzig Meter Durchmesser gerodet, statt dessen standen zwischen hohen Bäumen – nun ja, Zelte war wohl der passendste Ausdruck für die niedrigen Hütten, die anscheinend mit Plastfolie überspannt waren.
    Dazwischen aber wimmelte es von Paksi, die jetzt alle auf den Pfad zugelaufen kamen und…
    Juri wollte einen Schritt zurücktreten, aber Utta stand zu dicht hinter ihm. Er schrie leise auf und riß die Arme vor das Helmfenster, und nun sah auch Utta, daß die Paksi mit Steinen nach ihnen warfen. Schnell zog sie Juri ein Stück zurück, bis sie durch die Biegung gedeckt waren.
    „Helm zu und Panzereffekt!“ sagte Juri.
    „Was ist los?“ wollte Ming wissen, der ja von oben nichts sah.
    „Wir sind auf ein Dorf gestoßen“, berichtete Juri, „und da wurden wir mit Steinwürfen empfangen!“
    Sie warteten eine Weile, aber niemand kam. Anscheinend reichte es den Paksi aus, daß sie sie verjagt hatten.
    Utta hatte große Lust herauszufinden, warum sie hier so unfreundlich begrüßt wurden, aber Juri schaltete den Panzereffekt wieder ab und meinte: „Wir gehen zurück bis zur Gabelung und nehmen den anderen Pfad, der muß ja auch irgendwohin führen.“
    „Ich habe den Punkt auf der Karte markiert, berichtet mir sofort, wenn ihr etwas bemerkt“, sagte Ming.
    „Am besten, wir halten etwas

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