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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Situation der Kolonie.
    Als sie sich dann später verabschiedet hatten und den Pfad ins Innere des Waldes weitergingen, damit die Paksi nicht sähen, wie sie an Bord des Schwebers genommen wurden, berichtete Juri: „Der war wirklich sehr interessiert. Ich glaube, der wird den anderen zwingen, den Stollen ausbauen zu lassen.“
    „Wäre schön“, sagte Utta, „wenn wir damit das Schlimmste verhindert hätten.“ Sie seufzte – leider hatten sie weder Zeit noch Möglichkeit, nachhaltiger einzuwirken.
     
    Tondo fand immer mehr Gefallen an Ito, diesem gelehrten Pak vom Hofe des Iskatoksi. Er kannte zwar die Warnungen, die sowohl Kisa als auch dieser Götterbote den Menschen hatten zukommen lassen, aber er gab immer weniger darauf. Dieses Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung brachte Mißtrauen und Intrigen hervor, das wußte Tondo, und wahrscheinlich war die grundsätzlich negative Beurteilung anderer nichts als eine gewöhnliche Vorsichtsmaßnahme. Ito dagegen warb förmlich um Tondos Vertrauen, anders war es wohl nicht zu erklären, daß er ihm sogar die Berichte zeigte, die er von Zeit zu Zeit für den Hof anfertigte, und ihn bat, sie zu korrigieren, wenn sich eine falsche Darstellung eingeschlichen haben sollte.
    Jeden Tag unterhielten sie sich mehrere Stunden lang, und Ito ging immer mehr aus sich heraus. So erfuhr Tondo auch manches Interne über den Hof, das wieder Raja zugute kam – Fakten, die dann auch von Kisa bestätigt wurden. Es erwies sich, daß keine Lüge, keine Entstellung unter Itos Mitteilungen waren. Höchstens einmal beurteilte er die Zusammenhänge anders als Kisa.
    Allerdings wußte Tondo aus der Geschichte, bis zu welcher Kunst in jener Epoche die Verstellung entwickelt worden war, und bewahrte sich noch einen Rest von Vorbehalt, zumal Ito bisher kein Wort über die Kolonie verloren hatte. Freilich hatte sich bisher noch keine Situation ergeben, in der man direkt von einem Verschweigen hätte sprechen können, denn zumeist drehten sich die Gespräche entweder um wissenschaftliche oder um persönliche Dinge. Tondo beschloß also, Ito auf die Probe zu stellen.
    Er unterwies Ito in der Landvermessung und in der Zeichnung von Landkarten. Dabei begann er mit der unmittelbaren Umgebung, die sie praktisch vermessen konnten, und vergrößerte allmählich das zu kartographierende Gebiet, wobei er auch Luftaufnahmen zu Rate zog. Felsengruppen in der Wüste, der Fluß und das Südgebirge wurden mit einbezogen, und schließlich war der Maßstab so verkleinert, daß die Karte weit über das nördliche Gebirge hinausreichte, den Teil also miterfaßte, auf dem die Kolonie lag.
    Und dann stellte Tondo die Frage, die er die ganze Zeit über im Sinn gehabt hatte: „Leben da überall Paksi?“
    Ito hätte nun einfach bejahen können. Er berichtete jedoch von sich aus über die Kolonisten und deren Widerspenstigkeit, nicht mit Sympathie freilich, aber ohne etwas Wichtiges wegzulassen, wenigstens soweit Tondo das beurteilen konnte. Er erwähnte sogar, daß es seinerzeit nicht gelungen sei, die Kolonie niederzuwerfen, und daß man am Hofe lange Zeit die Lebensfähigkeit dieses Gebildes unterschätzt habe.
    Warum er bisher nichts davon erzählt habe, wollte Tondo wissen.
    Man spreche nicht gern darüber, war die Antwort.
    Und wie das denn weitergehen solle?
    Ito zögerte, und an seinen Bewegungen glaubte Tondo zu erkennen, daß dieses Zögern kein einfaches Überlegen war, sondern eine wirkliche Entscheidung begleitete. Ganz sicher war er aber nicht. Doch die Antwort, die Ito dann schließlich gab, befriedigte ihn tief.
    Es habe, sagte Ito, am Hofe immer mal wieder Tendenzen gegeben, die Kolonisten niederzuwerfen, aber sie seien ebenso regelmäßig von realistischen Betrachtungen abgelöst worden, so daß sie eigentlich nicht mehr recht ernst genommen worden wären. In letzter Zeit habe die kriegerische Tendenz jedoch bedeutend an Boden gewonnen, und es stehe wohl ein Feldzug des Iskatoksi bevor. Ob er allerdings zu dem gewünschten Ergebnis führen werde, das müsse er, Ito, bezweifeln. Denn er habe heimlichen Kontakt mit einigen Kollegen dort, mit Wissenschaftlern, und wenngleich er nicht in allem mit ihnen übereinstimme, so müsse er doch sagen, daß sie dort eine größere Rolle spielen als am Hofe des Iskatoksi und in vielen Dingen weiter seien.
    Von diesem Gespräch an genoß Ito zumindest Tondos volles Vertrauen, denn er hatte eine Information gegeben, von der er kaum wissen konnte, daß die

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